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10:12 Uhr, 16.04.2009

Wird das Central Bank Gold Agreement verlängert? Entscheidung ist seit einem Monat überfällig

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  • Gold
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    Aktueller Kursstand:   (JFD Brokers)

Es wurde viel geredet vor dem Wirtschaftsgipfel der Gruppe der 20 über die Einführung einer mit Gold gedeckten Währung. Nichts wurde daraus. Nur Gerüchte, die jetzt sogar in die andere Richtung gehen: Gemunkelt wird, dass der Internationale Währungsfonds – also die Institution, die durch Sonderziehungsrechte jetzt 1100 Milliarden US-Dollar auf dem Globus verstreuen darf – ihre Goldreserven verkaufen wird. Zwar wurde dieses Gerücht mittlerweile wieder dementiert. Die Tatsache aber, dass Jim Rogers das Gerücht jetzt auch nach dem Dementi erneut in einem Bloomberg-Interview aufgriff, hat uns neugierig gemacht. Rogers gibt einem Investment in Öl den Vorzug gegenüber Gold.

Rogers sagt jedoch mit Bedacht nicht, man solle jetzt auf fallende Kurse bei Gold setzen. Denn das könnte sich als die falsche Strategie herausstellen. Denn stellen sich die Maßnahmen zur Stabilisierung des Finanzsystems als nicht nachhaltig heraus, würde der Goldpreis wieder steigen, und wahrscheinlich auch sehr deutlich, da die Politik und die Zentralbanken dann wohl all ihre Munition verschossen hätten. Doch zunächst sieht es nicht danach aus, als würden die Maßnahmen fehlschlagen.

Dennoch gibt es Zentralbanken außerhalb Europas, die größere Mengen Gold kaufen. Besondere Aufmerksamkeit lenkte die Zentralbank von Ecuador auf sich, die laut IWF-Statistiken ihre Goldbestände von Dezember bis Februar von 26,3 auf 60 Tonnen erhöht haben soll. Jedoch sind diese Daten noch nicht bestätigt und es hat im Falle von Ecuador in den letzten Jahren immer wieder falsche Daten gegeben, die später wieder revidiert wurden.

Mittlerweile bestätigt sind hingegen die Käufe anderer Zentralbanken. Die russische Zentralbank macht schon lange kein Geheimnis mehr darum: Sie erhöhte ihre Goldbestände von August 2006 bis Februar 2009 von 386 auf 525 Tonnen. Das Land kaufte 14,6 Tonnen in 2006, 48,9 Tonnen in 2007 und 69,2 Tonnen im letzten Jahr. Zuletzt hat sich die Zentralbank Russlands als Zwischenhändler engagiert, indem sie das Gold von den Minen kaufte und es anschließend wieder verkaufte. Das letzte Mal, dass die Bestände jedoch deutlich gefallen sind, war im April 2002. Das deutet auf eine Strategieänderung hin, die auch zahlreiche Male offiziell vom Kreml kommuniziert und bekräftigt wurde. Und obwohl der Wohlstand Russlands und die Währungsreserven im Zuge des Crashs bei den Ölpreisen zurückgegangen sind, kaufte Russland in den ersten beiden Monaten dieses Jahres weitere 5,5 Tonnen Gold. Das ist die gleiche Menge wie auch im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Der Anteil der Goldbestände an den russischen Währungsreserven beträgt nun 4,3 Prozent – was aber immer noch weit weniger ist als die 30 Prozent, die noch 1999 gehalten wurden.

Die Europäische Zentralbank hielt Ende Februar 26 Prozent ihrer Währungsreserven in Gold, gegenüber 23 Prozent im Herbst 2008. Passend zu ihrer Strategie der letzten Jahre, den Goldanteil nicht zu groß werden zu lassen relativ zu den Währungsreserven, verkaufte die EZB im März nunmehr die gewaltige Menge von 35,5 Tonnen Gold. Analystenschätzungen zufolge hat dieser Verkauf den Goldanteil an den EZB-Währungsreserven wieder auf 22 Prozent sinken lassen. Diese Verkäufe geschehen jedoch im Rahmen des Zentralbankengoldabkommens CBGA.

Die Goldkäufe von Zentralbanken sind – bis auf wenige Ausnahmen – nicht deutlich gestiegen, seitdem die Finanzkrise begonnen hat. Was jedoch zu beobachten ist: Die Zentralbankverkäufe sind gefallen. Innerhalb des ersten Zentralbankengoldabkommens, das die jährlichen Verkäufe auf 400 Tonnen pro Jahr limitierte, wurde dieser Rahmen jedes Jahr vollkommen ausgeschöpft. Im zweiten Zentralbankengoldabkommen wurde das Limit auf 500 Tonnen pro Jahr erhöht. Dieser Rahmen wurde jedoch nur im ersten Jahr des Abkommens voll ausgeschöpft. Seither blieben die Verkaufsmengen darunter, obwohl die seither gestiegenen Goldpreise einen Verkauf lukrativer machen würden, als damals.

Die Spekulationen über eine Verlängerung des Zentralbankengoldabkommens häufen sich seither. Die Argumente gegen eine Verlängerung sind stichhaltig. Damals einigten sich die Zentralbanken aufgrund ihrer hohen beabsichtigten Verkaufsmengen darauf, den damals strukturell sehr schwachen Goldmarkt nicht durch unkontrollierte Verkäufe noch mehr zu schwächen. Dieses Argument kann heute nicht mehr angeführt werden.

Würde das Zentralbankengoldabkommen nicht verlängert werden, wäre dies extrem bullisch für den Goldmarkt, da es signalisieren würde, dass der Goldmarkt auch ohne das Abkommen stabil wäre, in einer Zeit, in der eine weitaus größere Zahl von Käufern im Markt sind – darunter auch Kleinanleger, die physisch besicherte ETFs oder körperliches Gold in Form von Münzen oder Barren kaufen. Außerdem würde es den Kauf von größeren Mengen Gold durch Zentralbanken attraktiver machen, da diese sich nach dem Kauf nicht an Verkaufsregulierungen halten müssten.

Sollte das Abkommen nicht verlängert werden, wäre dies stark bullisch für den Goldmarkt. Eine Senkung der Mengengrenzen wäre fast genauso positiv, während eine Verlängerung zu den gleichen Konditionen neutral zu werten wäre.

Die Ankündigung einer Verlängerung kann jederzeit eintreffen. Es ist schon gut ein Monat seit dem Datum vergangen, als das letzte Zentralbankengoldabkommen im Jahr 2004 verlängert wurde.

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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