Wochenrückblick: Rohstoffpreise erreichen neue Rekorde
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Energie: Die USA leiden unter einer Hitzewelle. Da laufen die Klimageräte auf vollen Touren. Das wird auch so bleiben. Frühestens Ende August ist mit einer Entwarnung zu rechnen sein. Hohe Preise führen bisher nicht zu Sparmaßnahmen. Überhaupt scheinen sie die Konsumenten nur wenig zu irritieren, auch weil das amerikanische Wirtschaftswachstum wieder positiver beurteilt wird. Die spekulative Position hat sich in der vergangenen Woche nahezu verzehnfacht, wobei 63% auf neue Long-Kontrakte und 37% auf die Schließung von Short-Kontrakten entfielen. Der August-Kontrakt erreichte erstmals die Marke von US-Dollar 60 pro Barrel. Wie wir immer wieder hervorgehoben haben, liegt der Engpass bei den Raffinerien. Spekulanten wetten darauf, dass die amerikanischen Kapazität nicht in der Lage sein wird, ausreichend Benzin und Heizöl für die Sommermonate zu produzieren. Die Marktteilnehmer reagieren auf jede, noch so unbedeutende Neuigkeit. So schnellte der Preis in die Höhe, als die Schließungen der Konsulate der USA, Englands und Deutschlands in Nigeria über die Ticker liefen. Er beruhigte sich wieder, nachdem die OPEC eine weitere Erhöhung der Förderquote um 500.000 Barrel pro Tag in Erwägung zog. Erhöhungen der Rohöllagerbestände werden allerdings den Markt kaum nachhaltig beeinflussen, weil man davon ausgeht, dass diese auch notwendig sein werden, um die Zusatznachfrage zu befriedigen. Mit hoher Volatilität des Ölpreises muss gerechnet werden. Er könnte im Tages- und Wochenverlauf um mehrere Prozentpunkte nach oben, wie auch nach unten, schwanken. Der Aufwärtstrend bleibt jedoch weiterhin intakt.
Industrie- und Edelmetalle: Der Kupferpreis erreichte in der vergangenen Woche ein 16-Jahres-Hoch. In unserem heutigen Leitthema besprechen wir dieses Metall. Die Lagerbestände verharren auf einem extrem niedrigen Niveau. Allerdings wird fast täglich über die Produktionsaufnahme neuer Minen berichtet. Die derzeitige Knappheit könnte in der zweiten Jahreshälfte zu Ende gehen. Der Markt ist unseres Erachtens, zumindest zur Zeit, stark überkauft. Mit einer Gegenbewegung muss gerechnet werden. Bei raffiniertem Blei, Zink und Zinn stieg das Weltangebot erstmals schneller als die Nachfrage. Die Preise gingen leicht zurück. Dagegen soll bei Nickel nach wie vor ein Angebotsdefizit bestehen, eine Meldung, die sich in der vergangenen Woche nicht auf den Preis ausgewirkt hat. Aluminium konnte sich wieder leicht erholen. Die Maßnahmen der chinesischen Regierung, die einen Rückgang der energieintensiven Produktion von Aluminium bezwecken, könnten erste Wirkung zeigen. Über Eisenerz sprechen wir detailliert in unserem Leitthemarückblick. Trotz aller Unkenrufe hat die Weltstahlproduktion auch im Mai wieder stark zugenommen. Eisenerz sollte weiter knapp bleiben. Der Eisenerzüberhang in China mag durchaus vorübergehender Natur sein. Die Edelmetalle koppeln sich weiterhin von der Entwicklung des US-Dollars ab. Gold und Platin stiegen im Wochenverlauf, Silber gab dagegen leicht nach, hatte aber in den Vormonaten Gold und Platin absolut und relativ überholt. Platin und Gold sehen fundamental gut aus, da die Nachfrage der Schmuckindustrie, insbesondere wegen des zusätzlichen Bedarfs der Schwellenländer, weiter zunimmt. Rasant entwickelten sich die Aktien der Goldminen. Der Index legte allein in einem Monat um nahezu 15% zu, hatte aber zuvor eine sehr schwache Performance gezeigt.
Soft-Commodities: Die Soft-Commodities haben in der vergangenen Woche die stärkste Performance hingelegt. Dies galt vor allem für Soja, Mais und Weizen, die um 5-7% stiegen. Große Hitze in den USA hatte Ernterückgänge befürchten lassen. Inzwischen werden allerdings wieder leichte Regenfälle gemeldet. Für Soja reicht das nicht aus, zumal die Nachfrage der asiatischen Länder ständig zunimmt. Bei Weizen wäre Regen dagegen schädlich, da zur Zeit der Winterweizen eingebracht wird. Weizen profitierte von der Sojarally. Das gleiche gilt für Mais, obwohl es nach wie vor überschüssige Lagerbestände gibt. Soja scheint kurzfristig überkauft zu sein, während die Aussichten mittelfristig hervorragend sind. Bei Weizen und Mais gilt eher das Gegenteil. Baumwolle zog kräftig an. Offensichtlich wird davon ausgegangen, dass die USA und China in Kürze zu einer Einigung in ihrem Textilstreit kommen. Danach sollte die chinesische Nachfrage wieder kräftig anziehen. Fonds und Spekulanten bauen wieder Long-Positionen auf. Das gleiche gilt bei Kakao. Es wird immer mehr damit gerechnet, dass die Schwierigkeiten in der Elfenbeinküste zu länger anhaltenden Defiziten führen. Bei Zucker wird mit kräftigen Käufen aus China gerechnet. Spekulative Gelder bauen ihre Long-Positionen weiter aus. Das Gegenteil ist beim Kaffe der Fall, da bisher keine Wetterwarnungen aus Brasilien kommen. Bei Schweinefleisch verfallen die Preise weiter, obwohl nur sehr geringe Marktaktivität beobachtet wurde. Es kam zu leichten Fondsverkäufen bei nahezu inexistentem Kaufinteresse. Die Preisentwicklung bei Lebendrind ist indessen ungewiss. Derzeit wird ein Verdachtsfall bei BSE in den USA geprüft. Frühestens am 24. Juni werden die Testergebnisse erwartet. Sollten die Testergebnisse positiv ausfallen, so ist die Frage ob es sich bei diesem BSE-Fall um eine neue Form der Erkrankung handelt oder ob dies nur ein Beispiel dafür ist, dass BSE von Zeit zu Zeit in unregelmäßigen Abständen immer mal wieder auftreten kann. Indes treten immer mehr Produzenten mit marktbereiten Rinden auf. Absatzprobleme sorgen bei den Lebendrindpreisen für eine bärische Allgemeinstimmung.
Quelle: www.Rohstoff-Report.de Ausgabe 27 vom 27. Juni 2005
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.