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23:01 Uhr, 14.03.2002

Wirtschaft und Markt: Was sagen die Experten?

Der Analyst George Elling von Deutsche Banc Alex. Brown ist nach einem Treffen mit den PC-Lieferanten und OEM-Herstellern aus Asien der Meinung, dass die Zukunft der PC-Industrie auf kurze Sicht mit erhöhter Vorsicht zu genießen sei.

Er glaubt, dass die starken Zahlen im Notebook- und Motherboardbereich im Januar und Februar nur Folge der Lagerauffüllung nach einer starken Urlaubs- und Feiertagsperiode gewesen seien und keineswegs eine anhaltender Aufschwung im Endkundenmarkt.

Demzufolge reduziert Elling seine Prognose der abgesetzten PC-Einheiten für das Jahr 2002 von 131,7 Mio. auf 127,9 Mio. Für die Aktien die er beobachtet, ließ er die Ratings und Prognosen unverändert. Dies betrifft Apple, Dell, Compaq und Gateway.


Die letzten Daten bezüglich der Produktion und Beschäftigung wiesen daraufhin, dass die US-Wirtschaft die Wende geschaft habe, so der Finanzstaatssekretär für internationale Angelegenheiten John Taylor.

Während des letzten Wirtschaftsabschwungs sei das Produktivitätswachstum bemerkenswert stark gewesen, wenn man es mit früheren Rezessionen vergleiche. Wenn sich die Erholung etabliere, dann werde die Produktivitätsrate wieder auf den einen starken Wachstumspfad von mindestens 2% jährlich zurückkehren.


Nach Angaben von Trim Tabs seien die institutionellen Investoren angesichts der bullishen Wirtschaftsstatistiken letzte Woche furchtbar bearish geworden.

So sei die Nettoveränderung der gehandelten Aktien deutlich gewachsen. Dies passiere entweder wenn Unternehmen oder Insider Aktien verkaufen, die niemals zuvor gehandelt worden sind. Die Nettoveränderung schrumpft durch Cash Übernahmen und Aktienrückkäufen. Demnach seien letzte Woche Aktien für $4,6 Mrd. zum Verkauf angeboten worden, während nur $497 Mio. in Cash Übernahmen und $235 Mio. in Aktienrückkaufprogrammen angekündigt worden seien.

Institutionelle Investoren seien derzeit bearish und Wallstreet Analysten bullish eingestellt. Es gäbe keinen Zweifel, dass die institutionellen Investoren eine weitaus bessere Historie bei der Zukunftsprognose hätten als die Analysten, so Trim Tabs weiter.


Der technische Analyst Robert Dickey von RBC Dain Rauscher sieht eine kurzfristige Konsolidierung der Hauptindices als unausweichlich, um die jüngsten heftigen Kursanstiege zu verdauen. Kurzfristig sei der Markt überkauft, langfristig bessere sich das Gesamtbild weiter, so der Analyst.

Die Sentiment Indikatoren seien weit davon entfernt, auf zu extrem bullishe Erwartungen hinzudeuten, was positiv interpretiert wird. Dies deute auf eine kurze Konsolidierung hin, eine anschliessende weitere Aufwärtsbewegung sei anzunehmen, so Dickey. Favorisierte Sektoren seien Energie und Industrieaktien.


Der FED Governeur Mark Olson sagte, dass man erst vor kurzem eine Dekade von prächtigem Wirtschaftswachstum durchlaufen habe. Auf diese Phase sei dann ein Jahr mit schlechter Wirtschaftslage gefolgt.

Doch in den letzten paar Monaten habe man klare Zeichen für die Besserung der Wirtschaftslage gesehen. Demnach sei man entweder am Ende oder nahe dem Ende der Rezession.


Trotz der jüngsten Wirtschaftszahlen, die auf eine Belebung der US-Wirtschaft hingedeutet hatten, erklärten die Volkswirte und Strategen von Morgan Stanley heute, daß sie ihre skeptische und zurückhaltende Einschätzung der Wirtschaft beibehalten würden.

Der Chefstratege Barton Briggs meinte, daß es "einige große Makroökonomische Gefahren und Risiken gebe" und daß der "Tag der Abrechnung nicht vermieden, sondern nur verschoben worden" sei.

Der Chefvokswirt Stephen Roach vertrat die Ansicht, daß die Wirtschaft noch einem in eine Rezession zurückfallen werde, nur werde dies später geschehen als er zunächst erwartet hatte. Zunächst solle es noch einmal eine kurze Belebung geben, dann drohe der erneute Absturz, so der Volkswirt. Ihn beunruhige zum Beispiel, daß der Konsum- und Immobiliensektor auffallend stark geblieben sei. Nun sehe er in diesen Bereichen kein Aufwärtspotenzial mehr.


Bob Gay, Aktienexperte von der Commerzbank, stellte heute klar, daß eine wirtschaftliche Erholung in den USA kein Wunschdenken der Analysten und Anleger mehr sei. Selbst Fed-Chef Alan Greenspan habe deutlich gemacht, daß ein Aufschwung in vollem Gange sei und gleichzeitig die Inflation auf einem sehr niedrigen Niveau bleiben würde. Daher brauche man die Zinsen zunächst nicht anheben.

Die steigenden Kurse hätten aber bereits einen Teil des Aufschwungs vorweggenommen. Doch solle sich auch die Gewinnsituation der Unternehmen in diesem Jahr deutlich bessern können, selbst wenn der Wirtschaftsaufschwung nur sehr langsam von statten gehe. Insgesamt sehe das Bild sehr positiv aus.

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