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10:14 Uhr, 26.11.2008

Zertifikate-Awards 2008 – Augen zu und durch

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Schon der Volksmund weiß, dass das Überstehen des „verflixten“ siebenten Jahres für die weitere Zukunft einer Beziehung ausschlaggebend ist. Warum sollte das bei den diesjährigen ebenfalls siebten Zertifikate Awards, deren Ausrichtung durch die Organisatoren, DIE WELT, WELT am Sonntag, Scoach Europa und das Zertifikate-Journal nicht von Anfang an feststand, anders gewesen sein. Die Gemeinsamkeiten sind dabei geradezu frappierend. Schließlich musste sich die Branche nach den ersten Jahren des ungetrübten Glücks erstmals kräftig „zusammenraufen“ und wurde dabei mehr als einmal heftig abgewatscht. Kein Wunder, dass die „Trophäen“ in diesem Jahr von so manchem anwesenden Banker mit einer deutlich verkniffeneren und hoffentlich auch etwas selbstkritischeren Miene als sonst entgegengenommen wurden. Hat man das Ganze vielleicht doch ein bisschen überreizt und seinem jugendlichen Forscher- und Zockerdrang möglicherweise ein wenig zu viel Freiraum gelassen? Die Zukunft wird es zeigen, ob hier wirklich Einsicht eingekehrt ist.

In jedem Fall musste auch am vergangenen Donnerstagabend von den etablierten Emittenten kaum ein Vertreter ohne einen der begehrten gläsernen „Briefbeschwerer“ nach Hause gehen. Sogar für Bonus-Zertifikate, die mit Ausnahme der wenigen am Markt verfügbaren Reverse-Varianten auf der ganzen Linie enttäuschten, fand sich mit der Commerzbank ein überlegener Titelträger bei der Jury-Wertung für dieses „Genre“. Wie ein Eichhörnchen sammelte dieser nicht nur beim kürzlichen Griff in den „Rettungstopf“ besonders eifrige Emittent auch noch die ersten „Fleißkärtchen“ bei Discountern und Hebelprodukten, sowie einen zweiten Platz bei Express-Papieren. Das genügte für die Verteidigung des „Platzes an der Sonne“ als Jury-Bester 2008 in der Gesamtwertung vor der Deutschen Bank und BNP Paribas. Als „heimlicher“ Sieger dürfte sich indes die Deutsche Bank fühlen, auch wenn zwar kein erster dafür aber immerhin vier zweite Plätze heraussprangen, konnte doch die Konzerntochter DWS GO mit zwei Siegen bei Strategie-Zertifikaten und der „Innovation des Jahres“ in Form des insolvenzsicheren „SAFE“-Konzepts erheblich zum positiven Gesamterfolg beitragen.

Besonders kritisch beäugt wurde bei der Veranstaltung der Jury-Preis für den besten „Anleger-Service“, der in diesem Jahr nicht die Marketingleistung belohnte, sondern die in den hektischen Zeiten viel wichtigeren Qualitätsmerkmale Bonität, Handel, Spread-Kontinuität, Erreichbarkeit und Dokumentation auf den Prüfstand stellte. Zu aller Überraschung konnten sich hier mit dem späteren Sieger der BNP Paribas, der Deutschen Bank, HSBC Trinkaus & Burkhardt, sowie der Commerzbank nur vier Zertifikatehäuser so richtig etablieren. Fragt sich nur, wie es bei anderen Emittenten mit Handelsausfällen oder dem „Pricing“ in heißen Börsenphasen aussieht?

Als weitere „Siegertypen“ konnten sich die HypoVereinsbank bei den Express-Produkten, die DZ-Bank im Garantiesegment, sowie die vor kurzem unter das Dach der Royal Bank of Scotland (RBS) geschlüpfte ABN Amro bei den Index-Trackern präsentieren. Ein gerade für die ABN trotz des zusätzlichen zweiten Platzes bei Garantie-Papieren insgesamt wohl wenig befriedigendes Ergebnis, nachdem man noch vor zwei Jahren in einem weitaus besseren Umfeld als stolzer Gesamtsieger dastand. Ebenfalls eher zu den Verlierern dürfte die Société Générale gehören, nachdem man sich dort nach immerhin sechs Jury-Nominierungen nur mit einem dritten Platz im Strategie-Sektor zufriedengeben musste. Ein Schicksal, dass die Franzosen mit der UBS als gleichzeitigem Zweitplatzierten zu tragen hatten. Auch Sal. Oppenheim kam in der Jury-Wertung nur auf zwei dritte Plätze bei Bonus-Papieren und der „Innovation des Jahres“.

Etwas besser erging es der HypoVereinsbank mit dem Sieg im Express-Segment und einem „Dritten“ bei den Index-Zertifikaten. Weitaus mehr als die aus Vermögensverwaltern, Wissenschaftlern und Journalisten bunt zusammengesetzte 29-köpfige Expertenriege hatte allerdings das „gemeine“ Anlegervolk bei den Publikumspreisen für die Münchner übrig. So konnte man hier beim „Zertifikate-Haus des Jahres“ hinter der DZ- und WGZ-Bank den dritten Platz markieren und beim viel beachteten „Zertifikat des Jahres“ sogar einen überlegenen Doppelsieg davontragen mit der Opti Anleihe auf Porsche (HV5AC7), gefolgt von einem strukturierten Garantiefonds auf den Euro STOXX 50 (A0M7SN). Die beiden in diesem Jahr besonders erfolgreichen Vertreter aus der Reverse-Ecke, das DAX CP 100 Reverse-Lock-In Zertifikat von Sal. Oppenheim (SFL22G), sowie das Short DAX Open-End Papier der Deutschen Bank (DB2SRT) kamen dabei nur auf die Plätze.

In jedem Fall haben alle Beteiligten Mut bewiesen, die Veranstaltung auch in diesem für die ganze Branche besonders schwierigem Jahr mehr oder weniger gut über die Bühne zu bringen, auch wenn die Kapazität der Trophäen-Schränke bei so manchem Serienpreisträger nach sieben Jahren „Zertifikate Awards“ wohl so langsam an ihre Grenzen stößt. Doch dies dürfte in der nächsten Zukunft wohl das geringste Problem darstellen …

Gesamtverteilung der Jury- und Publikumspreise nach Plätzen

Platzierung

Platz 1

Platz 2

Platz 3

Commerzbank

Jury-Gesamt

Bonus-Zertifikate

Discount-Zertifikate

Hebelprodukte

Express-Zertifikate

Deutsche Bank

Jury-Gesamt

Hebelprodukte

Anleger-Service

Index-Zertifikate
Discount-Zertifikate

BNP Paribas

Anleger-Service

Innovation d. Jahres

Bonus-Zertifikate

Jury-Gesamt

Discount-Zertifikate

DWS GO

Innovation d. Jahres

Strategie-Zertifikate

DZ-Bank

Zert.-Haus des Jahres

Garantie-Zertifikate

WGZ-Bank

Zert.-Haus des Jahres

HypoVereinsbank

Zertifikat des Jahres

Express-Zertifikate

Zertifikat des Jahres

Zert.-Haus des Jahres

Index-Zertifikate

Sal. Oppenheim

Zertifikat des Jahres

Innovation d. Jahres
Bonus-Zertifikate

HSBC Trinkaus

Hebelprodukte

Anleger-Service

RBS (ABN Amro)

Index-Zertifikate

Garantie-Zertifikate

UBS

Strategie-Zertifikate

Société Générale

Strategie-Zertifikate

Credit Suisse

Express-Zertifikate

JP Morgan

Garantie-Zertifikate

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Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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