Analyse
16:01 Uhr, 25.02.2014

Zeitenwende: US-Aktienmarkt größer als US-Treasuries-Markt

Und warum China Spekulanten aus dem Yuan jagt und dafür Volatilität in beide Richtungen erzeugt - lesen Sie mehr zu den Folgen, die das für Gold nach sich zieht!

Erwähnte Instrumente

  • Gold
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    Kursstand: 1.332,95 $/Unze (Deutsche Bank Indikation) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • Gold - WKN: 965515 - ISIN: XC0009655157 - Kurs: 1.332,95 $/Unze (Deutsche Bank Indikation)

Finanzielle Repression oder Finanzrepression wird der künstlich von den Notenbanken niedriger als die Inflation gehaltene Zins von Volkswirten genannt, für den Staat ist es eine bequeme Art und Weise, sich zu entschulden. Wie das gehen soll hat der Kollege Clemens Schmale auf anschauliche und verständliche Weise geschildert:

http://www.godmode-trader.de/artikel/schuldenkrise-der-heimliche-systemkollaps,3665169

Die Märkte bewegen sich in Zyklen. Agrargüter haben einen Wetter- und Erntezyklus, Fleisch folgt den Schweinezyklus, die Aktienmärkten dem Präsidentschaftszyklus, Gold und amerikanische Standardaktien dem Zyklus der Dow/Gold-Ratio und wenn man wirklich ganz langfristige Zyklen betrachtet dann landet man unausweichlich bei den Untersuchungen des russischen Wirtschaftswissenschaftlers Nikolai Kondratjew - bedeutet für die aktuelle Situation, dass der amerikanische Markt für Bundesanleihen (US Treasuries) im Jahr 2012 einen Aufwärtszyklus beendete, der 31 Jahre lang immer weiter sinkende Renditen brachte. Jetzt geht es abwärts bei US-Treasuries, die Zinsen steigen.

Der Aktienmarkt hingegen ist über mehr als eine Dekade hinweg immer kleiner geworden. Es gab in dieser Zeit kaum Börsengänge in den USA, und Unternehmen nutzten ihre Kasse, um eigene Aktien von der Börse wieder verschwinden zu lassen, um den Gewinn je Aktie optisch zu verbessern.

Seit einiger Zeit setzt eine große Rotation an den Märkten ein. Einerseits global: Die Dollarströme kehren sich um, der US-Dollar-Carry-Trade wird rückabgewickelt - noch unmerklich, da die US-Notenbank Fed einen quälent langsamen Ausstieg aus der Politik des billigen Geldes eingeschlagen hat. Doch bereits in dieser frühen Phase wird sichtbar, dass einige Länder ihre Hausaufgaben nicht gemacht haben - man denke nur an die Defizite im Außenhandel und im Haushalt bei der Türkei, Indonesien und anderen Schwellenländern.

Die Probleme dieser Länder werden nicht durch den Drosselungskurs der US-Notenbank Fed ausgelöst. Sie sind hausgemacht. Daher stellen diese Länder für absehbare Zeit auch keine attraktive Anlage mehr da. Viele Schwellenländer müssen die Reformen, die die Eurozone schmerzlich durchmachen musste, erst noch durchlaufen. Bei einigen wird das schnell gehen - die Währungen dieser Länder brechen ein und setzen die Politik unter Druck. Andere werden schon mit Island verglichen - Singapur wird hier immer wieder genannt.

Die große Rotation trägt sich aber auch auf nationaler Ebene in den USA zu: Kapital wird vom Anleihenmarkt in Aktien umgeschichtet. Nun ist das auf Makroebene nicht möglich. Jede jemals ausgegebene Anleihe der US-Regierung befindet sich im Besitz von Investoren, das gilt auch für jede jemals an der Börse gelistete Aktie. Es gibt keine besitzlose Aktie und keine besitzlose Anleihe. Bedeutet: Während einzelne Investoren vom Anleihenmarkt in Aktien umschichten können, ist das für den Gesamtmarkt nicht möglich.

Das ändert aber nichts an den Aussichten für amerikanische Aktien relativ zu der Entwicklung des Rentenmarktes in den USA, denn was auf Makroebene sehr wohl schwanken kann ist der Preis. Der S&P 500 Index ist gestern auf ein neues historisches Hoch gestiegen und dabei mehr wert gewesen, als alle von der US-Regierung jemals ausgegebenen Schulden. Wenn man die näherungsweise korrekte Echtzeitmessung der US-Schulden über die nationale Schuldenuhr betrachtet dann liegt die Staatsverschuldung der USA augenblicklich bei 17,35 Billionen USD.

Die Marktkapitalisierung des S&P 500 Index lag zum 31. Januar bei 16,92 Billionen USD. Am 31. Januar schloss der Index bei 1782 Punkten. Gestern stieg er auf ein neues Allzeithoch bei 1858 Punkten. Der Marktwert aller 500 im Index gelisteten Unternehmen lag zu diesem Zeitpunkt folglich bei 17,64 Billionen USD.

