Analyse
09:27 Uhr, 01.10.2014

ZALANDO - IPO macht nicht alle Anleger froh

Da ist sie also endlich an der Börse, die Zalando-Aktie! Der erste Kurs von Zalando liegt bei 24,10 Euro. Und allen Unkenrufen zum Trotz feierte der Online-Versandhändler einen erfolgreichen Börsengang, auch wenn der Kursaufschlag nicht so hoch ausfiel wie erwartet. Wie nachhaltig wird der Run auf die Aktie sein?

Erwähnte Instrumente

  • Zalando SE
    ISIN: DE000ZAL1111Kopiert
    Kursstand: 28,50 € (Tradegate) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
    VerkaufenKaufen
  • Zalando SE - WKN: ZAL111 - ISIN: DE000ZAL1111 - Kurs: 28,50 € (Tradegate)

Das Warten hat ein Ende! Heute feierte mit Zalando einer der größten Börsengänge der vergangenen Jahre in Deutschland eine erfolgreiche Premiere. Zu einem Bezugskurs von 21,50 Euro ausgegeben, eröffnete die Aktie mit 24,10 Euro, was einem Aufschlag von 12,09% entspricht. Beobachter hatten allerdings im Vorfeld zum Teil einen noch größeren Zeichnungsgewinn erwartet. Ausgegeben wurden 24.476.223 neue Aktien. Inklusive der Mehrzuteilung von 3.671.433 Aktien flossen dem Unternehmen durch den Börsengang 605 Mio. € zu. 11,3 Prozent der Anteile sind börsennotiert. Damit brachte es Zalando gemessen am IPO-Kurs auf einen Börsenwert von knapp 5,3 Mrd. €. Durch den heutigen Aufschlag ist der Betrag bereits auf knapp 6,0 Mrd. € geklettert. Die Neuemission war nach Unternehmensangaben mehr als zehnfach überzeichnet. In der Spitze erreichte die Zalando-Aktie im vorbörslichen Handel bereits Kurse von 34,40 Euro.

Starkes Umsatzwachstum, kaum Gewinne

Hauptprofiteure des Börsengangs sind der schwedische Großinvestor Kinnevik, der über 35% der Anteile hält, und die Samwer-Brüder (rund 17%). Beide Parteien wollen ihre Anteile nach dem Börsengang behalten. Daneben beteiligte das Management auch seine Mitarbeiter und schenkte jedem Angestellten Anteilscheine im Wert von 180 Euro. Operativ hat sich der Börsenneuling für das IPO hübsch gemacht: Die Halbjahreszahlen weisen erstmals einen Gewinn vor Zinsen und Steuern von 12 Mio. € aus. In den ersten sechs Monaten 2013 stand hier noch ein Minus von 72 Mio. € zu Buche. Nach Steuern blieb indes nur ein mickriges Plus von 200.000 € über. Der Umsatz kletterte um fast 30% auf 1,05 Mrd. €. In der Kernregion Deutschland, Österreich, Schweiz, die mehr als die Hälfte des Umsatzes ausmacht, ist Zalando mit einer EBIT-Marge von 4,6% klar profitabel. Saisonal ist das zweite Halbjahr mit dem wichtigen Weihnachtsgeschäft das stärkere bei Zalando.

Zalando fliegt der Lufthansa davon

Kritiker sehen in der mageren Gesamtprofitabilität, der hohen Retourenquote und der großen Konkurrenz im Online-Markt einige Probleme auf den Konzern zukommen. So äußerte sich der Ökonom und Börsenexperte Prof. Dr. Max Otte erst am Montag in seiner Kolumne auf GodmodeTrader kritisch: "Zalando, ..., zeichnet gerade mal eine schwarze Null. Die Bilanzierung lässt aber durchaus gewisse Flexibilität zu, so dass ich mich nicht wundern würde, wenn in den nächsten Quartalen auch wieder Verluste anfallen würden." Von kurzfristig motivierten Gedanken an Gewinne hält Zalando-Finanzvorstand Rubin Ritter wiederum wenig: "Wir wollen unser langfristiges Wachstum finanzieren. Wir denken mehr in Dekaden als in Quartalen."

