ZDB-Umfrage: Bau bewertet aktuelle Lage negativer
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Von Andrea Thomas
BERLIN (Dow Jones) - Die Bauunternehmen in Deutschland blicken mit wachsender Sorge auf ihre aktuelle Lage. Bis auf eine kleine Minderheit erwartet die Branche zudem keine Verbesserung in den kommenden sechs Monaten. Laut einer aktuellen Branchenumfrage des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe (ZDB) gehen 93,5 Prozent der Unternehmen davon aus, dass die derzeitige Lagebeurteilung so bleibt oder sogar schlechter wird. Gerade 6,4 Prozent der Unternehmen erwarten eine Besserung.
Der Verband sieht keine stabile Lage am Bau, da sich der Auftragsmangel gerade im Wohnungsbau verfestigt habe. Der ZDB verwies auf die neuesten Zahlen des Statistischen Bundesamts, nach denen im ersten Quartal ein weiterer Auftragsrückgang um real 6 Prozent zu verzeichnen war.
Die Unternehmen beurteilten in der Umfrage zudem ihre Geschäftslage im ersten Quartal deutlich schlechter als noch im Vorjahr. Demnach stufen im ersten Quartal 51 Prozent der Unternehmen ihre derzeitige Geschäftslage als "Gut" oder "Befriedigend" ein. Mit knapp 49 Prozent sieht fast die Hälfte der Unternehmen dagegen ihre Lage als "Schlecht" an. Im Vorjahr war es nur gut ein Drittel.
Lage nicht stabil
Mit Blick auf die Erwartungen an die Geschäftsentwicklung sagen aktuell 40 Prozent der Befragten, diese werde sich im kommenden halben Jahr verschlechtern, 53,5 Prozent erwarten keine Veränderungen und 6,4 Prozent rechnen mit einer Verbesserung. Im Frühjahr 2023 hatten noch 4,5 Prozent der rückmeldenden Unternehmen eine Besserung erwartet, 47,3 Prozent eine Verschlechterung. Knapp die Hälfte der Unternehmen hatte gleichbleibende Erwartungen.
Laut ZDB sollte man aus den Zahlen zu den Erwartungen aber nicht den Schluss ziehen, dass es relativ besser geworden sei. Vielmehr fuße die Erwartungshaltung immer auf der gegenwärtigen Lage und diese werde im Frühjahr 2024 schlechter eingeschätzt als im Vorjahr, so der Verband auf Nachfrage.
"Es kann mit Blick auf die Baufertigstellungszahlen 2023 keine Rede davon sein, dass die Lage am Bau stabil ist. Der Wohnungsbau, der wichtigste Impulsgeber des Bauhauptgewerbes, leidet an einer eklatanten Nachfrageschwäche", sagte Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer Zentralverband Deutsches Baugewerbe.
Die Branche habe in den letzten beiden Jahren im Wohnungsbau vor allem die Auftragsbestände abgebaut. Neue Aufträge kämen aber zu wenige nach. Bereits im vergangenen Jahr hätten die Wohnungsbaufirmen real fast 20 Prozent weniger Aufträge verkraftet als 2022.
Wirtschaftshochbau pessimistischer
Auch die Lagebeurteilung zum Wirtschaftshochbau hat laut ZDB nachgegeben. Hier sehe nur noch knapp die Hälfte der Unternehmen eine gute oder zumindest befriedigende Lage. Vor einem Jahr waren es noch zwei Drittel der Unternehmen, die positiv votiert haben. Einzig im Tiefbau gebe es Lichtblicke.
Nach Angabe des Verbandes belegen seit dem Vorjahr fehlende Aufträge den Spitzenplatz unter den Baubehinderungsgründen. In der Umfrage melden 60 Prozent der Unternehmen dies. Der Mangel an Fachkräften habe unter der schwachen Nachfrage nur geringfügig nachgegeben. Die Hälfte der Unternehmen melde weiterhin einen Fachkräftemangel, so der ZDB.
"Die Betriebe wollen offensichtlich gerüstet sein, wenn die Nachfrage wieder anzieht. Diese Frist zu überbrücken, wird zu einer immer größeren betriebswirtschaftlichen Herausforderung, gerade für die Wohnungsbauer", sagte Pakleppa.
Der Verband mahnte angesichts der angespannten Lage zu einer rascheren Umsetzung der angekündigten Förderprogramme. Genauso wichtig sei es zum einen, die Zinssätze in den KfW-Programmen zu senken. Zum anderen müsste Deutschland die energetischen und technischen Anforderungen runterschrauben.
"Sie sind der Hauptgrund, dass die Baukosten in den vergangenen vier Jahren um über 40 Prozent gestiegen sind. Hier liegt immenses Potential für einen Wohnungsbau-Boom", sagte Pakleppa.
Kontakt zur Autorin: andrea.thomas@wsj.com
DJG/aat/jhe
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