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21:30 Uhr, 22.05.2005

Wochenrückblick: Öl & Energie

Energie: In unserem letzten Wochenrückblick hatten wir bereits darauf hingewiesen, dass eine Korrektur am Ölmarkt überfällig sei. Diese ist nun eingetreten. Die wichtige $ 50-Marke wurde deutlich unterschritten. Die US-Rohöllagerbestände haben sich weiter erhöht. Dies war insbesondere auf zusätzliche Lieferungen aus Mexiko zurückzuführen, die auf nahezu 11 Mio. Barrel pro Tag stiegen. Auch die Lagerbestände an raffinierten Produkten legten zu, so dass sich die Bären im Markt mehr und mehr durchsetzen. Es kam zu erheblichen Verkäufen von Fonds, die nun doch nervös werden, zumal inzwischen auch die OPEC eine Erhöhung der Fördermengen für Juni in Erwägung zieht. Immerhin liegt der Ölpreis inzwischen um mehr als 20% unter seinem Höchststand. Auf der kommerziellen Seite ist große Zurückhaltung zu spüren. Es werden nahezu keine Eindeckungen mehr vorgenommen, während offensichtlich einige Ölfirmen Terminverkäufe zur Teilabsicherung ihrer Positionen vornehmen. Allerdings ist die Reaktion auf den ungewöhnlichen Lageraufbau, der stärker ausfiel als für die Jahreszeit üblich, sehr spät eingetreten. Der amerikanische Verbraucher lässt sich bisher ohnehin nicht wesentlich durch hohe Preise irritieren. Für Memorial Day werden 31 Mio. Reisende erwartet. Die heißen Sommermonate rücken näher. Der Verbrauch des weltgrößten Energieverschwenders wird nicht zurückgehen. Deshalb sollte nicht mehr damit gerechnet werden, dass die Preise für Erdöl und Benzin auf das Niveau vom Ende des vergangenen Jahres fallen. Zur Zeit wird für US Rohöl eine starke Widerstandslinie bei US Dollar 45,75 gesehen. Der Preis könnte aber auch sehr schnell um 2 bis 3 US-Dollar steigen, wenn plötzliche Meldungen über Engpässe bei Raffinerien, Produktionsrücknahmen der Förderländer oder auch nur ein starkes Nachfragewachstum Chinas bekannt werden sollten. Gerade erst erreichten uns Nachrichten über einen überraschenden Streik an sechs Ölraffinerien des französischen Ölmultis Total SA, was sich negativ auf die französische Produktion von raffinierten Produkten auswirkt. Wir befinden uns in einer Phase höchster Volatilität, die durchaus Anreiz für institutionelle Anleger bieten könnte, sich im Markt neu zu positionieren.

Quelle: Rohstoff-Report Ausgabe 24

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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