Kommentar
07:00 Uhr, 23.03.2025

"Wir" waren wieder die dümmsten Anleger

Eine Anlegergruppe ist besonders schlecht beim Timing. Das sind wir, ausländische Anleger, die US-Aktien kaufen.

"Wir" ist global zu verstehen und nicht unbedingt als jeder einzelne von uns. Einige haben zweifelsohne gutes Timing. Die meisten haben es leider nicht. Das lässt sich am Kapitalzustrom feststellen, der von der Notenbank erhoben wird. Kurz vor Erreichen des jüngsten Hochs kauften Anleger mit Rekordsummen US-Aktien.

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Der Geldzufluss war nur ein einziges Mal höher. Das war genau am Hoch zum Jahreswechsel 2021/22. Ausländische Anleger haben so innerhalb weniger Jahre ihr schlechtes Timing unter Beweis gestellt. Noch im Januar war es nicht offensichtlich. Damals stellte ich die Frage, ob "wir" die dümmsten Anleger sind. Jetzt wissen wir, dass es so war (Grafik 1).

Betrachtet man eine längere Historie, hilft es, wenn man nicht den Geldbetrag darstellt, sondern den Kapitalzustrom relativ zur Marktkapitalisierung. Käufe, die vor 50 Jahren stattfanden, sind in Absolutbeträgen andernfalls kaum zu erkennen.

In der längeren Historie zeigt sich, dass schlechtes Timing immer wieder vorkommt. Es ist nicht ausnahmslos der Fall. Man kann daher auch auf Basis dieser Daten keinen absolut treffsicheren Kontraindikator ableiten. Das oftmals souverän schlechte Timing ist aber schon bezeichnend (Grafik 2).

Was den US-Markt straucheln lässt, wissen wir. Ob Zölle, Verkleinerung des Staates, Ausgabenkürzungen, sie alle erhöhen die Unsicherheit. Unsicherheit ist Gift für die Börse. Die Art der jetzigen Unsicherheit kann noch einen weiteren Effekt haben. Ausländische Anleger haben in den USA ca. 17 Billionen USD angelegt.

Das entspricht fast einem Drittel der S&P-500-Marktkapitalisierung. Man muss kein Mathematiker sein, um zu erkennen, dass eine Umkehr der Kapitalströme den US-Markt signifikant drücken würde.

Nicht alle Anleger werden ihre Aktien verkaufen und andernorts anlegen. Es droht allerdings ein langanhaltender Prozess in Gang zu kommen, der US-Assets weniger attraktiv macht. Ein Land, welches sich immer mehr isoliert, begrenzt die Wachstumsmöglichkeiten von Unternehmen. Es gibt sehr einfache fundamentale Gründe, weshalb ausländische Anleger Geld abziehen könnten.

Es gibt auch politische Gründe und regulatorische. Vor allem letztere wurden bisher wenig diskutiert. Bisher strömt Geld in US-Assets, weil die USA ein Leistungsbilanzdefizit haben. Das Defizit wird durch den Kauf von Assets des Auslands ausgeglichen. Die USA wollen ihr Defizit reduzieren, nicht zuletzt, um Assets nicht ans Ausland zu verkaufen.

Werden die Defizite wie jetzt ausgeglichen, verhindert es eine Abwertung des Dollars. Ein starker Dollar begünstigt noch höhere Defizite. Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, wurde bereits vor sechs Jahren ein Gesetzesvorschlag eingebracht, der Kapitalströme besteuern bzw. verzollen soll.

Der Entwurf wurde von Politkern beider Parteien eingebracht. Vor Kurzem schien es noch undenkbar, jetzt ist es eine Möglichkeit. Der Dollar könnte geschwächt werden, in dem Kapitalzuströme durch Steuern unattraktiv gemacht werden. Der US-Markt hat viel zu verlieren, wenn dumme ausländische Anleger plötzlich keine US-Aktien mehr kaufen bzw. ihr Geld systematisch repatriieren.

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1 Kommentar

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  • masi123
    masi123

    Man könnte auch fragen, ob es nur am "schlechten Timing" im Ausland liegt, ober ob inländische (also US) (Groß-)Investoren und auch die Investmentbanken vielleicht einfach besser informiert sind. so hat z. B. auch W. Buffet einen rekordhohen Cash-Bestand aufgebaut.

    Warum sollten die USA Geld, das in ihr Land strömt, besteuern? Das macht höchstens Sinn, wenn ausländische Staaten bzw. deren Notenbanken deren Währung massiv inflationieren, um dafür USD zu kaufen.

    Ansonsten wird das De-Coupling/De-Globalisierung sowieso auch die Währung betreffen. Es ist nicht zu erwarten, dass z. B. China zukünftig weiter einer der größten Gläubiger und Käufer von US-Anlagen bleiben wird.

    13:56 Uhr, 24.03.