Kommentar
16:01 Uhr, 10.12.2008

Wirtschaftsabschwung durch Verschuldungsabbau

Nach den Prognosen der Aktienexperten von Allianz Global Investors, RCM, werden die Kapitalmärkte auch im kommenden Jahr infolge der vergangenen Zinserhöhungen hoch volatil bleiben. Erst ab Mitte 2009 sollten die Maßnahmenpakete der Regierungen ihre beruhigende Wirkung entfalten.

Andreas Utermann, Global Chief Investment Officer von RCM, erläutert die Situation: „Sowohl der Finanz- als auch der Nicht-Finanzsektor sind nun in einer Phase eines massiven Schuldenabbaus, der die globale Wirtschaftsentwicklung lange und schwerwiegend belasten wird.“ Eine expansive Geldpolitik, lockere Finanzmarktregulierungen sowie die Renditejagd in Kombination mit steigenden Immobilienpreisen führt er als Ursache der massiven Verschuldung über die vergangenen Jahre an. Die Eingriffe und Maßnahmen von Zentralbanken und Regierungen hätten den Zusammenbruch des Finanzsystems nach der Lehman- Pleite zwar verhindern können, allerdings bewertet Utermann diese Impulse als zu schwach, um das globale Wirtschaftswachstum kurzfristig ankurbeln zu können. Um das Abgleiten in eine weltweite Depression zu verhindern, hält er staatliche Unterstützungsmaßnahmen auch im Nicht-Finanzsektor sowie eine signifikante Ausweitung der Bilanzsumme der Zentralbanken und eine massive Bereitstellung von Liquidität (Quantitative Easing) für notwendig.

Das Inflationsgespenst ist abgeschreckt – aber nicht verschwunden

Bereits seit 2006 weisen Utermann und sein Team darauf hin, dass die Inflation Investoren mittelfristig vor neue Herausforderungen stellen wird. Es wurde zwar kein Szenario ähnlich der 70er Jahren erwartet, aber eine Teuerungsrate, die deutlich über dem Marktkonsens der Erwartungen liegt. Dieses Szenario hat sich im vergangenen Jahr bewahrheitet. Inflationszahlen haben sich auf einem überdurchschnittlichen Niveau bewegt und hatten schließlich einen kurzfristigen Anstieg der Zinsen zur Folge.

Diese Prognose hat sich im Verlauf der Finanzkrise relativiert. Aufgrund des massiven Schuldenabbaus in den vergangenen Wochen hält Utermann eine rückläufige Preisentwicklung ebenfalls für möglich: „Die aktuelle wirtschaftliche Abkühlung sorgt temporär für eine zyklischen Abschwächung des Inflationsdrucks. Es bleibt abzuwarten, ob sich die expansive Geldpolitik der vergangenen Jahre tatsächlich in überdurchschnittlichen Preissteigerungen widerspiegelt, oder im Verlauf der aktuellen Finanzkrise in eine deflationäre Entwicklung dreht. Die Wahrscheinlichkeit des einen wie des anderen Szenarios hält sich momentan die Waage.“

Positionierung für 2009

Aufgrund dieser geänderten Einschätzung des Risikopotenzials haben die Experten von RCM bereits im September auch die strategische Aktiengewichtung auf ein neutrales Niveau herunter gestuft. In der taktischen Allokation sind Aktien bereits seit Jahresbeginn untergewichtet. Generell agiert das RCM-Team noch sehr vorsichtig bei der Aktienselektion. Das sollte sich ändern, sobald sich die Gewinnerwartungen stabilisiert und die Spreads auf den Geld- und Kreditmärkten wieder verkleinert haben.

Nicht nur aufgrund der aktuell günstigen Bewertung empfehlen die RCM Experten auch langfristig orientierten Investoren mit freier Liquidität wieder in die Aktienmärkte einzusteigen. Eine hauseigene Untersuchung der historischen Relationsdaten zwischen der kumulativen Marktentwicklung und der Renditen in den Folgejahren über verschiedene Zeiträume unterstützt die These eines günstigen Einstiegszeitpunkts für Investoren mit einem Anlagehorizont von drei bis fünf Jahren. Nach den Berechnungen von RCM folgte einem kumulierten 5-Jahres- Ertrag in Höhe von -10 Prozent oder schlechter ein Jahr mit einer Durchschnittsrendite von 21 Prozent und einer 79prozentigen Wahrscheinlichkeit positiver Erträge. Über die folgenden drei Jahre lag die Durchschnittsrendite bei 40 Prozent, während die Wahrscheinlichkeit positiver Erträge über diesen Zeitraum bei 87 Prozent lag. Über die anschließenden 5 Jahre ließ sich ein Durchschnittsertrag von 62 Prozent errechnen und die Wahrscheinlichkeit, dass die Erträge positiv sind, lag bei 85 Prozent. Die Rückrechung, die wie alle historischen Vergleiche nur als Indikator für zukünftige Anlageentscheidungen verstanden werden darf, basiert auf Daten von Dow Jones und reicht bis 1896 zurück.

Wachstum in Asien schwächt sich ab

Regional geht RCM davon aus, dass sich das asiatische Wirtschaftswachstum, inklusive des chinesischen, deutlich abschwächen wird. In China ist eine Rezession jedoch aufgrund der politischen Aktivitäten zur Stabilisierung der Wirtschaft nicht absehbar. Europäische Titel werden gegenüber amerikanischen Aktien bevorzugt, weil der europäische Privatsektor im Vergleich zum amerikanischen weniger hoch verschuldet ist. Damit sollte das Wirtschaftswachstum in Europa weniger stark unter Druck geraten und die Titel sind außerdem im historischen Vergleich günstiger bewertet als die US-Werte.

Die Aussichten für die Schwellenländer werden zunächst noch skeptisch beurteilt, da sich die Frühindikatoren einiger Schwellenländer in Folge einer restriktiveren Geldpolitik abgeschwächt haben. Dennoch bleibt die Wirtschaftsaktivität vergleichen mit den entwickelten Ländern auf einem hohen Niveau.

Quelle: Allianz Global Investors

Mit einem verwalteten Vermögen von mehr als 900 Milliarden Euro ist Allianz Global Investors einer der größten Fondsmanager der Welt. Seit 2007 ist das gesamte Vermögensverwaltungsgeschäft der Allianz-Gruppe in Deutschland unter dem Dach von Allianz Global Investors vereint. Dazu gehört auch der im Jahr 1955 gegründete "Deutsche Investment Trust" (dit). Weltweit unterhält Allianz Global Investors mehr als 25 Standorte in allen wichtigen Wirtschafts- und Wachstumszentren.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen