Kommentar
18:10 Uhr, 26.10.2004

Zahlen für das 3. Quartal besser als erwartet

Die US-Aktienmärkte schlossen letzte Woche im Minus. S&P und Dow Jones gaben in der laufenden Berichtssaison die dritte Woche in Folge nach. Trotz eines leichten Rückgangs des Ölpreises zu Wochenbeginn, heizten enttäuschende Prognosen und die andauernden Untersuchungen bei US-Versicherern die Verluste weiter an. Die Gewinne der im S&P 500 gelisteten Unternehmen stiegen im dritten Quartal lediglich um 14,2%. In den vier vorangegangenen Quartalen wurde demgegenüber ein Wachstum von mindestens 20 % erreicht. Die größten Verluste verzeichnete die Gesundheitsbranche, nachdem der New Yorker Generalstaatsanwalt Spitzer seine Untersuchungen auf die Krankenversicherung ausgeweitet hat und die Umsatzprognosen enttäuschend ausfielen. Die Wirtschaftsdaten präsentierten sich gemischt. So sank die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung, übertraf die Kerninflation die Erwartungen, und gab im Gegenzug der viel beachtete Geschäftsklimaindex der regionalen Notenbank von Philadelphia, kurz "Philly Fed", nach.

Neue Rekorde beim Ölpreis sorgten für Kursabschläge an den japanischen Aktienmärkten. Finanztitel wie Mizuho und Mitsubishi verloren angesichts des schwindenden Vertrauens in ein Wachstum der japanischen Wirtschaft. Exportabhängige Aktien mussten Einbußen hinnehmen, angetrieben von den Sorgen um eine Verlangsamung des Wachstums in China und um die Auswirkungen höherer Energiekosten auf den wirtschaftlichen Aufschwung in den USA.

Dank der optimistischen Einschätzung der Wachstumssaussichten legte an den europäischen Aktienmärkten der DJ Stoxx 600 Vergleichsindex zu. Der DAX schloss mit einem Plus von 0,3 %, der französische CAC 40 kletterte um 0,4 %. Angeführt wurden die Gewinne in der Eurozone durch die deutlich besser als erwartet ausgefallenen Ergebnisse bei SAP und Alcatel. Das irische Pharmaunternehmen Elan legte vor dem Hintergrund der Übernahmespekulationen um 18 % zu. Die Verbraucherausgaben in Frankreich fielen im September hingegen sehr schwach aus. Dabei ist Frankreichs Nachfrage für den recht bescheidenen Binnenanteil des ansonsten exportabhängigen Wirtschaftswachstums in Europa von entscheidender Bedeutung. Der FTSE 100 in Großbritannien büßte 0,2 % ein, obgleich AstraZeneca und William Morrison ansehnliche Gewinne erzielten. Der RICS Hauspreisindex gab deutlich nach, und das BIP blieb hinter den Erwartungen des Konsens zurück. M4 Lending ist deutlich gestiegen. Gleiches gilt für die Einzelhandelsumsätze im September. Dies legt die Vermutung nahe, dass der Höhepunkt des immer enger werdenden Zyklus noch nicht erreicht ist.

Die Aktien in der Region Asien Pazifik mussten deutliche Verluste hinnehmen, nachdem ein Regierungsbericht über eine Abschwächung des Wirtschaftswachstums in China auf 9,1 % im dritten Quartal berichtet hatte. Stark von China abhängige Unternehmen schlossen sich den Verlusten in der Region an. Mit Ausnahme von Singapur und Indien schlossen alle regionalen Benchmarks im Minus.

In Lateinamerika erreichte der mexikanische Bolsa-Index mit einem Plus von 2,1 % eine neue Rekordmarke. An der Spitze rangierten der Zementhersteller Cemex und die Mediengruppe Televisa.

An den Märkten des Emerging Europe begab sich der russische RTS-Index auf Talfahrt, nachdem Anlegern geraten wurde, Yukos-Aktien angesichts von Spekulationen zu verkaufen, dass das Unternehmen möglicherweise schließen könnte, wenn es gezwungen wäre, Yuganskneftegaz zu verkaufen, das für 60 % der Produktion verantwortlich ist.

