Kommentar
19:02 Uhr, 14.04.2012

Zeitbombe US-Pensionsfonds

Pensionsfonds in den USA sicherten öffentlichen Angestellten lange Zeit die Altersvorsorge mit saftigen Renditen. Doch die Finanzkrise treibt das System in den Ruin. Jahrzehntelang waren die Fonds gut ausgestattet und konnten ihren Verpflichtungen problemlos nachkommen. Renditen von acht Prozent waren aufgrund der florierenden Aktienmärkte in den 80er und 90er Jahren normal. Fast alle Pensionsfonds in den USA kalkulierten mit diesen Zahlen.

Doch im Zuge der Finanzkrise wurde offensichtlich, dass die hohen Aktiengewinne der Vergangenheit lange passé sind und sich daran so schnell nichts ändern wird. Amerikanische Politiker schlugen angesichts des düsteren Szenarios vor, die Leistungen der Fonds zu kürzen oder die Versicherten mit Beitragszahlungen stärker in die Pflicht zu nehmen. Weil aber Wahrheiten von Politikern nicht gerne verkündet werden, ließ man die Reformen unter den Tisch fallen.

Inzwischen sind die die staatlichen Pensionsfonds in den USA dazu übergegangen, das Ausmaß einer Krise, die sich seit Jahren aufgebaut hat, gezielt zu verschleiern. Bilanztricksereien werden vorgenommen, um die Versicherten in der Illusion zu wiegen, dass zu erwartende Rentenzahlungen auch zukünftig gewährleistet sind. Zeitbomben ticken in den staatlichen Rentenplänen, deren Sprengkraft noch zudem durch die fortwährende Ausgabe von Pensionsanleihen weiter verschärft wird.

Wie jetzt bekannt geworden ist, reißt beim mit 152 Milliarden US-Dollar größten Pensionsfond für Lehrer in den USA, dem California State Teachers' Retirement System, die Deckungslücke um weitere 15% auf horrende 64,5 Milliarden US-Dollar auf. Der Fond deckt damit nur noch 69% seiner Verbindlichkeiten ab. Experten zufolge müsse eine Deckungssumme von mindestens 80% gewährleistet sein, um den Pensionsverpflichtungen nachzukommen.

Um den Pensionsfond ins Gleichgewicht zu bringen, sind höhere Beiträge nötig: Schulen und Staat müssen ihre Beiträge in diesem konkreten Fall um 13% in den nächsten 30 Jahren erhöhen. Doch das dürfte schwierig werden: Jegliche Beitragserhöhungen müssen von der Legislative bewilligt werden, die zäh um jeden Dollar kämpft, der zusätzlich ausgegeben werden soll. Bei der Masse der Pensionsfonds der USA ergibt sich ein ähnliches Bild. In den kommenden Jahren werden in den USA im Schnitt 10.000 Baby-Boomer pro Tag in den Ruhestand gehen - und die US-Pensionsfonds an ihre Grenzen bringen. Experten gehen inzwischen davon aus, dass die gigantischen Fondsverluste ohne tiefe Einschnitte bei den Pensionszahlungen nie wieder ausgeglichen werden können.

Was bedeutet das für die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung der USA? Verbraucher, deren Altersbezüge aller Voraussicht nach deutlich, nämlich mit zweistelligem Prozentsatz, beschnitten werden, können kaum noch konsumieren - zumal die Kosten für Strom, Heizung und Wasserbereitstellung in den kommenden Jahren kräftig steigen dürften. Sollten dann noch die Steuerbelastungen auf Pensionszahlungen steigen, weil die Rentner der USA zur Kasse gebeten werden, um die Rekordverschuldung unterm Deckel zu halten, dürften in vielen Haushalten buchstäblich die Lichter ausgehen. Die Bombe tickt: Am Donnerstag wurde bekannt, dass das US-Haushaltdefizit mit fast 200 Milliarden US-Dollar ein Rekordhoch für den Monat März erreicht hat. Insgesamt haben die USA mehr als 15 Billionen US-Dollar Schulden.

Dieser Beitrag erschien als Kurzvideo auch auf unserem Echtzeitnachrichtenportal www.jandaya.de
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Helge Rehbein

Redakteur bei GodmodeTrader.de

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