Wochenbericht Erdöl: Korrekturanfällig
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Der Ölpreis (WTI) verteidigte in der letzten Woche die Marke von 60 Dollar und verteuerte sich auf über 62 Dollar je Barrel. Die Märkte ignorieren den erneuten Anstieg der US-Lagerbestände und reagieren auf das instabile geopolitische Umfeld. Damit geschieht genau das, was wir bereits in unserem letzten Wochenrückblick schrieben: Erdöl ist gefangen zwischen den weiter anschwellenden Lagerbeständen in den USA und den immer wieder neuen Anschlägen in wichtigen Erdölförderländern. Eines davon ist Nigeria. Obwohl die dortige Regierung noch vor einer Woche behauptete, dass nach den Anschlägen im Januar nun Ruhe einkehren werde, schlugen die Rebellen erneut zu. Mittlerweile steht ein Fünftel der Ölproduktion des Landes still. Der Produktionsrückgang in Nigeria ist deswegen besonders heikel, da das Land hauptsächlich leichtes Erdöl herstellt, das US-Raffinerien leichter verarbeiten können, als schweres Erdöl aus Ländern wie Saudi Arabien. Die Preise vermochte zudem der Abbruch der Gespräche zwischen Iran und Russland zu stützen. Teheran zeigte sich zwar mit der Urananreicherung auf russischem Boden einverstanden. Allerdings sahen es die iranischen Unterhändler nicht ein, im Gegenzug auf die Urananreicherung im eigenen Land zu verzichten. Ein Termin für die Wiederaufnahme der Gespräche wurde nicht gesetzt. Auch wenn dies zeigt, dass die Ölversorgung aus Iran und Nigeria gefährdet ist, ändert dies zunächst nichts an der tatsächlichen Versorgungslage des Marktes. Die Rückgänge aus Nigeria können derzeit offenbar problemlos durch Förderanstiege in Nicht-OPEC-Ländern aufgefangen werden. Beispielsweise steigt die irakische Ölproduktion weiter an. Auch aus Russland fließt seit Jahresbeginn wieder mehr Erdöl. Erdöl ist aktuell üppig vorhanden, sodass jetzt auch bei der OPEC laut über eine Förderkürzung nachgedacht wird. Wie könnten es sich zudem zahlreiche US-Raffinerien leisten, ihre Wartungsarbeiten um einen Monat vorzuziehen und bereits jetzt zu schließen. Ihre Wiederinbetriebnahme in einigen Wochen wird zu einem Überangebot an Mineralölprodukten führen, da dann die Nachfrage saisonal schwach ist. Sollte sich das geopolitische Umfeld nicht weiter verschlechtern, rechnen wir daher mit einer graduellen Abwertung des Ölpreises in den kommenden Wochen.
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