Wird die US-Notenbank den Druck auf das lange Ende der Zinskurve mindern?
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- S&P 30 Year US Treasury BondAktueller Kursstand:
London (GodmodeTrader.de) - Der Verlauf der US-Zinsstrukturkurve wird oft als Indikator dafür herangezogen, wie gesund die US-Wirtschaft ist. Diese Einschätzung wiederum hat Auswirkungen auf die globalen Kapitalmärkte. Im Regelfall stützen Anleger ihre Meinung auf die zweijährige im Vergleich zur zehnjährigen Zinsstrukturkurve: Fällt der Graph unter die Nulllinie, wird dieser Verlauf als potenzieller Hinweis auf künftige Rezessionen interpretiert. Mindestens ebenso interessant ist derzeit jedoch die zehnjährige gegenüber der 30-jährigen US-Zinsstrukturkurve. Denn sie verläuft so flach wie seit Juni 2007 nicht mehr, wie John Roe, Head of Multi-Asset Funds bei Legal & General Investment Management (LGIM), in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.
„Die 30-jährige Zinsstrukturkurve ist besonders wichtig, weil sich darauf die meisten US-Hypotheken beziehen“, sagt Roe. Dagegen liege der Anteil von Hypotheken mit veränderlichem Zinssatz, sogenannten Adjustable Rate Mortgages (ARM), nur noch bei 15 Prozent. „Wenn die US-Notenbank Fed die finanziellen Bedingungen für die Verbraucher verschärfen will, um ihrem Doppelmandat als Hüterin stabiler Preise und Treiberin einer maximalen Beschäftigung der Bevölkerung gerecht werden möchte, nehmen höhere 30-jährige Zinssätze eine Schlüsselrolle ein“, erklärt der Experte.
Vor diesem Hintergrund seien folglich zwei Fragen berechtigt: „Welche Faktoren beeinflussen die Abflachung 30-jährigen Zinsstrukturkurve? Und stellt dies ein Zeichen des drohenden Untergangs dar?“ Der Untergang dürfte sich wohl kaum ankündigen, heißt es. Denn laut Roe besteht die gute Nachricht darin, dass temporäre und strukturelle Faktoren die langfristigen Zinsen drücken: „Temporär bewirken Steuersenkungen in den USA, dass Investitionen in Pensionskassen vor September 2018 für Unternehmen attraktiv sind. Dieser Anreiz fördert gleichzeitig einen strukturellen Trend. US-Pensionskassen bauen Risiken ab, indem sie vermehrt langlaufende Anleihen kaufen, weil sich ihre Refinanzierungskosten verbessern“, sagt Roe.
Doch es gebe auch eine schlechte Nachricht: Die Abflachung der 30-jährigen Zinsstrukturkurve mache es der Fed schwer, die monetären Bedingungen für Verbraucher zu verschärfen. Sollten die verantwortlichen Akteure darauf nicht reagieren, um eine gewisse Abkühlung der Gesamtwirtschaft zu erreichen, könnte dies unterschiedliche Auswirkungen auf verschiedene Segmente haben: „Um den fehlenden Hebel für die meisten Hypotheken zu kompensieren, müssten Maßnahmen am kurzen Ende der Zinskurve erfolgen. Dies könnte eine übermäßige geldpolitische Straffung in den Wirtschaftssegmenten bedeuten, die von kurzfristigen Zinsen betroffen sind. Zudem könnten Maßnahmen eingeleitet werden, die sich auf die internationalen Finanzmärkte auswirken – insbesondere auf die Schwellenländer, deren Unternehmen viel Geld in US-Dollar aufnehmen, weil sie von den US-Zinsen profitieren“, so der Experte.
Angesichts dieses Szenarios scheine es überraschend, dass die Fed die Abflachung der 30-jährigen Zinsstrukturkurve teilweise selbst zu verschulden habe. Denn im September 2011 habe sie die sogenannte „Operation Twist“ gestartet. Diese Operation sei nach dem Hit „The Twist“ von Chubby Checker aus dem Jahr 1961 benannt worden, weil damals ähnliche geldpolitische Maßnahmen zum Einsatz gekommen seien. Von 2011 bis Dezember 2012 habe die Fed in ihrer Rolle als Währungshüterin langfristige Anleihen mit Laufzeiten von sechs bis 30 Jahren in Höhe von 667 Milliarden Dollar gekauft und damit kurzfristige Anleihen mit Laufzeiten unter drei Jahren ersetzt. Das Ziel sei gewesen, die Zinsstrukturkurve zu verflachen, um einen Anreiz für längerlaufende Kredite zu schaffen, heißt es weiter.
„Ist es also an der Zeit, dass die Fed „Operation Twist“ erneut startet?“ Damit könnte die US-Notenbank länger laufende Anleihen gegen Kurzläufer austauschen und so den Druck auf das lange Ende der Zinskurve mindern. „Dies wäre zwar ein Beitrag zu einer ausgewogenen Straffung der Geldpolitik, der allerdings gleichzeitig mit vielen Risiken verbunden ist“, lautet Roes Fazit.
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