Kommentar
14:04 Uhr, 15.07.2003

ZEW-Konjunkturerwartungen unerwartet stark

1. Die ZEW-Geschäftserwartungen haben im Juli einen gewaltigen Sprung nach oben gemacht, von 21,3 auf 41,9 Indexpunkte. Sieht man von der Erwartungsblase im vergangenen Jahr ab, ist dies der beste Wert seit August 2000. Der Indikator befindet sich jetzt wieder oberhalb des langjährigen Durchschnitts von rund 33 Punkten. Die gute Aktienmarktentwicklung und die Euroabwertung im Juli haben in Kombination mit der Perspektive auf höhere Steuerentlastungen im kommenden Jahr die Konjunkturerwartungen stärker nach oben getrieben als es der Bloomberg-Consensus und auch wir erwartet hatten (beide: 24 Punkte).

2. Dieser ungewöhnlich starke Anstieg kontrastiert mit einer unverändert schlechten Lagebeurteilung: Mit -95,8 Punkten bleibt diese gegenüber Juni unverändert, nahe dem absoluten Tiefpunkt von -100 Punkten.

3. Der wiederkehrende Optimismus bei den Finanzmarktakteuren ist erfreulich, deutet er doch darauf hin, dass diese für die nahe Zukunft - in der Fragestellung des ZEW: in sechs Monaten - mehr konjunkturelle Dynamik erwarten. Man muss dennoch zu einer vorsichtigen Interpretation raten, denn die Finanzmarktanalysten blicken "von außen" auf die Konjunktur. Es ist aber auch notwendig, dass die Akteure mit dem Blick "von innen", das heißt die Entscheidungsträger in den Unternehmen, ihre Prognose nach oben nehmen. Deren Meinung wird eher von den ifo-Geschäftserwartungen abgebildet. Dass der Blick auf die ifo-Geschäftserwartungen u.a. aus diesem Grund derzeit lohnt, zeigen die nachfolgenden Schaubilder. Dort sind den Vorjahresveränderungsraten des Bruttoinlandprodukts einmal die ifo- Geschäftserwartungen und einmal die ZEW-Konjunkturerwartungen gegenübergestellt. Es zeigt sich, dass der Zusammenhang zwischen den ifo-Geschäftserwartungen und dem Bruttoinlandsprodukt enger ist und deren Vorlauf im besten Fall ein Quartal beträgt. Bei den ZEW-Konjunkturerwartungen ist der Vorlauf um ein Quartal in der Vergangenheit stabiler gewesen, der Zusammenhang aber nicht ganz so strikt. Würde man die ZEWKonjunkturerwartungen nun wörtlich nehmen, dann müsste das zweite Quartal im Vorjahresvergleich eine Beschleunigung bringen. Unsere Prognose deckt sich dagegen eher mit den ifo-Geschäftserwartungen, die eine leichte Verlangsamung im zweiten Quartal anzeigen.

4. Wir deuten die heutigen Daten als ein weiteres Zeichen, dass der Tiefpunkt der konjunkturellen Schwächephase im ersten Halbjahr dieses Jahres erreicht wurde. Im Verlauf dieses Jahres belebt sich zwar die wirtschaftliche Entwicklung, sie bleibt aber schwach. Die Lagebeurteilung wird sich in den nächsten Monaten endlich wieder verbessern. Ausgehend davon kann es aber angesichts der verhaltenen konjunkturellen Perspektiven durchaus auch wieder zu einer leichten Abwärtskorrektur der ZEW-Konjunkturerwartungen kommen.

Quelle: Deka

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