Es ist also soweit: US-Aktien sind mehr wert als US-Staatsanleihen. Dieser Trend dürfte sich fortsetzen, denn die Renditen am Aktienmarkt sind vielversprechender als jene bei US-Staatsanleihen. Anders ausgedrückt: US-Aktien sind relativ zu US-Staatsanleihen günstig, US-Staatsanleihen sind relativ zu US-Aktien teuer bewertet. Geht dieser Trend weiter voran ist der dritte Pfeiler im Portfolio eines US-Anlegers (neben Bundesanleihen und Aktien ist das Gold) akut gefährdet, es drohen auch hier weitere Umschichtungen im Zuge der Rotation in Aktien.

Bedeutet für die Anlageentscheidungen eines Anlegers, der von diesem Szenario ausgeht, dass er sich in Aktien einkaufen muss. Möglicherweise stehen wir am Ende der Woche an einem Kaufpunkt am S&P 500 Index. Wenn der Index am Ende dieser Woche über 1858 Punkten schließt, ergibt sich ein Trendfolgesignal - man kann sich dann mit entsprechenden ETFs, Zertifikaten oder Fonds long in diesen Index einkaufen - der Stopp kann auf Wochenschlusskursbasis unter das lokale Trendfolgetief bei 1737 Punkten (grün) gesetzt werden. Erst wenn der Index unter 1737 Punkten am Ende einer Woche schließt ist die Position dann wieder zu verkaufen. Ansonsten wird sich der Aufwärtstrend fortsetzen.

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Delikat:

China will Spekulanten aus dem Yuan jagen

Wenn der Yuan flexibel wird können Chinesen im nächsten Schritt vielleicht auch im Westen investieren - und zwar frei investieren. Ich sehe die hohe chinesische Goldnachfrage im letzten Jahr als Ergebnis des Zwangs an irgendwo zu investieren - da der chinesische Aktienmarkt am Boden liegt, sie nicht im Ausland investieren können und Immobilien überhitzt sind - bleibt nur noch Gold, das von der Regierung als Kanal geöffnet wurde, um zumindest irgendetwas anzubieten. "Lieber kaufen die Leute Gold als dass sie den Immobilienmarkt noch weiter anheizen!" - das könnte die Logik der Zentralplaner in Peking sein. Wenn China dieses Jahr auch noch schwächelt bei der Goldnachfrage dann gute Nacht ..

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13 Kommentare

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  • Flumi
    Flumi

    Buffet hat sich von seinen klassischen Konsumententiteln getrennt. Und dann auch noch von denen, die er als Krisensicher betrachtet. Darüberhinaus hat er Danone ordentlich aufgestockt oder Kraft, etwas länger her, vollständig gekauft. Da reden wir nicht von einem nennenswerten Abverkauf von Aktien. Lediglich Umschichtung und Bereinigung seiner Equity Investments in diesem Sektor...

    Ich halte jedoch die steigenden Zinsen für gefährlich. Zudem finanzieren haufenweise US Kleinanleger Aktienkäufe mit debt, deren Bonität und Einkommensstärke ich nicht wissen will. Sie lernen nicht, sie springen immer wieder auf. Und die US Regierung war schon immer ein Meister Ihren Müll nach draußen zu katapultieren...

    Darüberhinaus werden die Unternhehmensergebnisse zusehends schlechter und insbesondere die US Indizes sind schon "teuer" zB im Vergleich zu deutschen, die darüberhinaus aktuell wohl die beste / solideste Wirtschaftssubstanz rund um den Globus hat.

    Es gibt einiges was für und was gegen spricht. Fakt ist aber mE dass die US Indizes auf wackeligen Beinen stehen und diese nunmal auch die deutschen/ euroipäischen runter ziehen würden, egal ob begründet oder nicht. Nicht nur der DAX, auch MDAX und SDAX sind sehr Exportabhängig. Tja, und die schönen Aktien darf ich nicht kaufen, ein jammer...

    Aber in den US Indizes seh ich auch eine kleine Blase, ich glaube aber nicht daran dass diese so schnell hochgeht. Das werden Regierungen zu verhindern wissen.... Die angesprochene Deflation von House of Doom, ist DIE Gefahr. Fragt sich wielange man sie so "verstecken" kann...

    18:30 Uhr, 11.03.2014
  • House of Doom
    House of Doom

    Der Dow wird auf mindestens 12300 Punkte fallen, was einer normalen Bereinigung des Marktes nach dem blasenhaften Anstieg des letzten Jahres entspräche. Die Gleichungen der Bullen und ihre verzweifelte Suche nach Begründungen zur Rechtfertigung noch weiterer Kursanstiege werden dann alle null und nichtig sein. Wenn die großen Marktteilnehmer das Feld verlassen, dann ist es an der Zeit, auch die Seite zu wechseln. Schwache Hände können keine neuen Hochs generieren. Und wenn die Ersten das merken, dann fliegen ihnen bereits die immer billiger werden Aktien um die Ohren.

