Kommentar
15:08 Uhr, 14.10.2003

ZEW-Konjunkturerwartungen stabilisieren sich

1. Die deutschen ZEW-Konjunkturerwartungen sind im Berichtsmonat Oktober geringfügig von 60,9 auf 60,3 Punkte gesunken. Die Erwartungen eines äußerst bescheidenen Plus (Bloomberg: 63,0 Punkte, DekaBank: 62,0 Punkte) wurden damit nur geringfügig verfehlt.

2. Drei Gründe haben die Finanzmarktanalysten im Oktober vorsichtig gestimmt. Erstens, der im Befragungszeitraum wieder erstarkte Euro, der die Stärke des Impulses von der Weltwirtschaft in Frage gestellt hatte. Das Ausmaß der Aufwertung im Oktober war zwar im Ausmaß nicht besorgniserregend, hätte sich diese Entwicklung aber weiter fortgesetzt, wäre man schneller in Wechselkursregionen vorgestoßen, die sich dämpfend bemerkbar gemacht hätten. Zweitens, die Entwicklung des Rohölpreises: seit der letzten Veröffentlichung der ZEW-Konjunkturerwartungen stieg der Preis von Rohöl der Sorte Brent von 26,0 auf 31,0 US$ je Barrel an. Wer eine zu optimistische Ölprognose hatte, wurde auf dem falschen Bein erwischt. Drittens, schließlich die Konjunkturindikatoren: auf den ersten Blick waren insbesondere die gleichlaufenden Konjunkturindikatoren - wie die Industrieproduktion oder die Einzelhandelsumsätze -, die im Berichtsmonat veröffentlicht wurden, eher bescheiden und hielten nicht die Versprechungen der vorauslaufenden Stimmungsindikatoren. Auch aus den USA kamen gemischte Nachrichten: gute Arbeitsmarktdaten kontrastierten mit einem schlechteren Verbrauchervertrauen.

3. Die Gründe für eine vorsichtigere Beurteilung der Konjunkturerwartungen lagen auf der Hand und wurden auch in den Erwartungen mehr oder weniger berücksichtigt. Aus unserer Sicht rückt daher die Beurteilung der Konjunkturlage im Oktober in den Mittelpunkt, und diese verbesserte sich spürbar von -91,7 auf -87,4 Punkte. Zwar wird die Konjunkturlage im Beurteilungsspektrum von -100 bis +100 Punkte immer noch sehr weit unten angesiedelt, doch seit Juli hat sich deren Einschätzung immerhin um 8,4 Punkte verbessert.

4. So seltsam es klingt, das heutige Minus bei den ZEW-Konjunkturerwartungen ist keine schlechte Nachricht, denn es signalisiert, dass die Finanzmarktanalysten nicht einfach ihre Erwartungen nach oben schrauben. Gleichzeitig beginnt die Lagebeurteilung sich nach oben zu entwickeln, was eine Erwartungsblase - also ungerechtfertigt hohe Konjunkturerwartungen - etwas unwahrscheinlicher werden lässt.

5. Wichtiger als die vom ZEW abgefragten Erwartungen der Finanzmarktanalysten ist die Stimmungslage der Unternehmen, denn dort können Nachfrage- und Produktionsentwicklungen an der Quelle abgefragt werden und dort fallen vor dem Hintergrund dieser Informationen auch die Entscheidungen über Investitionen und Arbeitsplätze. Daher blicken wir mit Spannung auf das ifo-Geschäftsklima und seine Komponenten (Veröffentlichungstermin 28.10.). Das Bild wird vermutlich ähnlich sein: Eine bessere Lagebeurteilung sollte nicht mehr steigenden Geschäftserwartungen gegenüberstehen. Ein solches Nachziehen der gegenwartsbezogenen Beurteilung der Konjunkturlage würde unseres Erachtens das Bild einer konjunkturellen Erholung stützen und sollte dann ebenfalls positiv bewertet werden.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 122 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands.

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