Kommentar
17:13 Uhr, 24.08.2006

ZEW-Index - "Das Ergebnis ist weit schlechter als erwartet"

Auf der ganzen Welt beklagen die Linken den Vormarsch des so genannten Neoliberalimus (leider inzwischen fast zum Schimpfwort verkommen). Doch wie sieht die Wirklichkeit aus? In der EU und auch den USA machen sich mehr und mehr Protektionismus und Nationalinteressen breit. Und einstige vom Sozialismus konvertierte kapitalistische Musterländer bereiten die Rolle rückwärts vor.

So z.B. eines meiner ökonomischen Lieblingsländer (jedenfalls was die Besteuerung angeht), die Slowakei. Ein Musterländle für das Projekt Flat Tax, das ich mir auch für Deutschland wünsche – in dem kleinen Staat werden Einkommen und Unternehmensgewinne mit 19% besteuert, die Mehrwertsteuer ist ebenso hoch. NOCH – denn der neue linke Regierungschef Fico will dem von ihm so eingeschätzten „neoliberalen Blödsinn“ ein Ende bereiten. Sonderabgaben für „Reiche“ sollen eingeführt werden, und vormals abgebaute Sozialleistungen restauriert. Die Bevölkerung applaudiert und hat offenbar nur ein Kurzzeitgedächtnis – so lang ist der Kommunismus doch nicht her! Das starke Wachstum der letzten Dekade ist nur der wirtschaftlichen Öffnung zu verdanken. Triebfeder waren immense Investitionen aus dem Ausland. Wenn jetzt mokiert wird, dass die Arbeitslosigkeit immer noch hoch ist so mag das stimmen und es gibt dafür auch Gründe – aber wie soll denn das durch eine Verbesserung der Sozialleistungen und die Rückkehr zu alten Fehlern behoben werden? 2009 will die Slowakei dem Euro beitreten – das jetzige Verhalten ist jedenfalls nicht das beste Bewerbungsschreiben.

Wenn es nur die Slowakei wäre müsste man sich keine allzu großen Sorgen machen, aber die sozialistischen/populistischen Bewegungen weltweit haben starken Zulauf, siehe z.B. auch Südamerika. Sie alle bieten keine Antworten auf die Probleme, sondern machen alles nur noch schlimmer.

Zurück nach Europa: Eines der wichtigstes Konjunktur-Barometer, der ZEW-Index, sank im August von 15,1 Punkten (Juli) auf minus 5,6 Punkte. Rund 300 Analysten und Institutionelle werden zur Ermittlung dieses Index vom Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung nach ihren mittelfristigen Erwartungen befragt. Das Ergebnis ist weit schlechter als erwartet - der niedrigste Stand seit Mitte 2001! Und er steht im krassen Gegensatz zur aktuellen Lage, die für deutsche Verhältnisse schon fast als Boom zu bezeichnen ist. Die Marktteilnehmer haben sichtlich große Angst vor 2007 und das wohl zu Recht – starker Euro, nachlassende Nachfrage aus den USA, und nicht zuletzt die Mehrwertsteuererhöhung in Deutschland von 16% auf 19% Vom Iran-Konflikt, der mit zunehmender Nichtbeachtung der UN-Forderungen (bzgl. des Atomprogramms) an Schärfe gewinnen wird mal ganz zu schweigen. 2007 dürfte ökonomisch das Spannendste Jahr seit langem werden. Ich befürchte leider auch militärisch.

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Editorial aus dem kostenlosen Godmode FOREX Report Börsenbrief

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Autor: Daniel Kühn

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Über den Experten

Harald Weygand
Harald Weygand
Head of Trading

Harald Weygand entschied sich nach dem Zweiten Staatsexamen in Medizin, einer weiteren wirklichen Leidenschaft, dem charttechnischen Analysieren der Märkte und dem Trading, nachzugehen. Nach längerem, intensivem Studium der Theorie ist Weygand als Profi-Trader seit 1998 am Markt aktiv. Im Jahr 2000 war er einer der Gründer der stock3 AG und des Portals www.stock3.com. Dort ist er für die charttechnische Analyse von Aktien, Indizes, Rohstoffen, Devisen und Anleihen zuständig. Über die Branche hinaus bekannt ist der Profi-Trader für seine Finanzmarktanalysen sowie aufgrund seiner Live-Analysen auf Anlegerveranstaltungen und Messen.

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