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15:11 Uhr, 12.12.2008

Yale, Harvard, weitere US-Eliteunis machen Milliardenverluste

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Harvard wird einen „genauen Blick auf Neueinstellungen sowie die Beschäftigung und Bezahlung seiner Lehrkräfte” werfen müssen, schreibt Drew Faust, der Präsident der renommierten Universität, am 2. Dezember in einem überraschenden Brief an seine Dekane. Wie die Wirtschaftszeitung „The Economist“ berichtet, hat der Stiftungsfonds der Universität, der im Juni noch 36,9 Milliarden US-Dollar wert war, Verluste von 22 Prozent angehäuft. Bis zum Juni 2009 könnte der Verlust auf 30 Prozent anwachsen, und auch diese Schätzung könnte sich als zu optimistisch erweisen.

Harvard steht nicht alleine da. Auch die Stanford University muss sparen: Direktoren, der Präsident und Dekane nehmen eine Gehaltskürzung von 10 Prozent hin. Die Stiftungsfonds, der im Juni noch 17 Milliarden US-Dollar schwer war und damit nach Harvards und Yales Fonds der drittgrößte der USA war, soll sich seither angesichts der Finanzkrise sehr schlecht entwickelt haben. So wie Stanford und Harvard geht es vielen weiteren. Williams College meldet Verluste von 27 Prozent, von 1,8 auf 1,3 Milliarden US-Dollar. Wesleyan University hat 24 Prozent verloren, 580 Millionen US-Dollar stehen jetzt noch in den Büchern.

Alle Augen sind jedoch auf Yale gerichtet, der Universität, in der das bekannte Investmentkonzept erfunden wurde, das so viele Fonds und Investoren in den letzten Jahren nachgebildet haben. Richard Levin, der Präsident der Universität von Yale, soll sich in Kürze zu der Performance des eigenen Fonds äußern.

Der Gründer des Yale-Invesmentmodells ist David Swensen, der von James Tobin, einem Nobelpreisträger, überredet wurde, im Jahr 1985 der leitende Investmentverwalter der Uni zu werden. Damals hatte der Fonds ein Volumen von 1 Milliarde US-Dollar. Bis zum Juni 2008 wuchs der Wert des Fonds auf 22 Milliarden US-Dollar. Wie Swensen in einem viel gelesenen Buch “Pioneering Portfolio Management: An Unconventional Approach to Institutional Investment” (Erscheinung Jahr 2000) schreibt, könnten Universitätsfonds und Fonds zum Gemeinwohl die “ultimativen Investoren“ sein, die fähig sind, auch lange Abschwungphasen an den Märkten und Liquiditätsengpässe zu umschiffen. Ob dies Yale gelingen wird, bleibt abzuwarten. Immerhin kostet der Bau des neuen Campus eine Million US-Dollar – pro Tag.

Da Yale hohe Summen in illiquide Anlagegüter investierte, dürfte ein sofortiger Verkauf zur Schaffung neuer Liquidität nur schwer möglich sein.

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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