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15:45 Uhr, 15.04.2002

Wrap UP: Markt in unruhigem Fahrwasser

UBS Warburg`s Chef Ökonom George Magnus sieht ein hohes Risiko, dass die grossen Erwartungen in eine Wirtschaftserholung im zweiten Halbjahr enttäuscht werden. Bisher sei das anziehende Wachstum überwiegend auf ein Füllen der Läger und Regierungs-seitige Ausgaben zurückzuführen, nun müsse jedoch dringend die Investitionstätigkeit im Technologie Sektor einsetzen, um eine Verstetigung des Aufschwungs einzuleiten.

Auch ein Anstieg des Ölpreises über $27 pro Barrel könnten das Wachstum in 2002 um 0,5% negativ beeinflussen. Die Investmentbank erwartet ein Wachstum von 2,4% in 2002 und 3,5% in 2003. Der US Finanzminister hofft dagegen in diesem Jahr auf ein Wachstum um die 3,5%.

Zudem seien zusätzliche Impulse aus dem Konsumentensegment nicht zu erwarten, da der Konsum bereits auf Rekord Level laufe, so Magnus. Vor allem die Ausgaben im Technologie Sektor seien entscheidend und hätten das Potenzial für die nötigen Impulse. Die Investmentbank zeigt sich hier nur bedingt optimistisch und geht von einem eher moderaten Aufschwung im Tech-Segment für 2002 aus.


Jerry Labowitz von Merrill Lynch hat die Earnings Prognosen für eine Reihe von Unternehmen im EMS (electronic manufacturing services) Sektor herabgesetzt.

Das ist laut Labowitz ein direktes Resultat der Unternehmensbesuche in den vergangenen Wochen und der Tatsache, dass die Endmärkte im Technologie Sektor weiterhin schwach sind.

"Wir gehen davon aus, dass die großen EMS Unternehmen in den nächsten Wochen schwächere Quartalsergebnisse präsentieren werden, als wir es bisher erwarten," so Labowitz in einer Mitteilung an seine Kunden.

"Zusätzlich gibt es trotz der Rationalisierungsprogramme im letzten Jahr immer noch Überkapazität im EMS Sektor und wir wären nicht verwundert, wenn es in nächster Zeit weitere solche Programme geben wird."

Zu den erwähnten Unternehmen gehören Celestica (zuletzt +1.03 Prozent auf 30.55 Dollar), Flextronics (-0.32 Prozent auf 15.39 Dollar), PemStar (-2.22 Prozent auf 8.80 Dollar), Sanmia (-1.76 Prozent auf 10.03 Dollar) und Plexus (-0.88 Prozent auf 22.47 Dollar).

Die Analysten von Needham senkten Anfang des Monats bereits die Earningsprognosen und Kursziele für eine Reihe von Unternehmen im EMS Sektor mit der Begründung, dass sich die Nachfrage nach Elektronik Outsourcing Diensten bisher nicht wie erwartet entwickle.


Eddie George, Governor der Bank of England, äußerte sich mit moderaten Worten zur Weltwirtschaftserholung und sieht in den USA keinen Bedarf weiterer Leitzinssenkungen, um die Wirtschaft im Land anzukurbeln.

"Es ist möglich, wenn nicht sogar ziemlich wahrscheinlich, dass sich das Maßhalten der Ausgaben der Konsumenten, und ich betonte das Wort Maßhalten, sich selbst regulieren wird," so George. Sollten sich allerdings die Ausgaben der Verbraucher zu stark entwickeln, so seien Zinserhöhungen nötig, sagte er weiter.

George ist durch Daten aus den Vereinigten Staaten, aber auch durch vorausschauende Indikatoren aus Europa davon überzeugt, dass sich die Weltwirtschaft in einem frühen Stadium der Erholung befindet. Aber er fügt hinzu:

"Wir können uns nicht sicher sein, ob dieses anfängliche Momentum auch weiter getragen werden kann. Wir wissen auch nicht, wie stark die Expansion sein oder wie lange sie dauern wird, aber die Zeichen stehen gut und sie sind freilich viel besser als jeder von uns sich vor sechs Monaten oder so hätte erträumen lassen, als die Terroranschläge in Washington und New York waren."


Es gibt kein Zeichen der Erholung für die US-Indices, in der letzten Handelsstunde wurden die Verluste noch weiter ausgebaut, der Nasdaq 100 erreichte sogar ein Sechsmonatstief.

"Die Nachrichten um General Electric tragen heute Rechnung. Wir sehen markantere Schäden im Markt, der durch hartes Gewässer navigiert. Ungewissheit ist immer noch lebendig und ja - die Sorgen um die Bilanzierung sind immer noch nicht verschwunden, wie uns IBM am Donnerstag zeigte," so Peter Cardillo, leitender Investment Stratege bei Global Partners Securities.

Eine Reihe von Wirtschaftsdaten, so Cardillo, die am Freitag veröffentlicht würden, wie das Verbrauchervertrauen, der ECRI Index und der Produzentenpreis Index, könnten die Verlusten im Markt dämpfen.


SG Cowen hat einige positive Worte zum Chip Equipment Sektor, der nicht im befürchteten Umfang negative Überraschungen für das erste Quartal bereithielt. Cowen sieht darüber hinaus von den meisten Unternehmen ein sequentielles Auftragswachstum zwischen 10 bis 15 Prozent.

"Zu den positive Zeichen gehören die wachsende Kapazitätsauslastung der Fertigungsstätten, während die high-end Kapazität stramm ist. Die Aufträge aus den Endmärkten haben sich seit November signifikant verbessert," so eine Stellungnahme der Investmentbank.

Innerhalb der Unternehmen im Sektor können Teradyne gegen den Trend des Marktes um 2.92 Prozent steigen, Novellus Systems verloren 0.43 Prozent und Axcelis gewinnen um 0.52 Prozent.


William Poole, Präsident der Zentralbank des Bundesstaates St. Louis, sieht in der Entwicklung der Inflation in den Vereinigten Staaten einen wichtigen Faktor, der die vorgesehen Zinspolitik beeinflussen könnte, die das Wirtschaftswachstum unterstützen soll.

Poole, der bekannt für seine Inflationswarnungen ist, befindet sich zur Zeit nicht als stimmberechtigtes Mitglied im FOMC Ausschuss der Fed.

"Ich möchte nicht sagen, dass die Inflation das einzige Kriterium für eine erfolgreiche Zinspolitik ist," sagte er. "Trotzdem bin ich der Meinung dass eine niedrige Inflation eine sehr wichtige Zutat ist, um Raum für Zinsschritte zu schaffen, die nötig sind, um die Wirtschaft auf dem besten Wachstumspfad zu halten."

"Der Zeitpunkt, gegen die Inflation anzukämpfen, liegt vor ihr," sagte er weiter, und fügt hinzu, dass "die Fed die Rezession mit aggressiven Zinssenkungen bekämpfen kann," aber nur solange, wie "die Inflation niedrig ist."

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