Kommentar
14:33 Uhr, 09.11.2004

ZEW-Konjunkturerwartungen auf 22-Monatstief

1. Die ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland haben sich im November spürbar eingetrübt: Sie sanken um 17,4 Punkte auf 13,9 Punkte, den niedrigsten Stand seit Dezember 2002. Damit wurden die Erwartungen der von Bloomberg befragten Volkswirte (30 Punkte) wie auch unsere pessimistischere Prognose von 29 Punkten deutlich unterschritten. Auch der langjährige Durchschnitt (34,3 Punkte) wurde nun klar nach unten durchbrochen.

2. Der starke Rückgang war keine ausgemachte Sache. Ein rückläufiger Ölpreis und steigende Aktienkurse hätten durchaus eine bessere Stimmung bringen können. Dass es nicht so kam, ist auf drei Faktoren zurückzuführen:

- Es wächst die Sorge um die Aufwertung des Euro. Auch wenn kurzfristig noch keine bremsenden Effekte zu erwarten sind, so wächst die Verunsicherung darüber, wie stark und wie nachhaltig die Aufwertung sein wird. Je stärker und je nachhaltiger sie ist, desto größer fallen die Bremseffekte auf die Exporte aus.

- Es wächst auch die Sorge um die Entwicklung der Weltwirtschaft. Namhafte globale Indikatoren wie der OECD-Leading-Indicator, die ifo-Weltwirtschaftserwartungen aber auch die zusammengefassten internationalen ZEW-Konjunkturerwartungen sind seit geraumer Zeit rückläufig. Wie eng der Zusammenhang zwischen dem OECD-Leading-Indicator und den ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland ist, zeigt das nachfolgende Schaubild. Schwächelt die Weltwirtschaft so hat das nicht nur unmittelbar negative Auswirkungen auf das wichtigste Standbein der deutschen Konjunktur, auf die Exporte, sondern auch mittelbar, weil eine weitere Aufwertung, dann nicht mehr durch die hohe weltwirtschaftliche Nachfrage kompensiert werden kann.

- Schließlich wächst die Erkenntnis, dass der Rohölpreis trotz des jüngsten Rückgangs wohl noch geraume Zeit auf einem hohen Niveau bleiben wird. Zunehmend werden Prognosen mit der Begründung "Ölpreis" zurückgenommen, zunehmend werden die Risiken thematisiert, zuletzt durch die Europäische Zentralbank. Ein hoher Ölpreis belastet die ohnehin angeschlagene Binnennachfrage in Deutschland. So verringert er nicht nur die Realeinkommen der Haushalte, sondern stellt auch ein weiteres belastendes psychologisches Moment im kommenden Jahr dar. Die Haushalte müssen nämlich schon ab dem ersten Januar die - rein statistisch - zunehmende Arbeitslosigkeit in Folge von Hartz-IV verkraften.

3. Mit den heutigen Daten wird unterstrichen, dass es trotz des vermiedenen dritten Rückgangs in Folge des ifo-Geschäftsklimas für ein erleichterndes Aufatmen zu früh ist. Die belastenden Momente wirken weiter und werden die konjunkturelle Handbremse weiter anziehen, ohne freilich die Expansion gänzlich zum Stillstand zu bringen.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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