Kommentar
08:00 Uhr, 16.10.2007

Zink – Preise weiter unter Druck

Die Zinkpreise fallen schon seit mehreren Monaten. Kurze Gegenbewegungen erwiesen sich allesamt als kraftlos. Zwar ist nicht genügend Zink vorhanden. Die Lagerbestände sind knapp. Spekulanten und Hedgefonds meiden das Zink aber, da mehrere Zinkoxidminen für die kommenden Wochen und Monate eine höhere Produktionsmenge prognostizieren. Zwar wird die Erhöhung des Angebots nicht sofort dazu führen, dass die wichtigen Lagerbestände der Zinkschmelzen ansteigen können, freilich wird es aber zu einer Entspannung des Verhältnisses zwischen Angebot und Nachfrage führen.

Das Blei-Zink-Verhältnis

Zink wird in den Minen oft in einem festen Verhältnis zu Blei gewonnen. Da ist es schon ein wenig verwunderlich, dass die Bleipreise soviel stärker tendieren. Betrachtet man die beiden Metalle jedoch genauer, so wird man feststellen, dass die Lagerbestände der Bleihersteller deutlich unter den Niveaus der Zinkschmelzereien liegen. All dies ist auf die überaus starke chinesische Bleinachfrage zurückzuführen. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass sich eine merkliche Produktionsausweitung bei Zinkoxiden negativ auf den Bleipreis auswirken wird.

Bleipreise seit November 2006 (Klicken für Profichart)

China: Blei ja, Zink nein

Während die chinesische Nachfrage das weltweite Bleiangebot verknappt, sorgte China kurioserweise bei Zink für ein deutlich gestiegenes Weltangebot. Denn von November 2006 bis März 2007 weitete die Volksrepublik ihre Zinkexporte deutlich aus, was den Zinkmarkt geradezu überflutete. Als Folge knickten die Preise auf dem Weltmarkt ein. Zwar war der hohe Exportüberschuss nicht von Dauer. Heute sind die chinesischen Zinkexporte wieder zurückgegangen. Die hohen Nettoexporte unterstreichen aber die Bedeutung Chinas bei der Preisbildung von Zink.

Zink: Unstete Weltnachfrage

Die Zinknachfrage stieg im Jahr 2006 um 4,2% und damit ungefähr im Gleichtakt mit dem Weltwirtschaftswachstum. Im Vorjahr stagnierte die Nachfrage, was aber vor allem auf ein sehr rasantes Wachstum im Jahr 2004 zurückzuführen war. Die Zinknachfrage in den ersten sieben Monaten des Jahres 2007 lag 3,1% über dem entsprechenden Vorjahreszeitraum. Im Ländervergleich liegt China mit einem Nachfragezuwachs von 10,7% seit Jahresbeginn an der Spitze, während die Zinknachfrage in den USA im gleichen Zeitraum sogar leicht rückläufig war.

Enge Beziehung: Weltwirtschaftswachstum und Zinkpreis

Die Nachfrage nach dem silbriggrauen Metall ist sehr eng gekoppelt an das Weltwirtschaftswachstum. Die Unsicherheit über die weitere Entwicklung der Weltwirtschaft nach der Kreditkrise in den USA führte zu zahlreichen Sicherheitsverkäufen bei Fonds, die auf weiter steigende Zinkpreise gesetzt haben, und bewegte außerdem viele dazu, auf fallende Zinkpreise zu setzen. Viele Experten sehen aber eine Rezession in den USA als wenig wahrscheinlich an. Auch der ehemalige US-Notenbankchef Alan Greenspan hat seine Rezessionsprognosen mittlerweile relativiert. In einem Interview gab er die Rezessionsgefahr in den USA mit unter 50 Prozent an. Eine Wachstumsabschwächung sei aber unübersehbar. Zur Begründung seiner Einschätzung sagte Greenspan, die Hypothekenkrise beginne sich zu entspannen und auch die Finanzmärkte kehrten langsam zur Normalität zurück. Nach unserer Ansicht dürfte sich die Weltwirtschaft weiter positiv entwickeln, insbesondere dann, wenn das Wachstum Chinas weiter im zweistelligen Bereich liegen sollte. Die Kurse in Shanghai und am Hang Seng in Hong Kong steigen stark an und eilen von einem Allzeithoch zum nächsten, was nicht zuletzt darauf hindeutet, dass eine Fortführung des chinesischen Wachstums zumindest erwartet wird. Die Zinknachfrage dürfte also weiter auf einem hohen Niveau liegen.

Zusammenfassung

Wir sehen bei Zink also ein steigendes Angebot. Dieses wird aber höchstwahrscheinlich nicht groß genug sein, um die Lagerbestände der Zinkschmelzereien wieder auf „Wohlfühlniveaus“ anzuheben, was die Möglichkeit kurzer und kräftiger Zwischenrallyes im Zinkpreis offen hält. Wir rechnen aber nicht damit, dass die Rallyes am Zinkmarkt einen langen Atem haben werden. Vielmehr dürfte sich übergeordnet über die nächsten Monate die Abwärtsbewegung am Zinkmarkt fortsetzen. Die niedrigen Zinkbestände bei den Schmelzereien dürften die Abwärtsbewegung aber begrenzen.

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Quelle: Rohstoff-Report

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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