Ähnlich wie Max Otte schütteln auch andere Marktteilnehmer aufgrund der milliardenschweren Bewertung von Zalando, die DAX-Konzerne wie K+S, Lanxess, aber auch inzwischen die Lufthansa hinter sich lässt, mit dem Kopf. „Da ist sicher sehr viel Hoffnung und Fantasie drin“, äußerte sich beispielsweise Jürgen Kurz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) in einem Interview.

Geldschwemme kurbelt IPO-Markt an

Fakt ist: Nicht zuletzt das Beispiel Alibaba hat gezeigt, dass aufgrund der Niedrigzinsen aktuell genug Geld und damit Nachfrage nach Neuemissionen vorhanden ist. So steht nach Zalando morgen bereits das nächste große IPO an: Rocket Internet, ebenfalls ein Internet-Baby der Samwer-Brüder, wird sein Debüt im weniger regulierten Entry Standard in Deutschland feiern. IPO-Experte Christoph Gruss von PricewaterhouseCoopers (PwC) kann sich vorstellen, dass sich die Zahl der IPOs in Deutschland von bislang 7 im Jahr 2014 bis zum Jahresende auf 15 bis 20 mehr als verdoppeln wird. "In Deutschland dürfte das Jahr 2014 - gemessen am Emissionsvolumen - somit das stärkste IPO-Jahr seit 2007 werden," so PWC.

Morgen kommt Rocket Internet

Auch bei Rocket Internet sind im Übrigen die Mahner in der Mehrzahl. Das Thema Samwer-IPOs ist aber heiß diskutiert, auch auf der Investment- und Analyseplattform Guidants. Dort äußert sich sich Christian Scheid, Chefredakteur von Zertifikate Austria pro Rocket Internet: "Wegen der vermeintlich hohen Bewertung wird dabei gerne der Vergleich mit der Lufthansa, die an der Börse ähnlich viel kostet, strapaziert. Welche Gemeinsamkeiten eine junge, dynamische Internet-Ideenschmiede (Rocket Internet Anm. d. Redaktion) mit der einst maroden Fluglinie haben soll, erschließt sich mir jedoch nicht."

Im Graumarkt werden die Aktien von Rocket Internet mit hohen Aufschlägen gehandelt. Ob man bei diesem Spiel mitmachen will, kann und muss jeder Anleger selbst entscheiden.

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3 Kommentare

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  • Jochen Stanzl
    Jochen Stanzl Chefmarktanalyst CMC Markets

    ​Ich mag Aktien ohne Charthistorie nicht :)

    09:40 Uhr, 02.10.2014
  • Dieter_HW
    Dieter_HW

    ​Irgendwo muss das ganze dunkle Geld ja hin. Die angegebenen Umsätze sind jetzt abzüglich der 50% Retoure? Aus meiner Sicht handelt es sich hier um ein Schrottunternehmen, angesichts der desaströsen Zahlen. Alternativ würde ich eher bei dem beauftragten Versender DHL Aktien zeichnen, denn dort dürfte wirkliches Wachstum anstehen. Der unten stehende Link von Petron sagt eigentlich alles.

    15:29 Uhr, 01.10.2014

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Über den Experten

Bastian Galuschka
Bastian Galuschka
Chefredakteur

Bastian Galuschka ist seit über 20 Jahren an der Börse aktiv. Er entdeckte bereits zu Schulzeiten seine Leidenschaft für die Börse. Über fünf Jahre lang war der Diplom-Volkswirt als Redakteur bei einem bekannten Anlegermagazin tätig und verantwortete dort den Bereich Charttechnik. Seit März 2013 verstärkt er die Redaktion der stock3 AG. Bastian Galuschka kombiniert bei seinen Analysen gerne Fundamentaldaten mit charttechnischen Aspekten. Gerade im Smallcapbereich hat sich der Analyst über viele Jahre ein fundiertes Wissen aufgebaut. Seit Juni 2023 ist Galuschka Chefredakteur von stock3.

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