Kommentar
20:00 Uhr, 15.01.2009

Würstchen mit Sauerkraut...

...haben Deutsche Bank – Chef Josef Ackermann in Berlin nach einem Abendessen niedergestreckt, so dass er kurz ins Krankenhaus gefahren werden musste. Das schreibt zumindest die Bild-Zeitung. Zwei tröstliche Aspekte hat die ganze Geschichte. Zum einen haben wir heute gelernt, dass Ackermann ein Mensch, und kein Gott ist. Die zweite tröstliche Angelegenheit wäre: Es geht ihm wieder gut.

Die Börsianer witzelten schon, ihm wäre die Bilanz 2008 oder der Aktienkurs auf den Magen geschlagen. Vielleicht hat es das auch, und seinen Magen anfälliger für zwei verdorbene Würstchen gemacht. An den Aktienmärkten ist eben 90% alles Psychologie und der Rest vielleicht Glück. Das wusste schon der gute alte Kostolany.

Vor lauter Aufregung hat die Börse einen Brief von Ackermann an
Finanzstaatssekretär Axel Nawrath übersehen, von dem die Presse schrieb. Ackermann fordert darin die Einrichtung einer „Bad Bank“. Darin soll er geschrieben haben, dass sich der staatliche Sonderfonds SoFFin (klingt wie ein Medikament - und ist es auch) mit einem Bankenkonsortium zusammentut, um die Banken vom monetären Kreditmüll zu befreien. Die Kosten beliefen sich auf schlappe 400 – 500 Mrd. Euro, also eine Kleinigkeit für jeden Bundesbürger, um diese giftige Suppe auszulöffeln. Wohl bekomms! Nein, die Deutsche Bank benötigt keine Staatshilfe, naja, nicht direkt und zumindest heute nicht...

Das Thema wird in den letzten Tagen immer wieder aufgekocht wie Sauerkraut. Man sagt, es schmeckt nach jedem Kochvorgang besser. Ob sie bald kommt? Diese „Bad Bank“? Oder ob sie gar bald kommen muss? Ich weiß es nicht, aber ich beobachte die Sache mit Argwohn.

Unsere Schuldenuhr hat heute im Gegensatz zum DAX einen Satz nach oben gemacht. Freuen Sie sich, liebe Leserinnen und Leser, denn die Schulden von heute sind die Steuern von morgen, schreibt der Bund der Steuerzahler. Und wer geht schon nicht gerne arbeiten. Ein paar Kleinigkeiten hat der Bund der Steuerzahler nachgerechnet und daraus eine lange und große Zahl gebastelt. Die Schuldenlast ist beim Verfassen dieser Zeilen bei genau 1.520.695.370.680 Euro angekommen. Für das Abtippen dieser Zahl brauchte ich ca. zehn Sekunden. Währenddessen ist unsere Steuerschuld um 44.390 Euro angestiegen.

Nur Investmentbanker verdienten mehr, oder Schneeballkönige wie Madoff, der sich wahrscheinlich gerade vor Lachen auf die Schenkel klopft und sich mit einer kleinen elektronischen Fußfessel versehen, sich vielleicht ein paar alte Folgen vom Denver-Clan in seinem Penthouse anschaut. Wäre Alexis seine Präsidentin, sie hätte ihm den Hintern versohlt und ihn dorthin gesteckt, wo er hingehört. Ach, die alten Zeiten... Auch wenn das Biest aus der Serie, mit allen Wassern gewaschen und von allen Hunden gehetzt, immer wieder siegte.... Allein wie sie Champagner trank, hatte zumindest Stil. Und sie sieht selbst heute noch viel besser aus, als diejenigen, die diese Welt versuchen, besser zu machen.

Ach ja, die Schulden... Als ich heute Mittag um 12.30 Uhr für die letzte Telebörse vom Parkett sendete, hatten wir 24 Mio. Euro weniger Schulden auf der Uhr und mit jeder Sekunde kommen 4.439 Euro oben drauf. Das würde pro Sekunde für 1.000 Portionen Würstchen mit Sauerkraut reichen. Nach einem Jahr hätte es die Welt satt gemacht – und wenn auch nur für einen Tag.

Aber wer isst denn heute schon Würstchen mit Sauerkraut? Die Frankfurter.... Klar. Und Josef Ackermann ist einer von ihnen.
Noch.

Frank Meyer ist Moderator bei n-tv
www.frank-meyer.tv

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