Wochenausblick: Wahrscheinliche US-Zinssenkung im Blick
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
15. September 2025. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Während sich die US-Märkte in immer neue Höhen schwingen, tritt der DAX seit Monaten auf der Stelle. Das setzt sich auch zu Beginn der neuen Woche fort. Der DAX steht am Montagmorgen bei 23.776 Punkten nach 23.698 am Freitag zu Handelsschluss. Das jüngste Hoch bleibt damit weit entfernt. Auch der Stoxx Europe 600 kann an die Rekorde nicht wieder anknüpfen. S&P 500 und Nasdaq hatten hingegen am Freitag wieder neue Allzeithochs erreicht. Höhepunkt der Woche: die US-Notenbanksitzung am Mittwoch. Die EZB hatte die Leitzinsen vergangenen Donnerstag unverändert gelassen, für die US-Notenbank wird nun fest von einer Zinssenkung ausgegangen.
Viel Unsicherheit kommt von geopolitischer Seite. „Von einem ruhigen Ausklang dieses chaotischen Jahres kann leider nicht ausgegangen werden“, erklärt Ulf Krauss von der Helaba. Eher scheine es so, als würden in einem geopolitisch angespannten Umfeld neue Grenzen ausgetestet. „So greift Israel die Hamas in Katar an und Russland lässt Drohnen in Polen niedergehen.“ In den USA werde die Ermordung des Trump-Anhängers Charlie Kirk die politischen Gräben wahrscheinlich weiter vertiefen. Dazu komme die schwierige Lage in Frankreich. Die Rating-Agentur Fitch hat am Freitagabend das Rating Frankreichs von AA- auf A+ herabgestuft.
Für 2026 kräftiges Gewinnwachstum erwartet
Über den Tag hinaus herrscht aber durchaus weiter Zuversicht für den Aktienmarkt: Andreas Hürkamp von der Commerzbank zufolge stecken DAX und Euro Stoxx 50 zwar seit Anfang April in Seitwärtstrends fest. „Zum einen ist die Bewertung bereits recht hoch, zum anderen werden die Unternehmensgewinne wohl auch im Geschäftsjahr 2025 nicht zulegen“, erklärt er. Doch mit Blick auf 2026 erwartet er ein Gewinnwachstum von 6 bis 8 Prozent. „Daher empfehlen wir Investoren, Positionen im DAX und im Euro Stoxx 50 aktuell weiter zu halten und in Schwächephasen nochmals schrittweise auszubauen.“
„Aktien längerfristig mehr Sicherheit und Ertrag als Anleihen“
Robert Halver von der Baader Bank zufolge sind Aktienmärkte zwar hoch bewertet. „Wenn aber die Geschäftsmodelle insbesondere bei High-Tech stimmen, sind sie auch gerechtfertigt“, meint er. Die Unternehmen machten gute Gewinne. Der Tech-Boom beflügle zudem den Gesamtmarkt. „Dienstleistungen, Fertigung und Infrastruktur, also die virtuelle und physische Welt, werden eine Symbiose bilden“, erklärt Halver. Nicht zuletzt habe der Zinsmarkt als sicherer Hafen an Bedeutung verloren, wie er mit Blick auf die jüngsten Turbulenzen ergänzt. „Aus klassischer Portfoliosicht klingt es absurd. Aber Aktien bringen längerfristig mehr Sicherheit und Ertrag in das Anlagedepot.“
„Ausbruch aus Trend erst Anfang Oktober“
Charttechniker Christoph Geyer weist darauf hin, dass sich der DAX für den schwierigen Monat September bislang recht gut gehalten hat. „Diese stabile Haltung schützt aber nicht davor, dass es noch einmal ungemütlich werden kann, bevor dann im Oktober die Jahresschlussrally startet“, warnt Geyer. Die im überverkauften Bereich notierenden Indikatoren hätten zur stabilen Haltung beigetragen, könnten nun aber nicht viel Unterstützung bieten. „Der DAX befindet sich in einer Seitwärts-Range. Ein Ausbruch aus dieser Range dürfte den neuen Trend darstellen“, erklärt er. Gemäß der Statistik sollte dieser aufwärtsgerichtet sein, aber kaum vor Anfang Oktober beginnen.
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftsdaten
Montag, 15. September
Japan: Börse bleibt feiertagsbedingt geschlossen
4.00 Uhr. China: Einzelhandelsumsätze/Industrieproduktion August.
Dienstag, 16. September
11.00 Uhr. Deutschland: ZEW-Konjunkturerwartungen September. Die US-Zollpolitik und die zaghafte deutsche Wirtschaftspolitik werden wohl auch in der ZEW-Umfrage für schlechte Laune sorgen, meint die DekaBank.
14.30 Uhr. USA: Einzelhandelsumsätze August. Die Einzelhandelsumsätze in den USA dürften der Commerzbank zufolge im August weiter gestiegen sein, auch wenn die Eintrübung am Arbeitsmarkt wohl auf der Stimmung der Konsumenten laste.
Mittwoch, 17. September
20.00 Uhr. USA: Zinsentscheid der US-Notenbank. Nach den jüngsten US-Inflationsdaten hat die US-Investmentgesellschaft Pimco weder die Fed-Prognose noch die Inflationsaussichten verändert. „Wir erwarten weiterhin, dass die Fed die Zinsen um 25 Basispunkte senkt, auch wenn über 50 Basispunkte wahrscheinlich diskutiert wird“, erklärt Pimco-Ökonomin Tiffany Wilding. Insgesamt rechnet Pimco dieses Jahr mit Zinssenkungen von 75 Basispunkten.
Donnerstag, 18. September
11.00 Uhr. Großbritannien: Zinsentscheid der Bank of England. Vor einem Jahr lag die Inflation im Vereinigten Königreich im geldpolitischen Zielbereich um 2 Prozent, wie die DekaBank feststellt, seitdem sei sie gestiegen. So habe die Inflation zuletzt 3,8 Prozent erreichtet, wo sie im August wohl verharren dürfte. Nach der Leitzinssenkung auf 4 Prozent im Vormonat wird bei diesem Zinsentscheid keine Leitzinsänderung erwartet.
Freitag, 19. September
Großer Verfallstag von Optionen und Futures. An den weltweiten Terminbörsen laufen Futures- und Optionskontrakte aus. An diesem Tag kann es daher zu einem hohen Handelsvolumen und stark schwankenden Kursen der Wertpapiere kommen.
Japan: Zinsentscheid der Bank of Japan. Nach Einschätzung der Deutschen Bank wird die Bank of Japan zunächst an ihrer abwartenden Haltung festhalten und den Leitzins bei 0,5 Prozent belassen – auch aufgrund der noch ungeklärten Nachfolge des zurückgetretenen Premierministers Shigeru Ishiba.