Zoomen in der Zeitdimension - "Seven days and one week"
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"Seven days and one week" sicherlich eine der besten Scheiben, die jemals auf einem Plattenteller ihre Runden gedreht hat. Darum soll es an dieser Stelle aber nicht gehen, sondern um das Zoomen in der Zeitdimensionen von Charts. Der Titel dieser Meldung bringt es nämlich ziemlich genau auf den Punkt. Teil des so genannten diskretionären "Chart Readings" ist das Begutachten der verschiedenen Chartintervalle wie Wochen-, Tages- und 60 Minutencharts. Insbesondere im Bereich wichtiger charttechnischer Strukturen ist es unerläßlich vom Wochenchart in die Mikromuster, hier insbesondere den Tageschart herunterzuschalten.
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Anhand von Beispielen läßt sich die Thematik am sinnvollsten erklären.
Anbei der klassische Linienchart vom Nasdaq100 Index. Dargestellt ist der Kursverlauf seit Anfang 2003. Sie erkennen die Rallye in 2003, anschließend in 2004 die Konsolidierung. Mit diesem Linienchart lassen sich übergeordnete Trends erkennen, teilweise auch Kursmuster. Als Übersichtsdarstellung ist diese Chartart gut geeignet.
Anbei nun der Kerzenchart vom Nasdaq100 im Wochenintervall. In diesem so genannten Wochenchart steht eine Kerze für den Zeitraum einer Woche. Eine weiße Kerze ist eine bullische Kerze, der Index ist in dem Zeitraum dieser Woche also gestiegen. Eine rote Kerze ist eine bärische, der Index ist in diesem Zeitraum gefallen. In eine solche Chartdarstellung lassen sich in der Regel sehr viele Trendlinien einzeichnen. Einen guten charttechnischen Analysten zeichnet es aus, dass er die wirklich dominanten Linien sondiert und den gesamten restlichen Wirrwarr als zumindest temporär irrelevant klassifizieren kann. Keine Frage. Wenn man einen Chart verschiedenen Charttechnikern vorsetzt, werden diese hier und da unterschiedliche Nuancen beim Sondieren dominanter Chartstrukturen setzen. Das ist auch gut so. Im vorliegenden Fall habe ich 2 Trendlinien als die maßgeblichen für den Kursverlauf in 2004 und 2005 ermittelt. Das Konsolidierungsmuster in 2004 läßt sich als relativ angeordneter Doppelboden und als symmetrisches Dreieck interpretieren. Aus beiden gab es im August 2004 einen Fehlausbruch nach unten, der jedoch in wenigen Wochen durch ein "Rebreak" wieder ausgebügelt werden konnte.
Wichtig für die Erläuterung des Themas dieses Artikels ist der Punkt, wo der Nasdaq auf Trendlinie A aufsetzt und nach oben abprallt. Die 3 Wochenkerzen, die auf der Trendlinie A zustandegekommen sind, zeigen kein wirklich durchschlagend bullisches Muster.
Anbei der Kerzenchart vom Nasdaq100 diesmal Tagesintervall. Im Tageschart steht eine Kerze für den Zeitraum eines Tages. Durch das Umschalten vom Wochen- in das Tagesintervall erhöhen wir die Auflösung in der Zeitdimension des Charts. Wir schauen mit einer Lupe auf den Chart. Unter dieser Lupe läßt sich im Tageschart auf Trendlinie A eine bullische Doppelbodenformation sondieren. Et voila. Dies war ein guter Anhaltspunkt bei der Auswertung der Chartsituation im Nasdaq. Wenn Sie unsere Analysen auf GodmodeTrader.de mitverfolgt haben, erinnern Sie sich, dass wir auf diese Entwicklung und die mittelfristig nach oben hebelnde Wirkung hingewiesen hatten.
Der hier dargestellte Kerzenchart vom Nasdaq100 im 60 Minutenintervall zeigt nun das Mikromuster. Eine Kerze steht hier für den Zeitraum einer Stunde. Auf Trendlinie A hatte sich ein bärisches relatives Rounding Top ausgebildet. Es gab für einige wenige Stunden einen kleinen Fehlausbruch unter demn Scheitelpunkt desselben. Das "Rebreak" war Basis für die Ausbildung von Leg 2 des im Tageschart gezeigten Doppelbodens.
