Kommentar
20:56 Uhr, 15.12.2007

Wirtschaftsdaten: Zinssenkung trotz Inflation...

Börsianer haben es nicht leicht: Tag für Tag werden sie mit Wirtschaftsdaten überflutet. Um zur rechten Zeit die richtigen Entscheidungen treffen zu können, sollte man die wichtigsten Informationen nicht nur verstehen, sondern auch einzuordnen wissen.

Wir werden Sie in Zukunft an dieser Stelle über die wichtigsten Wirtschaftsdaten aus Europa und den USA informieren und erläutern, was die Informationen für die Börsen bedeuten.

Dienstag:
Der ZEW Konjunkturindex für Deutschland notiert im Dezember bei -37,2. Erwartet wurde der Index mit -35,0. Im Monat zuvor hatte er noch bei -32,5 gelegen. Den historische Mittelwert des Konjunkturindikators gibt das ZEW mit 31,4 Punkten an. Die aktuelle konjunkturelle Lage Deutschlands hat sich nach Angaben des ZEW auf 63,5 Zähler verringert von noch 70,0 im Monat zuvor.
Die Konjunkturerwartung für die Eurozone verschlechterte sich um 5,7 Punkte und notiert im Dezember bei nun -35,7 Zählern. Die aktuelle Konjunkturlage im Euroraum verliert um 0,6 Zähler auf nunmehr 59,6 Punkte.

Unser Kommentar:
Wir sehen den deutlichen Einbruch beim ZEW als Kontra-Indikator: Die Stimmung scheint schlechter als die Lage. Extremwerte bei diesem Marktbarometer haben in der Vergangenheit schon häufiger wichtige Tiefpunkte an den Aktienmärkten markiert.
Der Offenmarktausschuss der Fed senkt die Zinsen um 25 Basispunkte auf 4,25 % von zuletzt 4,50 %. Damit war bereits im Vorfeld der Sitzung gerechnet worden.
Die Entscheidung sei mit neun zu eins Stimme gefällt worden. Nur Eric Rosengren von der Boston Fed hatte sich für einen Rückgang um 50 Basispunkte ausgesprochen. Im begleitenden Statement machte die Fed klar, dass Inflationsrisiken weiterhin bestehen. Der aktuelle Zinsschritt solle dem Wachstum über eine gewisse Zeit helfen. Probleme am Finanzmarkt hätten Unsicherheiten geschürt.

Unser Kommentar:
Die Entscheidung der Fed brachte keine Überraschung. Angesichts stark steigender Inflationsdaten werden weitere Zinsschritte jedoch zunehmend unwahrscheinlich. Gut für den Dollar.
Mittwoch:
Die US-amerikanische Handelsbilanz weist für Oktober ein Defizit in Höhe von 57,8 Mrd. US-Dollar aus. Erwartet wurde ein Minus im Bereich 57,0 bis 57,5 Mrd. US-Dollar. Im Vormonat hatte das Defizit noch bei 57,1 Mrd. US-Dollar gelegen. Somit wurde der Vormonatswert von zunächst veröffentlichten 56,5 Mrd. US-Dollar revidiert.
Die US-amerikanischen Importpreise sind im November um 2,7 % gestiegen nach zuletzt +1,4 % (revidiert von 1,8 %).
Ohne Öl sind die Einfuhrpreise in den Vereinigten Staaten um 0,7 % geklettert nach zuvor +0,5 %.

Die US-amerikanischen Exportpreise sind im November insgesamt um 0,9 % gestiegen nach zuvor +0,8 % (revidiert von +0,9 %).
Ohne landwirtschaftliche Erzeugnisse sind die Ausfuhrpreise um 0,8% geklettert nach zuletzt +0,5. Damit wurde der Vormonatswert bestätigt.
Die US-amerikanischen Rohölvorräte (Crude Oil Inventories) sind in der vorangegangenen Woche um 700.000 Barrel gesunken, nach zuvor -8,0 Mio. Barrel.
Die Benzinvorräte (Gasoline Inventories) haben sich in den USA im Wochenvergleich um 1,6 Mio. Barrel ausgeweitet, nach zuletzt einem Plus in Höhe von 4,0 Mio. Barrel.
Die Vorräte an Destillaten (Distillate Inventories), die auch das Heizöl beinhalten, sind gegenüber der Vorwoche in den Vereinigten Staaten um 800.000 Barrel geschrumpft, nach zuvor +1,4 Mio. Barrel.
Das US-amerikanische Haushaltsdefizit liegt im November bei 98.2 Mrd. US-Dollar. Erwartet wurde ein Minus in Höhe von 90 bis 100 Mrd. US-Dollar. Ein Jahr zuvor hatte das Defizit in den Vereinigten Staaten noch bei 73 Mrd. US-Dollar gelegen.

