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16:33 Uhr, 20.02.2003

Wirtschaftsprognosen März 2003

Externe Quelle :

Deka - Wirtschaftsprognosen März 2003

In den Vereinigten Staaten folgen die tatsächlichen Konsumausgaben nicht der negativen Entwicklung der entsprechenden Verbrauchervertrauensindikatoren. Die sich stabilisierende Lage am Arbeitsmarkt (recht kräftiger Beschäftigungsaufbau im Januar) wirkt den negativen Effekten aus hohem Rohölpreis und geopolitischen Risiken offenbar entgegen. Die meisten Indikatoren zeigen für konjunkturelle Erholungsphasen typische Verläufe, insoweit ist weiterhin von einer gemischten Datenlage auszugehen. Insgesamt bleibt es bei unserem Bild eines Aufschwungs ohne Schwung. Die gesamtwirtschaftliche Expansion wird in ihrer Dynamik hinter der in früheren Zyklen zurückbleiben.

Die Stimmung ist in Euroland im Januar sowohl bei den Unternehmern als auch bei den Verbrauchern gefallen. Damit ist die Hoffnung auf eine Bodenbildung zunächst einmal vom Tisch. Bei den derzeitigen Rahmenbedingungen mit hohem Ölpreis und starkem Euro, daneben einem schwachen Arbeitsmarkt und fehlenden Reformperspektiven in Deutschland, dem schwächelnden Schwergewicht Eurolands, ist in den nächsten Monaten nicht mit einer durchgreifenden Erholung in Euroland zu rechnen. Vielmehr wird eine - durch den Anstieg des Außenwertes des Euro gebremste - schwache exportgetriebene Erholung erst im zweiten Halbjahr 2003 zu sehen sein.

Die Rentenmärkte bleiben weiter stark. Auch wenn die Renditen in Euroland auf neuen Tiefständen angelangt sind ist kurzfristig keine Trendwende zu sehen. Zusätzlich zu den Kriegsängsten stützen der stärkere Euro und Erwartungen auf weitere Zinssenkungen durch die EZB den Markt. Die Inflationsentwicklung wird derzeit etwas unterschätzt. Der Ölpreis wird sich unserer Einschätzung nach als größere Belastung herausstellen als vielfach angenommen. In den USA führen steigende Militärausgaben und voraussichtlich weitere Steuersenkungen zu höheren Budgetdefiziten. Auf Jahressicht dürfte eine konjunkturelle Erholung das Zinsniveau moderat anheben.

Die überraschende Zinssenkung der Bank of England hat deutlich gemacht, dass die Bank auf einen möglichen Einbruch der Immobilienpreise reagieren wird. Angesichts einer zunehmend fragileren Konjunktur sehen wir nun eine größere Chance dafür, dass die nächste Zinsänderung ebenfalls eine Zinssenkung sein wird. Entsprechend haben wir unsere Zinsprognose für die Base Rate für alle Prognosezeiträume nach unten angepasst.

In Japan hat der völlig überraschende Anstieg des Bruttoinlandsprodukts im vierten Quartal in Verbindung mit zuletzt schwachen Monatsstatistiken zu Änderungen bei der Prognose geführt. Wir gehen von einer Rezession in der ersten Jahreshälfte aus. In diesem Jahr erwarten wir jahresdurchschnittlich einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um 0,7 % (vorher 0,6 %) und im kommenden Jahr um 0,9 % (vorher: 1,2 %).

Weiterhin sind der US-amerikanische Arbeitsmarkt und der Konsum aufmerksam im Blick zu behalten. Rückschläge bei Befragungsindikatoren sind nicht unwahrscheinlich, was aber mit deren Verläufen in früheren Zyklen kompatibel ist.

Eine militärische Intervention im Irak würde zweifellos einen negativen exogenen Schock für das Konjunkturbild darstellen. Verlauf und Länge eines Irak-Konflikts sind nicht absehbar. Daher können unsere Konjunkturszenarien diesen Faktor nur insoweit berücksichtigen, als wir Risikoprämien an verschiedenen Märkten vorfinden.

In den Vereinigten Staaten weisen die jüngsten Makro-Indikatoren den Weg für eine weitere Expansion der Volkswirtschaft. Die Belastungen aus hohem Rohölpreis, geopolitischen Risiken und schwachen Aktienmärkten wirken zwar grundsätzlich dämpfend. Die zyklischen Auftriebskräfte trotzen diesen Belastungen aber und gewährleisten eine hinreichende Sicherheit, dass es ohne einen Irak-Krieg nicht zu einem erneuten Abgleiten in die Rezession kommt. Gleichwohl können wir nach wie vor nur ein sehr moderates Erholungsszenario beschreiben (verhaltener als der Consensus), bei dem der konjunkturelle Schwung hinter dem in früheren Zyklen zurückbleibt.