An den Staatsanleihemärkten sanken die Renditen auf US-Treasuries unter die 4 %-Marke, da der hohe Ölpreis Spekulationen über eine Verlangsamung der Zinserhöhungen durch die US-Notenbank anheizte. Trotz der lebhaften Nachfrage hielten sich die Anleger bei Renditen von unter 4 % eher zurück und warten stattdessen auf weitere Beweise für eine Verlangsamung der Wirtschaft, bevor die Renditen wieder in die Höhe getrieben werden.

An den Devisenmärkten verbilligte sich der US-Dollar gegenüber den wichtigsten Währungen, da der Dollar-Index als technischer Indikator auf eine schwächere US-Währung hindeutete und die Fed einräumte, dass das Handelsdefizit eine Gefahr für das Wachstum darstellt, seit sich der grenzüberschreitende Kapitalfluss in die USA verlangsamt.

An den Rohstoffmärkten sank der Rohölpreis zu Wochenbeginn zunächst, bevor er im weiteren Verlauf neue Rekordhöhen erreichte, als ein Bericht auftauchte, demzufolge die US-Heizölvorräte stärker gesunken sind als erwartet. Der Kupferpreis stieg, nachdem Basismetalle ihre jüngsten Verluste teilweise wettmachen konnten. Ausschlaggebend hierfür waren vor allem die zunehmenden Importe Chinas im Monat September.

Zahlen für das dritte Quartal besser als erwartet

Obwohl einige Gewinnerwartungen massiv verfehlt wurden und es diverse Gewinnwarnungen gab, und daher der Ausblick auf das Jahr 2005 an den weltweiten Aktienmärkten von gewisser Nervosität gekennzeichnet ist, lagen die Ergebnisse des dritten Quartals leicht über den Erwartungen. Zwar hat sich das Gewinnwachstum im Vergleich zum Vorjahr verlangsamt, und liegt derzeit bei etwa 14 % (während es in den vergangenen vier Quartalen doppelt so hoch lag), jedoch gelingt es den meisten Unternehmen nach wie vor, die Erwartungen zu erfüllen. Das Ergebnis ist daher deutlich besser ausgefallen als zu erwarten war, nachdem vor allem die Analysten in den USA die Gewinnerwartungen deutlich nach unten korrigiert hatten. Dennoch halten wir unverändert an unserer Einschätzung fest, dass das für nächstes Jahr prognostizierte zweistellige Wachstum der Gewinne an den wichtigsten Märkten bei weitem zu optimistisch ist.

Finanztitel hatten es letzte Woche besonders schwer, nachdem der New Yorker Generalstaatsanwalt Eliot Spitzer eine Untersuchung der Preisfindungspraktiken bei großen US-Versicherungsmaklern einleitete. Schlechte Nachrichten zur Hypothekennachfrage lieferte ein großer Anbieter aus den USA. Angesichts der zunehmend trüben Aussichten für den Immobiliensektor büßten britische Banken ein. Darüber hinaus wurden die Gewinnprognosen weiter nach unten korrigiert, da sich die Perspektiven für ein Wachstum des Kreditvolumens und die Nettozinsspannen allgemein verschlechtert haben. Da ein Fünftel bis ein Viertel der Gewinne an den wichtigsten Aktienmärkten auf das Konto von Finanztiteln geht, deuten diese Entwicklungen auf erhebliche Verluste hin.

Quelle: Merrill Lynch Investment Managers (MLIM)

Merrill Lynch Investment Managers (MLIM) wurde 1976 gegründet und ist mittlerweile eine der größten Investmentfirmen der Welt. Das verwaltete Vermögen beträgt rund 500 Mrd. US-Dollar (per 31. Dezember 2003). Als das Tochterunternehmen für Vermögensverwaltung von Merrill Lynch verfügt MLIM über eine breite Auswahl an prämierten Anlagefonds und umfassenden Einblick in die Märkte.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen