ZEW-Umfrage: Endzeitstimmung statt Sommerhoch!
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Externe Quelle: Nord/LB
Das Mannheimer ZEW hat aktuelle Zahlen zur Stimmungslage in Deutschland veröffentlicht. Die Vorzeichen standen aufgrund zuletzt schwacher Konjunkturdaten denkbar ungünstig. Und diese Vorgaben haben sich nun auch unmittelbar auf das Umfrageergebnis ausgewirkt. Die Lagebeurteilung bricht regelrecht ein und sinkt auf 17,0 Punkte ab. Damit notiert sie zwar weiterhin im positiven Bereich – die Halbierung des Wertes spricht aber dennoch eine eindeutige Sprache. Ähnliches gilt für die Erwartungskomponente. Wie von uns prognostiziert, rutscht auch sie abermals ab und notiert nun bei einem Wert von –63,9 Punkten. Die ohnehin trüben Aussichten haben sich damit weiter verschlechtert.
• Die fast ausnahmslos schlechten Nachrichten am aktuellen Rand zeichnen für das derzeitige Stimmungsbild verantwortlich. Die rückläufige Lagebeurteilung ist vorrangig auf die schwachen Daten bei den Auftragseingängen und der Industrieproduktion zurückzuführen. Während die Auftragseingänge bereits seit einem halben Jahr rückläufig sind, hatte sich zuletzt auch die Industrieproduktion in Deutschland deutlich abgekühlt. Die Entwicklung der vergangenen Monate ist doch sehr eindeutig und es scheint nur noch eine Frage der Zeit bis auch die Lagebeurteilung in den negativen Bereich abrutscht.
• Hier angekommen ist bereits seit längerem die Erwartungskomponente. Mit einem Wert von –63,9 Punkten scheint die Stimmung nahe dem Tiefpunkt. Der Cocktail aus schmerzlich hohem Ölpreis, anhaltend teurem Euro, Konjunkturabkühlung bis hin zu rezessiven Tendenzen bei wichtigen Handelspartnern sowie hohen Inflationsraten drückt massiv auf die Laune der Umfrageteilnehmer. Hinzu kommt vor diesem Hintergrund die Leitzinserhöhung der EZB. Investitionen werden damit teurer. Auch dieser Umstand hat sicher seinen Anteil an den miserablen Aussichten. Brechen nun auch die Wachstumszahlen für das zweite Quartal ein – für Deutschland rechnen wir mit einem Quartalswachstum von –0,3% Q/Q – dürften sich wohl auch die Notenbanker in Frankfurt fragen, ob die durchgeführte Zinserhöhung nicht doch etwas voreilig war. Zumal der vorgenommene Zinsschritt im Hinblick auf die Inflationsraten wohl lediglich als „Tropfen auf den heißen Stein“ bezeichnet werden muss.
• Fazit: Die aktuelle ZEW-Umfrage schlägt ein wie eine Bombe. Musste von einem Abrutschen der Erwartungskomponente aufgrund einer Reihe negativer Vorgaben ausgegangen werden, überrascht vor allem das deutliche Einknicken der Lagebeurteilung. Man könnte meinen, dass unter den Finanzmarktspezialisten langsam Endzeitstimmung aufkommt. Zuletzt war auch in einigen Zeitungen von drohender Rezession in Deutschland zu lesen. Dies halten wir für übertrieben. Klar ist aber, dass solche Diskussionen nicht zur Beruhigung der Gemüter beitragen. Für uns sind die heutigen Umfrageergebnisse ein klares Indiz dafür, dass auch die hiesige Konjunktur um einen ordentlichen Dämpfer nicht herumkommt. Das Rezessionsgespenst bleibt bei uns aber noch im Keller.
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