Woher nehmen die Firmen den Optimismus?
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1. Das westdeutsche ifo-Geschäftsklima hat sich im Dezember erwartungsgemäß verbessert, von 95,7 auf 96,8 Punkte (Bloomberg-Median: 96,5; DekaBank: 96,3). Die eigentliche Überraschung war die Entwicklung der Teilkomponenten des Geschäftsklimas. Entgegen den Erwartungen kam es zu einem kräftigen Anstieg der Geschäftserwartungen auf 111,0 Punkte (Bloomberg-Median: 109,0; DekaBank: 108,6) und zu einer Faststagnation der Lagebeurteilung bei 83,3 Punkten (Bloomberg-Median und DekaBank: 84,4). Damit heben die Zeiger der ifo-Uhr nach oben ab, statt in Richtung "Boom" zu marschieren.
2. Eigentlich sollte man den achten Anstieg des ifo-Geschäftsklimas in Folge freudig feiern, doch ungetrübt ist diese Freude nicht, denn die Lagebeurteilung, also das Urteil über den gegenwärtigen Zustand der Wirtschaft verbesserte sich nicht nennenswert.
3. Gleichzeitig setzen aber die ifo-Geschäftserwartungen ihren Steigflug ungebremst fort und sind inzwischen in Regionen vorgestoßen, die sie seit 1970 nur zwei Mal erreichten: im Dezember 1972 mit 110,9 Punkten und im Herbst 1994 mit 112,2 Punkten (November). Das waren aber auch Momente, in denen das Bruttoinlandsprodukt in den entsprechenden Quartalen mit knapp 6 % beziehungsweise knapp 3 % gegenüber dem Vorjahresquartal wuchs und die Lagebeurteilung um fünf bis zehn Punkte besser beurteilt wurde. Das legt den Schluss nahe, dass das Ausmaß der derzeitigen Erwartungen übertrieben ist.
Betrachtet man das Umfeld, in dem die Umfrage durchgeführt wurde, so hätten sich durchaus dämpfende Effekte für die Stimmung ergeben können. Im gesamten Ergebungszeitraum kannte der Euro fast nur eine Richtung - nach oben. Diese Aufwertung hätte sich eigentlich negativ bemerkbar machen müssen. Dass sie es nicht tat, kann sicherlich zu einem guten Teil der Hoffnung auf ein weiter beschleunigtes weltwirtschaftliches Wachstum zugeschrieben werden. Außerdem muss man annehmen, das die Unternehmen den Verbandsempfehlungen folgend Wechselkurssicherungsgeschäfte getätigt haben, die sie zumindest für die nächsten sechs Monate - der Zeithorizont der Umfrage - absichern. Für den Zeitraum danach sollten sich aber spürbar bremsende Effekte für die Exportentwicklung und negative Auswirkungen auf die Gewinnmargen im Exportgeschäft ergeben. Die Ergebnisse des Vermittlungsausschusses, die nach ifo-Angaben von immerhin rund 20 % der Befragten noch berücksichtigt werden konnten, hatten wohl keine Auswirkungen. Das politische Tauziehen im Vorfeld hätte sich sogar negativ auf die Erwartungen auswirken müssen. Alles in allem sollte man das Plus bei den Geschäftserwartungen vorsichtig interpretieren, denn es ist nicht so recht ersichtlich, woher die Unternehmen ihren großen Optimismus nehmen.
4. Fügt man alles zusammen, so ergibt sich folgendes Bild. Die gemächliche konjunkturelle Erholung ist in Gang gekommen und wird auf Sechsmonatssicht an Kraft gewinnen - doch nicht so stark wie es die Geschäftserwartungen nahe legen. Danach werden die ersten positive Effekte für die Binnenachfrage (Arbeitsmarkt und Nachholbedarf), mit den negativen Auswirkungen der Euroaufwertung und einem zunehmenden Restriktionsgrad der Wirtschaftspolitik ringen. Letztendlich dominieren die retardierenden Elemente, sodass es ab Mitte 2004 wieder zu einer langsameren wirtschaftlichen Gangart kommt.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 122 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands.
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