    Ist doch jedesmal das Gleiche.

    15:11 Uhr, 28.02.2014
  • House of Doom
    House of Doom

    Herr Stanzl, ich verlinke ihnen gern eine weniger "tendenziöse" Seite - bitteschön: http://boerse.ard.de/anlagestrategie/regionen/die-unsichere-reise-der-usa100.html

    Wessen Kartenhaus zusammenbricht werden wir sicher bald erfahren. Ich bin kein Weltuntergangs-Prophet, falls sie das mit "Kartenhaus" andeuten wollten.

    Ich schaue aber lieber zweimal hin und wenn ein viel besser informierter Marktteilnehmer als ich es bin so reagiert, dann hat das sicher seine Gründe. Aber am Hochpunkt wird sowas in einem Anfall von Euphorie ja stets weg ignoriert und das böse Erwachen kommt dann ein paar tausend Punkte tiefer.

    15:15 Uhr, 26.02.2014
    1 Antwort anzeigen
  • MDADVISORY
    MDADVISORY

    Ich verstehe nicht was Sie damit sagen wollen:

    Es ist also soweit: US-Aktien sind mehr wert als US-Staatsanleihen. Dieser Trend dürfte sich fortsetzen, denn die Renditen am Aktienmarkt sind vielversprechender als jene bei US-Staatsanleihen. Anders ausgedrückt: US-Aktien sind relativ zu US-Staatsanleihen günstig, US-Staatsanleihen sind relativ zu US-Aktien teuer bewertet.

    Sie vergleichen dort Äpfel mit Birnen - was für eine Conclusio wollen Sie daraus ziehen?

    Die einzige Conclusio, die ich sehe: Seit Aufgabe des Goldstandards (Bretton Woods) fließt das Geld munter in die Märkte, Aktien steigen, Zinsen sinken (weil Geld ja theoretisch unendlich billig vorhanden), die Vermögensverteilung wird deutlich ungerechter und die Staatsschulden explodieren (zu Lasten von 90% der Bevölkerung).

    Ich sehe keine positive Conclusio Pro Aktien - eher ein Szenario eines massiven deflationären Schocks.

    22:23 Uhr, 25.02.2014
  • House of Doom
    House of Doom

    also ich finde nichts, wo steht, dass Soros glattgestellt hat?

    18:11 Uhr, 25.02.2014
    1 Antwort anzeigen
  • Jochen Stanzl
    Jochen Stanzl Chefmarktanalyst CMC Markets

    Wenn die Basis fehlerhafte Informationen sind dann wackelt Ihr Kartenhaus aber ganz schön, wenn ich das mal so forsch und direkt sagen darf (ich möchte Sie damit nicht irgendwie angreifen) - ich will nur einen Punkt machen.

    Es steht auch nirgens Buffett habe alle Aktien verkauft.

    18:05 Uhr, 25.02.2014
  • Jochen Stanzl
    Jochen Stanzl Chefmarktanalyst CMC Markets

    Ihnen ist aber schon bekannt dass

    "Wenn Buffett sein Vertrauen in diese Unternehmen verloren hat, kann das ein baldiges Einbrechen der US-Wirtschaft bedeuten."

    eine eigene Interpretation einer tendenziösen Webseite ist? :)

    Soros war auch schon vor einem Jahr short, in ähnlichem Ausmaß. Er hat im Q4 2013 alles mit hohem Verlust glattgestellt.

    Soros kaufte um letzten Quartal sogar Citi- und JP-Aktien nach.

    Wo steht das in diesem (erneut wenig überraschend) tendenziösen Artikel? :)

    18:03 Uhr, 25.02.2014
  • House of Doom
    House of Doom

    ich bin schon in einigen ohnehin recht schwachen Aktien short. Aber die Blasen, wo ordentlich Speck dran ist laufen ja noch. Da stelle ich mich nicht gegen den Trend und liege auf der Lauer ;-)

    18:03 Uhr, 25.02.2014
  • House of Doom
    House of Doom

    hier http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2014/02/19/milliardaere-wetten-gegen-us-aktienmarkt/

    18:00 Uhr, 25.02.2014
  • House of Doom
    House of Doom

    Nabend Herr Stanzl, wenn die Welt so einfach wär, dann wär ich morgen Millionär. Ich wette das Gegenteil trifft ein. Der S+P wird gewaltig korrigieren. Wo man hinschaut, die Kleinanleger sind zu Superbullen mutiert und läuten die Endphase der Hausse ein. Oder sie sind wirklich alle viel gewiefter als z.B. ein Warren Buffet, der maßlos enttäuscht über die schlechten Leistungen der Unternehmen seine Aktien verkauft hat. Generell scheinen die Kleinanleger momentan viel schlauer zu sein, als die Riege der Großspekulanten und Großanleger. Da dies aber noch nie der Fall war, wird das Gegenteil von dem eintreffen, was alle erwarten. Nicht 2+2 sind 4 sondern 5-1

    17:28 Uhr, 25.02.2014
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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