Geldpolitik und Finanzpolitik unterstützen die Konjunkturentwicklung in den USA. Die Fed wird die Notenbanksätze bis auf weiteres beibehalten; weitere Zinssenkungen sehen wir nur dann, wenn sich nochmals eine gravierende Verschlechterung in den Konjunkturindikatoren zeigt. Erst wenn sich die Erholung in einer deutlich steigenden Investitionstätigkeit und Beschäftigung verfestigt, wird die Fed ihre extrem expansive Geldpolitik zurücknehmen.

Die Inflationsgefahren in den Vereinigten Staaten sind durch den zögerlichen Aufschwung noch weiter abgeschwächt worden. Da sich die Outputlücke bis Ende 2004 nicht schließen wird und angesichts des starken Produktivitätswachstums, rechnen wir allenfalls mit einem sehr moderaten Preisanstieg. Wie in den anderen Währungsräumen belasten die Ölpreise allerdings die aktuellen Daten.

Die jüngsten Stimmungsindikatoren für Euroland deuten an, dass die Hoffnung auf eine Bodenbildung noch etwas verfrüht war. Die Rückgänge beim Industrievertrauen und beim Verbrauchervertrauen lassen befürchten, dass noch mit einigen schwachen Monaten zu rechnen ist. Die schlechte Lage am deutschen Arbeitsmarkt und die verschlechterten Bedingungen aufgrund des hohen Ölpreises und des starken Euro werden uns wohl zu einer weiteren Abwärtsrevision unserer BIP-Prognose für Deutschland zwingen. Die Schwäche Deutschlands bremst zusammen mit den allgemeinen schwierigen Rahmenbedingungen auch die europäischen Nachbarn, sodass wir für 2003 nur eine sehr langsame und wenig ausgeprägte Erholung in Euroland sehen.

Deflationäre Entwicklungen sind in Euroland trotz der schwachen Konjunktur unwahrscheinlich. Der durch den gestiegenen Ölpreis ausgelöste kurzfristige Preisdruck nach oben wird mittelfristig durch den Anstieg des Euro- Außenwertes wieder begrenzt. Die EZB wird ihr bisheriges Konjunkturszenario nach unten revidieren müssen. Entsprechend erwarten wir weitere Zinssenkungen um 50 Basispunkte bis zur Jahresmitte. Eine Zinserhöhung erwarten wir in diesem Jahr nun nicht mehr.

Die Rentenmärkte haben aufgrund der geopolitischen Unsicherheit, der schlechten Konjunktur und der Entwicklung am Aktienmarkt weiter gewinnen können. Wir gehen davon aus, dass diese Unsicherheit in den nächsten Monaten anhalten wird, so dass die Renditen nachhaltig niedrig bleiben. Zinssenkungsphantasien werden die Zinsstrukturkurve zudem auf dem derzeitigen Niveau halten bzw. zwischenzeitlich weiter nach unten drücken. Wir sind dabei für den Euroland- Rentenmarkt optimistischer als für den der USA, der auf Jahressicht klar höhere Renditeniveaus sehen sollte. Dazu werden Leistungsbilanz- und Haushaltsdefizit beitragen

Extrem niedrige Rohöl-Lagerbestände und der drohende Krieg im Irak treiben den Rohölpreis weiter nach oben. Im ersten Quartal 2003 gehen wir deshalb davon aus, dass der Preis für die Sorte Brent bei durchschnittlich 32 USD/bbl liegen wird. Die wärmeren Temperaturen im zweiten Quartal sollten für eine nur mäßige Entspannung auf weiterhin hohem Niveau sorgen.

Eine besser als erwartet eintreffende Konjunkturentwicklung erachten wir derzeit als unwahrscheinlich.

Ein konjunkturelles Abwärtsszenario ohne Irak-Krieg sehen wir nun mit einer geringeren Eintrittswahrscheinlichkeit von nur noch 10 %. Das Damoklesschwert, dass der private Konsum als Stütze der Konjunktur wegbricht, hängt schon lange über der amerikanischen Volkswirtschaft, aber mit jedem Monat, in dem es nicht dazu kommt und sich eine Besserung am Arbeitsmarkt einstellt, nimmt das Risiko ab. Vor allem in Folge unterschätzter Belastungen aus dem hohen Rohölpreis könnte eine erneute Kostensenkungswelle in den Unternehmen einsetzen, die den von uns im Basisszenario unterstellten verhaltenen Beschäftigungsaufbau ausschließt und die Binnennachfrage reduziert. Auch ein Einbruch der Immobilienpreise ist als Risiko zu führen.

Ein möglicher kriegerischer Irak-Konflikt ist hinsichtlich des Verlaufs und der Länge nicht abzusehen und daher nicht explizit in unseren Prognose-Szenarien enthalten. Eines ist aber sicher: Ein Irak-Krieg würde die Weltwirtschaft belasten. Ein steigender, möglicherweise auch über einen längeren Zeitraum hoher Ölpreis sowie eine nachhaltige Verunsicherung der Investoren und Konsumenten wären die Folge. Gelingt es nicht, einen politischen Flächenbrand im Nahen Osten zu verhindern, wird die Weltwirtschaft erneut in die Rezession abgleiten.

Quelle: Deka

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