Kommentar
16:16 Uhr, 05.12.2017

Wieso ist Kupfer eine Ausnahme unter den Industrierohstoffen?

Kupfer scheint unter den Industrierohstoffen eine Ausnahme zu bilden. Der Aufwärtstrend ist überaus solide und weitaus weniger volatil als bei allen anderen Rohstoffen. Gibt es dafür einen Grund?

Seitdem Rohstoffpreise zu Jahreswechsel 2015/16 ein Tief ausgebildet haben, konnte man als Anleger wenig falsch machen. Die Flut hob alle Boote. Das galt für Öl ebenso wie für Eisenerz, Nickel, Zink, Kohle oder Kupfer. So langsam trennt sich nun aber die Spreu vom Weizen.

Zur Spreu gehören meiner Meinung nach Eisenerz, Nickel und Kohle. Eisenerz gibt es nicht nur in rauen Mengen, es wurden auch gigantische Kapazitäten aufgebaut, die erst nach und nach auf den Markt kommen. An Angebot mangelt es weder heute, noch wird das Angebot in naher Zukunft knapp. 2016 gab es einen Angebotsüberhang von geschätzten 60 Mio. Tonnen. 2017 könnten es laut Citi an die 100 Mio. Tonnen werden.

Der Eisenerzpreis spiegelt dies nur bedingt wider. Der Preis pro Tonne lag zuletzt wieder bei mehr als 70 Dollar. Das sind zwei Drittel weniger als zu den besten Zeiten, doch gemessen am globalen Angebot ist der Preis stattlich. Hier zeigt sich am deutlichsten, dass die Flut alle Boote gehoben hat.

Ähnlich sieht es bei Kohle aus. Hier wird der Preis für metallurgische Kohle durch Minenschließungen in China gestützt. Das Angebot wurde künstlich verknappt, wobei man nicht sagen kann, dass bestimmte Kohlearten wirklich knapp werden. Die Fantasie der Anleger geht nur sehr weit.

Vergleicht man die Preisentwicklung mit Nickel, zeigt sich am ehesten, welche Zukunft Kohle und Eisenerz haben. Nickel stand einmal bei mehr als 50.000 Dollar je Tonne. Heute sind es 11.000. Das ist auch schon wieder 50 % oberhalb der Tiefs, aber immer noch 80 % unterhalb der Hochs. Es würde mich sehr wundern, wenn Eisenerz und Kohle ein besseres Schicksal ereilen würden.

Auf der anderen Seite des Spektrums gibt es Zink und Kupfer. Die Zinknachfrage ist kräftig gestiegen. Gleichzeitig hat der größte Lieferant, Glencore, seine Kapazitäten heruntergefahren. Hier ist eine Angebotsknappheit erzwungen worden. Fundamental sehen die Aussichten für Zink aber auch jenseits dieses Tricks gut aus.

Bei Kupfer ist die Sache etwas komplizierter. Die Kupferproduktion steigt seit jeher (Grafik 1) oder zumindest seitdem es zuverlässige Daten gibt. Das wachsende Angebot wird vom Markt relativ schnell aufgenommen. Dafür sorgt unter anderem China, welches 50 % der globalen Kupfernachfrage stellt.

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Kupfer ist eines der Metalle, welches auf eine tatsächliche Knappheit zuläuft. 2016 und 2017 wird der Verbrauch die Produktion leicht übersteigen. Ob das 2018 wieder so sein wird, hängt von der Konjunkturentwicklung in China ab und wie viel Kapazität global aktiviert wird. Lange Zeit schrumpfte die Kupferproduktion in Chile, dem größten Produzenten. Seit vier Monaten steigt sie nun recht kräftig.

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Chile produziert 25 % des weltweiten Angebots. Hält das Wachstum der letzten Monate an, wird Chile im Alleingang das globale Angebot im kommenden Jahr um 2,5 % erhöhen. Zusammen mit einer Nachfrageschwäche aus China ist dann schnell ein Überangebot vorhanden.
Ich bin daher für 2018 auch für Kupfer nicht sehr bullisch. Mittel- bis langfristig fehlt es dem Kupfermarkt allerdings an neuen Kapazitäten. Ab Anfang der 20er Jahre droht ein chronisches Produktionsdefizit gegenüber der Nachfrage. Preisschwäche im nächsten Jahr sind eine Kaufgelegenheit.

Kupfer unterscheidet sich von den meisten anderen Rohstoffen. Bis Angebot und Nachfrage wieder im Einklang sind, dauert es teilweise noch Jahre. Kupfer hingegen ist knapper als andere Rohstoffe. Es bildet tatsächlich eine Ausnahme.

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  • RoadyO
    RoadyO

    und die Nachfrage wird Dank E-Mobilität auch noch global steigen.

    Selbst wenn der E-Schwachsinn ein Ende hat... auch Wasserstofffahrzeuge brauchen E-Motoren

    16:43 Uhr, 05.12. 2017

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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