Wochenkommentar Rohstoffe: Knappes Angebot wird ignoriert
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Energie: An den Ölmärkten haben wir nach wie vor die Situation, dass sich die Märkte wegen den Rezessionsängsten in den USA vorwiegend auf die Seite der Nachfrage konzentrieren, die schwache Entwicklung des Angebots aber fast vollständig ausblenden. So wird der Ankündigung des größten russischen Ölkonzerns Lukoil, seine Produktion in diesem Jahr nur um 1,8-2% statt der ursprünglich gemeldeten +5% ausweiten zu können, vom Markt ignoriert:
Die Ölproduktion Russlands enttäuscht auf voller Länge. Nun gibt auch der größte Ölkonzern Russlands, die Lukoil, bekannt, ihre Produktion in diesem Jahr nur zwischen 1,8 und 2% ausweiten zu können. Zuvor war eine Anhebung um 5% geplant worden.
Quelle: http://www.godmode-trader.de/de/boerse-nachricht/Lukoil-senkt-OEl-Output-Ziele,a816075,c217.html
Auch andere Nachrichten, die auf eine schwache Entwicklung des Ölangebots in Ölländern außerhalb der OPEC hindeuten, tauchen kaum in der täglichen Berichterstattung über den Ölmarkt auf. Dabei ist gerade die schwache Entwicklung des Angebots dafür verantwortlich, dass der Ölpreis heute derart hoch ist. Auch im Zuge einer Rezession in den USA und einer Wachstumsabschwächung in der gesamten Weltwirtschaft dürfte die Bilanz zwischen Angebot und Nachfrage am Ölmarkt unausgeglichen bleiben, da die Nachfrage auch in einem solchen schwachen konjunkturellen Umfeld noch stärker wachsen wird, als das Angebot Schritt halten kann. Die IEA warnt vor diesem Hintergrund vor einer dramatischen Verknappung von Erdöl.
Gemäß IEA- Chefökonom Fatih Birol müssen die Ölproduzenten zur Abwendung einer Krise ihre Fördermenge signifikant erhöhen. Dies berichtete die Zeitschrift “Internationale Politik”. Jedoch würden bei Umsetzung sämtlicher für die kommenden Jahre ausfinanzierter Projekte zur Deckung der Nachfrage 12,5 Millionen Barrel pro Tag fehlen. Dies entspreche 15 Prozent des weltweiten Ölbedarfs. Damit werde für die nächsten Jahre ein Lieferengpass und ein sehr hohes Preisniveau indiziert.
Komplette News: [Link "http://www.godmode-trader.de/de/boerse-nachricht/IEA-sieht-weltweite-OElversorgung-in-Gefahr-u-nahende-Krise,a816058,c2.html" auf www.godmode-trader.de/... nicht mehr verfügbar]
Die IEA spricht damit implizit die Missstände an den weltweiten Ölmarkten an. Die Produktion der teilweise schon fast fünf Jahrzehnte alten großen Ölfelder (so genannte Elefantenfelder) geht zurück und die Zahl der neu gefundenen Felder hat in den 60er Jahren seinen Höhepunkt erreicht. Neu gefundene Felder, wie beispielsweise jene in der Tiefsee des Golf von Mexiko oder der Ölsand aus Kanada müssen die rückläufige Produktion alter Felder, wie beispielsweise der mexikanischen oder kuwaitischen, kompensieren UND gleichzeitig die steigende Nachfrage aus den Schwellenländern ausgleichen. Dass dies zunehmend schwierig wird, spürt man an den Preisen, die unaufhörlich weiter steigen. Nur eine starke weltweite Konjunkturabschwächung würde im aktuellen Umfeld dazu führen, dass sich die Bilanz zwischen Angebot und Nachfrage am Ölmarkt bessert. Sie könnte sich aber zumindest etwas entspannen, sodass Preise um 90 Dollar möglich sind. Darunter sollten die Preise aber gut unterstützt sein.
Auf Seiten der weiteren Energierohstoffe zeigen sich deutliche Preissteigerungen bei Kohle. Der südkoreanische Stahlhersteller POSCO, aber auch der japanische Versorger Chubu Electric, zahlen deutlich mehr für Kohle. POSCO wird in diesem Jahr 210% mehr für Kokskohle und Chubu 125% mehr für thermische Kohle zahlen müssen.
Der südkoreanische Stahlhersteller muss ab sofort mehr für Kohle zahlen. Der viertgrößte Stahlhersteller der Welt muss seinem australischen Kokskohlelieferanten nun zwischen 205 und 210 Prozent mehr bezahlen, als noch vor einem Jahr. Die Preiserhöhungen gelten ab dem 1. April, so POSCO. Der Preisanstieg gelte jedoch nur für einen Teil der australischen Lieferungen, die insgesamt 60% des Bedarfs POSCOs ausmachen. In der letzten Woche kündigte das Unternehmen bereits an, über eine Anhebung seiner Stahlpreise nachzudenken.
Quelle: http://www.godmode-trader.de/de/boerse-nachricht/POSCO-Kohlepreis-steigt-210,a816057,c19.html
So werde auch der japanische Konzern Chubu Electric mehr zahlen – die Preise für Heizkohle aus Australien seien um 125% auf 125 Dollar pro Tonne gestiegen, hieß es. Das ist der erste ausgehandelte neue Preis für dieses Jahr. Damit setze Chubu einen Richtwert für die kommenden Verhandlungen anderer Elektrizitätskonzerne, hieß es. Vertragspartner für Chubu, den viertgrößten Versorger Japans, ist die Xstrata Plc.
Quelle: http://www.godmode-trader.de/de/boerse-nachricht/Thermische-Kohle-Preis-125,a816066,c217.html
Die Preissteigerungen bei den Rohstoffen sind also nicht ausschließlich durch Spekulation getrieben, die an den Börsen stattfindet. Die Anhebung der Vertragspreise für Kohlelieferungen (ähnliche Preissteigerungen hatte es auch für Eisenerz vor ein paar Wochen gegeben) wird ausschließlich zwischen Produzent und Abnehmer an einem Tisch ausgehandelt. Dazwischen befinden sich keine Spekulanten, die sich ein Stück des Kuchens abschneiden möchten. Daher finden wir die Argumentation einiger Marktkommentatoren, die Rohstoffhausse sei eine Blase, als nicht gerechtfertigt.
Metalle: Die Preise der Metalle haben sich in der letzten Woche auf dem Niveau der Vorwoche stabilisiert und sind seitwärts gelaufen. Die Sorgen um die US-Konjunktur und eine Abschwächung der Wirtschaftsleistung für den europäischen und asiatisch-pazifischen Wirtschaftsraum haben die Preise belastet, die Aktienmärkte und zwischenzeitlich zurückgekehrte Risikobereitschaft im Markt stützten hingegen. Außerdem vermochte eine erneute Dollarschwäche nach schwachen Arbeitsmarktdaten aus den USA die Preise zu stützen. Kupfer und Aluminium bleiben wegen der fundamentalen Rahmendaten unsere Favoriten.
Die Faktoren, welche die Preise heute stützen, können sich aber auch bald als Belastungsfaktoren erweisen. Das größte Risiko für die Basismetalle ist wohl in einem erneuten Abtauchen der Aktienmärkte zu sehen. Harald Weygand von Godmode-Trader.de sieht an den Aktienmärkten zwar eine Bärenmarktrallye, aber noch keine nachhaltige Bodenbildung:
Die marktbreiten Indizes notieren nun unterhalb starker charttechnischer Widerstandsniveaus. Die Kurserholungen der vergangenen Wochen in den Indizes werden von uns nach wie vor im Sinne von Bärenmarktrallyes gewertet. An den beschriebenen Widerständen dürften die Indizes nach unten abprallen. Es besteht auch die Möglichkeit, dass die mehrwöchigen Kurserholungen komplett wieder abgebrochen werden. Ganz unten können Sie auf unsere derzeit BIAS-führenden Analysen weiterblättern. Wir rechnen immer noch mit der Ausbildung neuer Tiefs. Der DAX hat seine maßgeblichen Widerstände bei 7.040-7.080 Punkten und 7.190-7.200 Punkten. Der DOW Jones ist bei 12.724 und 12.820 Punkten sowie bei 13.000 Punkten gedeckelt. Bei 1.406-1.414 Punkten hat der S&P 500 Index einen starken Widerstandsbereich. Und der Nasdaq100 steht direkt unterhalb eines Kreuzwiderstands bei 1.900 Punkten.
Edelmetalle: Der Goldpreis scheint sich im Bereich von 900 Dollar zu stabilisieren. Auffällig ist, dass die Erholung im Goldpreis im Vergleich zu Erholungen auf vergangene Kurseinbrüche langsamer und gemächlicher stattfindet. Dies ist zunächst nicht negativ zu werten, die Konsolidierung auf ermäßigtem Niveau kann die Basis für einen neuen Momentumschub im Goldpreis schaffen. Sie hilft, überkaufte Indikatoren, nach denen sich eben viele Marktteilnehmer am Goldmarkt richten, wieder zu normalisieren. Sie hilft auch, die Schmucknachfrage wieder zu stabilisieren, nachdem diese nach Erreichen der 1000-Dollar-Marke deutlich zurückging. Die Schmucknachfrage reagiert sehr sensibel auf hohe Preise und fällt immer dann, wenn die Preise zu schnell steigen. Würde man nur den Dollar betrachten, so wäre der Goldpreis laut Deutsche Bank auf dem aktuellen Niveau relativ zur US-Währung günstig bewertet. Die Analysten verweisen aber auf den 12. April und das dann stattfindende G7-Treffen. Dies könnte den Dollar stärken.
The gold price is trading cheap relative to the US dollar. However, we expect the sector will remain under pressure in the run-up to the G7 Finance Ministers’ meeting on April 12 given the lingering risk of another pocket of US dollar strength.
Quelle: Deutsche Bank
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