Kommentar
16:01 Uhr, 12.07.2022

Wirtschaft in der Rezession - Kaufgelegenheit bei Aktien!

Aller Wahrscheinlichkeit nach befinden sich die USA bereits in einer Rezession. Das ist eine Chance am Aktienmarkt.

Keiner wünscht sich eine Rezession. Im Normalfall steigt die Arbeitslosigkeit und Vermögenswerte verlieren. Es wirft Anleger und Haushalte je nach Rezessionsverlauf im Vermögensaufbau um Jahre zurück. Wenn Rezessionen allerdings erst einmal da sind, sind sie gute Kaufgelegenheiten. Die meisten und größten Rücksetzer bei Aktien finden in Rezessionen statt (Grafik 1).


Aktien können auch außerhalb von Rezessionen korrigieren. Das in den USA etwa Anfang der 1940er Jahre der Fall. Mit dem Eintritt in den Zweiten Weltkrieg kam es zu einem Bärenmarkt. Die Wirtschaft hingegen konnte hingegen weiterhin wachsen.

Bevor man in einer Rezession Aktien kauft, muss man zuvor entweder Aktien verkauft oder Geld angespart haben. Nicht jeder hat gutes Timing und verkauft Aktien zum richtigen Zeitpunkt, bevor eine Rezession die Kurse drückt. Das wirft die Frage auf, ob ein Verkauf aktuell noch Sinn macht, damit man später billiger kaufen kann.

Traut man dem Echtzeitmodell der US-Notenbank von Atlanta, wird die US-Wirtschaft im zweiten Quartal schrumpfen. Die USA befänden sich demnach bereits in einer Rezession, die Anfang 2022 begonnen hat. Das Wachstum war bereits im ersten Quartal negativ. Der Beginn der Rezession kann auf Jahresanfang datiert werden.

Wer drei oder sechs Monate vor Beginn der Rezession gekauft hat, macht derzeit schwere Zeiten durch. In den meisten Fällen ist die Performance negativ, wenn man kurz vor Beginn einer Rezession Aktien kauft. So verloren Anleger, die drei Monate vor dem Rezessionsbeginn 2008 Aktien kauften und dem Rezessionsbeginn im Januar 2008 über 9 %. Wer sechs Monate vor Rezessionsbeginn kaufte, verlor bis zum Rezessionsbeginn 8 % (Grafik 2).


Die Statistik verbessert sich nicht wesentlich, wenn man vom Rezessionsbeginn ausgehend in die Zukunft blickt. Wer zu Beginn einer Rezession Aktien kauft (auf heute übertragen Anfang 2022) kann in den drei bzw. sechs Folgemonaten nicht mit einer positiven Performance rechnen. Im Durchschnitt verlieren Aktien in den ersten drei Rezessionsmonaten 4 %. Ob Zufall oder nicht, in den ersten drei Monaten des Jahres verlor der S&P 500 fast exakt 4 %.

Sechs Monate nach Rezessionsbeginn liegt das Minus im Durchschnitt bei 6 % und ist in 90 % aller Fälle negativ. In diesem Jahr liegt die Performance nach sechs Monaten mit -18 % deutlich unterhalb des Durchschnitts. Auf Sicht von 12 Monaten verbessert sich die Situation. Ein Jahr nach Rezessionsbeginn liegt der Markt im Durchschnitt noch 2 % im Minus. In der Hälfte aller Fälle ist die Performance jedoch schon wieder positiv. Anders formuliert: Sechs Monate nach Rezessionsbeginn zu kaufen bedeutet statistisch eine positive Performance im nachfolgenden Halbjahr. Aktien sollten also theoretisch zu Jahresende höher stehen als Ende Juni.

Die Performanceperspektive hellt sich deutlich auf, wenn man am Ende und nicht zu Beginn oder kurz nach Beginn einer Rezession einsteigt. Wer drei oder sechs Monate vor dem Ende einer Rezession kauft, kann auf Sicht von drei und sechs Monaten eine Performance von 9 % erwarten. Die Trefferquote liegt bei beachtlichen 80 %.

Wer zum Ende einer Rezession kauft, kann eine noch höhere Performance erwarten. Je nach Haltedauer liegt sie bei 14-20 %. Die Trefferquote liegt nah an 100 %. Die Streuung der Renditen ist groß (Grafik 3), allerdings wird auch ersichtlich, dass man mit Käufen gegen Ende einer Rezession in den meisten Fällen wenig falsch macht.


Dies gibt die Tendenz vor. Man kann aber noch genauer ermitteln, wann sich ein Kauf lohnt und wann nicht. Mehr dazu in einem Folgeartikel.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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