Sie sehen, dieses Beispiel zeigt die Bedeutung der Auswertung der unterschiedlichen Zeitintervalle auf. Die Richtung ist in der Regel die Folgende: Wochenchart, Tageschart, 60 Minutenchart, 15 Minutenchart. Je nachdem, in welchem Zeitfenster Sie als Trader oder Investor vornehmlich aktiv sind. Der Investor konzentriert sich selbstverständlich auf Monats-, Wochen- und Tageschart.
1.)
Im Folgenden nun eine ganze Reihe weiterer Beispiele. Anhand von Beispielen, die oft selbsterkärend sind, läßt sich der Sachverhalt am besten darstellen.
Nasdaq Composite. Wochenchart (1 Kerze = 1 Woche) seit 1995. Der mit dem hohen Rechteck markierte Chartbereich wird in dem Tageschart (1 Kerze = 1 Tag) darunter dargestellt.
Nasdaq Composite. Tageschart (1 Kerze = 1 Tag) . Bei der Erklärung der Spidertop-Trendwendeformation hatte ich dieses Beispiel bereits schon einmal angeführt. Im Tageschart zeigt sich eine wunderschöne Spidertop-Trendwendeformation. Es handelt sich hier um ein bärisches Kursmuster, das bei Bruch der SELL Triggerlinie (Nackenlinie) einen meist massiven Kursverfall einleitet. Der Bereich des Alltimehighs vom Nasdaq Composite konnte also charttechnisch sehr wohl sondiert werden! Ausschlaggebend war das Muster im Tageschart, nicht Wochenchart.
2.)
Semiconductor Index (SOX). Monatschart (1 Kerze = 1 Monat) seit 1998 mit Wochenchartausschnitt. Das große Korrekturtief in 1998 konnte über das Herunterzoomen vom Monatschart in den Wochenchart ermittelt werden. Die 3 Monatskerzen zeigen kein wirklich "prickelndes" Muster, aber der Wochenchart. Im Wochenchart bildete sich ein klassischer Doppelboden aus. Doppelböden, bei denen die beiden Kerzen der Tiefs lange untere Schatten aufweisen, sind besonders aussagekräftig.
3.)
DOW Jones. Wochenchart (1 Kerze = 1 Woche) seit März 2002. Die Konsolidierung in 2004 ist mit 2 Begrenzungslinien, einer unteren und einer oberen, gekennzeichnet. Für die Laien unter ihnen. Erst die 3. Auflagepunkte, oben und unten, konnten über diese Trendlinien sondiert werden. Mindestens 2 Auflagepunkte sind im Vorfeld erforderlich, um die Linien einzeichnen zu können.
Hier sehen Sie den Tageschart mit Darstellung der Konsolidierung aus dem Jahr 2004. Und wieder lohnte es sich, auf den Wochenchart mit Lupe draufzuhalten und das Tageschartintervall zu begutachten. Was die obere Begrenzungslinie der 2004er Konsolidierungsrange anbelangt, konnte hier Auflagepunkt 2 sehr wohl ermittelt werden. Es handelt sich um ein untypisches (bärisches) Spidertop. Auch der Auflagepunkt 2 der unteren Begrenzungslinie war über den Tageschart vermittelbar. Hier bildete sich nämlich eine (bullische) Doppelbodenformation. Auflagepunkt 3 der unteren Begrenzungslinie zeigt im Tageschart eine bullische Candlestickformation aus der "Morning Star" Klasse. Es ist kein echter "Morning star", aber der Herleitungsmechanismus ist derselbe.
4.)
DAX Future. Einfacher Linienchart als Übersichtsdarstellung. Rallye in 2003, Konsolidierung in 2004. Ab August 2004 konnte der FDAX wieder zu einer Aufwärtsbewegung ansetzen, in deren Rahmen neue Bewegungshochs ausgebildet werden konnten.
DAX Future. Wochenchart (1 Kerze = 1 Woche) mit Tageschartausschnitt.. Chart B. Hier ist der Bereich dargestellt, der in dem Linienchart umrahmt ist. Es geht um die Konsolidierung im Verlauf 2004. Im August gab es den Fehlausbruch. Runtergezoomt in den Tageschart ist direkt unter dem Ausbruchsniveau von 3.766 Punkten eine kleine inverse SKS Bodenformation zu erkennen, die den Future wieder zurück in die übergeordnete Konsolidierungsrang 2004 hebelte.
DAX Future. Tageschart (1 Kerze = 1 Tag). Chart C. Im April/Mai dieses Jahres konnte sich im Bereich der Marke von 4.234 Punkten im Tageschart eine Doppelbodenformation ausbilden. Im Rahmen des anschließenden Pullbacks (Rücksetzers) bildete sich eine zweite diesmal relativ angeordnete Doppelbodenformation aus. Beides im Linien- oder Wochenchart nicht erkennbar, erst das Herunterschalten auf das Tagesintervall bringt die maßgeblichen Muster zum Vorschein.
5.)
Goldindex ($XAU). Wochenchart (1 Kerze = 1 Woche) seit Anfang 2002. Im 3. Quartal 2003 bildete sich eine (bärische) Doppeltopformation aus, die im Wochenchart gut erkennbar ist.
Goldindex ($XAU). Tageschart (1 Kerze = 1 Tag) . In dieser feineren zeitlichen Auflösung zeigt sich, dass man das Hoch des zweiten Tops sondieren konnte. Eine hochgradig bärische SKS Trendwendeformation bildete sich aus. Mit Auswertung des Tagescharts war es also möglich, noch früher in den Index short zu gehen. In unserem charttechnischen Tracking vom Goldindex hatten wir diese Entwicklung übersehen! Übrigens kann anhand des Beispiels des Goldindex eine weitere wichtige Regel beschrieben werden. Zeigen sich in den unterschiedlichen Zeitintervallen Kursmuster ähnlicher Aussagekraft, ist dies bestägend zu werten. Im Wochenchart ein Doppeltop, im Tageschart ein Spidertop. Das ist bärisch!
6.)
US Leichtöl / Light Sweet Crude Oil im Julikontrakt 2005. Wochenchart (1 Kerze = 1 Woche). Darunter der Tageschart des Commodity Futures. Im Wochenchart und Tageschart zeigt sich über Dezember 2004 bis Januar 2005 eine Doppelbodenformation. In beiden Chartintervallen also identische Formationen. Das ist bullisch!
7.)
CISCO Systems (CSCO). Wochenchart (1 Kerze = 1 Woche). Im bisherigen Verlauf 2005 konnte die Aktie auf der BUY Triggerlinie (Nackenlinie) einer aus den Jahren 2002/2003 herrührenden komplexen inversen SKS Bodenformation einen (bullischen) Doppelboden ausbilden.
CISCO Systems. Tageschart (1 Kerze = 1 Tag) . Das zweite Tief (leg 2) des Doppelbodens, der im Wochenchart so eindrucksvoll erkennbar ist, zeigt sich im Tageschart ebenfalls als Doppelboden. Das bedeutet, dass man über die Feinjustierung im Tageschart den großen Wochenchart-Doppelboden früher kaufen konnte!
8.)
MCDONALDS (MCD). Wochenchart (1 Kerze = 1 Woche) mit Tageschartausschnitt. Im Wochenchart ist zu erkennen, dass die Konsolidierung in 2005 in den Bereich der exp. GDL 50 (EMA50/blaue Linie) gelaufen war. In 2004 konnte dieser wichtige gleitende Durchschnitt etwaige Konsolidierungen kontern. Insofern der berechtige Blick auf diese Chartstruktur auch in 2005. Im Tageschartausschnitt zeigt sich direkt unterhalb des gleitenden Durchschnitts eine kleine inverse SKS Bodenformation. Dies war der entscheidende Anhaltspunkt die Aktie zu kaufen. Wie Sie sehen, zog das Papier anschließend tatsächlich deutlich an.
9.)
INTEL (INTC). Wochenchart (1 Kerze = 1 Woche). Bei 22,09 $ liegt eine zentrale, innere horizontale Unterstützungslinie.
INTEL (INTC). Tageschart (1 Kerze = 1 Tag) . Auf dieser Unterstützung bildete sich eine inverse SKS Bodenformation aus. Perfekt. a) Dominante Chartstruktur über den Wochenchart ermittelt, b) anschließend erneut Feinjustierung über den Tageschart vorgenommen. Die Feinjustierung dient dazu, um zu ermitteln, ob eben diese dominante Struktur weiterhin von Bedeutung ist, oder ob der Markt sie diesmal aufgeben könnte. Es ist also eine Art Rückversicherung.
Autor: Harald Weygand - Chefredakteur/Headtrader http://www.godmode-trader.de
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