Donnerstag:
Das ifo Institut erwartet für Deutschland in 2007 ein Wachstum in Höhe von 2,5 %, zuvor war das Institut noch von 2,6 % ausgegangen. Die Prognose für 2008 deutet auf 1,8 %, auch hier wurde die Wachstumserwartung nach unten revidiert, von zuvor veröffentlichten 2,5 %. Für das Jahr 2009 geht das Institut von einem Wachstum von nur noch 1,5 % aus.
Nach Angaben des ifo Instituts verliert der Aufschwung in Deutschland an Fahrt. Insbesondere Vorzieheffekte, die eine abnehmende Investitionstätigkeit mit sich brächten, würden hier belastend wirken. Der robuste Arbeitsmarkt und der anziehende private Konsum würden sich dagegen positiv auswirken.
Die US-amerikanischen Erzeugerpreise sind im November um 3,2 % gestiegen. Erwartet wurde ein Anstieg im Bereich 1,5 bis 2,0 %. Im Monat zuvor waren die Preise der Erzeuger um 0,2 % geklettert.
Die Kernrate der US Produzentenpreise ist um 0,4 % gestiegen. Erwartet wurde hier ein Anstieg um 0,2 % nach zuletzt noch +/-0,0 %
Die Zahl der Erstanträge ist in den USA auf 333.000 zurückgegangen. Erwartet wurden 335.000 bis 340.000 neue Anträge nach zuvor 340.000 (revidiert von 338.000).
Die US-amerikanischen Erdgasvorräte ("Nat Gas Inventories") sind in der letzten Woche um 146 Bcf auf 3.294 Bcf zurückgegangen.
Die US-amerikanischen Lagerbestände sind im Oktober um 0,1 % gewachsen. Erwartet wurde ein Anstieg um 0,3 %.
Die Umsätze sind gleichzeitig um 0,7 % gestiegen.

Freitag:
Die Jahresteuerung in der Eurozone liegt im November bei 3,1 %. Im Vormonat lag die jährliche Inflationsrate bei 2,6 %. Ein Jahr zuvor hatte die Rate bei 1,9 % gelegen. Der Monatsvergleich wird mit 0,5 % angegeben.
Die Jahresteuerung für den gesamten Bereich der EU liegt im Berichtsmonat bei 3,1 % nach 2,7 % im Vormonat und 2,1 % im Jahr zuvor. Auf Monatssicht liegt die Inflationrate bei 0,5 %.
Unser Kommentar:
Was sich über steigende Rohstoff-Preise bereits seit längerer Zeit andeutet, wird jetzt immer offensichtlicher: Inflation ist wieder ein Thema. Und zwar Inflation bei sich abzeichnender konjunktureller Abkühlung. Ob daraus eine Deflation wird, muss sich erst noch zeigen.
Wie wir die Lage jetzt einschätzen und was wir unseren Lesern raten, lesen Sie in der kommenden Ausgabe des Antizyklischen Börsenbriefs, die am Mittwoch erscheint.
Anmeldungen unter [Link "www.antizyklischer-börsenbrief.de" auf www.antizyklischer-b%C3%B6rsenbrief.de/... nicht mehr verfügbar]

Zum Autor:
Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs und Geschäftsführer des Antizyklischen Aktienclubs. Börsenbrief und Aktienclub, das komplette Servicepaket für die Freunde antizyklischer Anlagestrategien! Informationen finden Sie unter [Link "www.antizyklischer-börsenbrief.de" auf www.antizyklischer-b%C3%B6rsenbrief.de/... nicht mehr verfügbar] und http://www.antizyklischer-aktienclub.de

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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