Kommentar
10:48 Uhr, 12.01.2008

Wirtschaftsdaten: Stagflation in Sicht?

Börsianer haben es nicht leicht: Tag für Tag werden sie mit Wirtschaftsdaten überflutet. Um zur rechten Zeit die richtigen Entscheidungen treffen zu können, sollte man die wichtigsten Informationen nicht nur verstehen, sondern auch einzuordnen wissen.

Wir werden Sie in Zukunft an dieser Stelle über die wichtigsten Wirtschaftsdaten aus Europa und den USA informieren und erläutern, was die Informationen für die Börsen bedeuten.
Montag:

Die Erzeugerpreise der Industrie sind in der Euro-Zone im November zum Vormonat um 0,8 % gestiegen nach zuvor +0,7 % (revidiert von +0,6 %). Im Jahresvergleich sind die Preise der Erzeuger in der Industrie um 4,1 % geklettert nach zuvor +3,3 %.

Der Geschäftsklimaindex für die Eurozone notiert im Dezember bei 0,92. Im Vormonat hatte der Geschäftsklimaindex bei 1,03 notiert. Die erste Veröffentlichung für November ist damit von 1,04 nach unten revidiert worden.

Dienstag:

Der Einzelhandelsumsatz ist in der Eurozone im November gegenüber dem Vormonat in der ersten offiziellen Schätzung um 0,5 % zurückgegangen. Im Vormonat ist der Umsatz des Einzelhandels in der endgültigen Fassung um 0,7 % gesunken, was die Vorabmeldung bestätigt. Im Jahresvergleich ist der Umsatz des Einzelhandels in der Eurzone im Berichtsmonat um 1,4 % zurückgegangen. Der Jahresvergleich des Vormonats liegt gemäß finaler Veröffentlichung bei +0,4 % und wurde damit von zunächst veröffentlichten +0,2 % nach oben revidiert.

Unser Kommentar:

Wirtschaftliche Abschwächung bei gleichzeitig anziehender Inflation – dieser Trend zeigt sich jetzt auch in der Eurozone. Stagflation lautet die unschöne Bezeichnung für diesen Zustand, den nicht nur Volkswirte fürchten: Während einer Stagflation gelingt es einer Volkswirtschaft weder, die Konjunktur durch niedrige Zinsen anzukurbeln, noch die Geldentwertung zu stoppen. Beide Ziele schließen sich gegenseitig aus und stellen insofern ein wirtschaftspolitisches Dilemma dar. Wegen der Kreditkrise hatet die Europäische Zentralbank in dieser Woche den Leitzins bei 4,0 Prozent belassen. Ob dies der Wirtschaft helfen wird, muss sich erst zeigen. Der Inflation jedenfalls „hilft“ es...

Mittwoch:

Die US-amerikanischen Rohölvorräte (Crude Oil Inventories) sind in der vorangegangenen Woche um 6,8 Mio. Barrel gesunken, nach zuvor -4,0 Mio. Barrel.

Die Benzinvorräte (Gasoline Inventories) haben sich in den USA im Wochenvergleich um 5,3 Mio. Barrel ausgeweitet, nach zuletzt einem Plus in Höhe von 1,9 Mio. Barrel.

Die Vorräte an Destillaten (Distillate Inventories), die auch das Heizöl beinhalten, sind gegenüber der Vorwoche in den Vereinigten Staaten um 1,5 Mio. Barrel geklettert, nach zuvor +600.000 Barrel.

Donnerstag:

Die US-amerikanischen Lagerbestände im Großhandel sind im Berichtsmonat um 0,6 % geklettert. Erwartet wurde ein Anstieg im Bereich 0,3 bis 0,5 % nach zuvor +/-0,0 %. Damit wurde der Vormonatswert bestätigt.

Die US-amerikanischen Erdgasvorräte ("Nat Gas Inventories") sind in der letzten Woche um 171 Bcf auf 2.750 Bcf zurückgegangen. In der vorangegangenen Woche waren die Bestände in den USA um 87 Bcf geschrumpft, im Vorjahr hatten sie bei 3.032 Bcf gelegen.

Unser Kommentar:

Die Erdgas-Vorräte in den USA schrumpfen. Gleichzeitig halten die kommerziellen Marktteilnehmer rekordverdächtige Long-Positionen beim Erdgas. Eine brisante Mischung, die mittelfristig auf steigende Preise bei dem vergleichsweise unterbewerteten Energieträger hindeutet.

Freitag:

Die US-amerikanische Handelsbilanz weist für November ein Defizit in Höhe von 63,1 Mrd. US-Dollar aus. Erwartet wurde ein Minus im Bereich 59,5 bis 60,0 Mrd. US-Dollar. Im Vormonat hatte das Defizit noch bei 57,8 Mrd. US-Dollar gelegen.
Wie wir die Lage jetzt einschätzen und was wir unseren Lesern raten, lesen Sie in der kommenden Ausgabe des Antizyklischen Börsenbriefs, die am 16. Januar erscheint. Anmeldungen unter [Link "www.antizyklischer-börsenbrief.de" auf www.antizyklischer-b%C3%B6rsenbrief.de/... nicht mehr verfügbar]
Zum Autor:
Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs und Geschäftsführer des Antizyklischen Aktienclubs. Börsenbrief und Aktienclub, das komplette Servicepaket für die Freunde antizyklischer Anlagestrategien! Informationen finden Sie unter [Link "www.antizyklischer-börsenbrief.de" auf www.antizyklischer-b%C3%B6rsenbrief.de/... nicht mehr verfügbar] und www.antizyklischer-aktienclub.de

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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