Analyse
09:45 Uhr, 22.02.2023

WIENERBERGER - 2022 war ein Top-Jahr, aber wie wird 2023?

Der weltweit führende Ziegelproduzent hat seine Aktionäre mit einem Rekordjahr 2022 erfreut. Lässt sich diese Erfolgsgeschichte angesichts der zurückgehenden Baukonjunktur auch im laufenden Jahr fortsetzen?

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  • Wienerberger AG
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  • Wienerberger AG - WKN: 852894 - ISIN: AT0000831706 - Kurs: 28,520 € (XETRA)

Sowohl beim Umsatz als auch beim Ergebnis erzielten die Österreicher neue Bestmarken. Der Konzernumsatz erreichte mit 4,98 (Vorjahr 3,97) Mrd. EUR fast die 5 Mrd. Euro-Marke. Das EBITDA kletterte um 48 Prozent 1,06 (VJ 0,69) Mrd. EUR und das Nettoergebnis stieg sogar um über 80 Prozent auf 567,9 (VJ 310,7) Mio. EUR. Pro Wienerberger-Aktie wurden 5,17 (VJ 2,75) Euro verdient. Folgerichtig wird den Aktionären eine Dividendenerhöhung auf 0,90 (VJ 0,75) Prozent vorgeschlagen. Daraus ergibt sich jedoch eine Ausschüttungsquote von nicht mal 20 Prozent, was mehr als ausbaufähig ist.

Die Finanzkennzahlen sind umso erstaunlicher, weil sich die Baukonjunktur schon im zweiten Quartal 2022 einzutrüben begann. Das 25-prozentige Umsatzwachstum rührt nach Aussage des Vorstands vor allem daher, dass Wienerberger seine Systemlösungen kontinuierlich weiterentwickelt hat, auch in Richtung Digitalisierung. In den letzten Jahren Hat sich das Unternehmen neu positioniert und als Komplettanbieter für energieeffiziente Neubau-, Sanierungs- und Wassermanagementlösungen aufgestellt.

Das Segment Building Solutions, welches das Ziegelgeschäft und Betonflächenbefestigungen umfasst, trug 2,70 (VJ 2,30) Mrd. EUR zu den Erlösen bei. Im zweiten Geschäftsbereich Piping Solutions, in dem Kunststoffrohre und keramische Rohre produziert werden, setzte 1,40 (VJ 1,20) Mrd. EUR um. Auf das dritte Segment North America entfielen 945 (VJ 499) Mio. EUR.

Sondereffekte beeinflussen Jahresergebnis positiv

Das Konzernergebnis wurde neben dem verbesserten Kostenmanagement und auch von einigen Sondereffekten beeinflusst, die einmaliger Natur waren. So zahlte sich 2022 die vorausschauende Beschaffungsstrategie für Energie und Rohstoffe überdurchschnittlich aus. Das Unternehmen war dadurch jederzeit lieferfähig und konnte sogar kurzfristig Marktanteile hinzugewinnen. Dies führte zu einer hohen Auslastung der Kapazitäten, was sich positiv auf die Produktionskosten auswirkte. In Nordamerika gelang es dem Management durch gute Einkaufspolitik bei Plastikgranulaten einen signifikanten Ergebnisbeitrag zu generieren.

Der Vorstand weist jedoch explizit darauf hin, dass diese Sondereffekte als nicht nachhaltig zu betrachten sind. Im Ausblick für 2023 wird betont, dass das Marktniveau in Europa und Nordamerika deutlich niedriger ausfallen wird als in den Vorjahren. Im Neubausegment wird mit einem Rückgang zwischen 15 und 20 Prozent gerechnet, wohingegen der Renovierungs- und Sanierungsmarkt stabil bleiben wird. Auf diesen Bereich entfiel 2022 jedoch nur ca. 29 Prozent des Wienerberger-Umsatzes.

Positiv sollte sich die im Dezember 2022 bekannt gegebene Übernahme von Teilen der Terreal-Gruppe auswirken. Dabei handelt es sich um einen Anbieter von Dach- und Solarlösungen. Nach eigenen Angaben entwickelt sich Wienerberger dadurch zum europäischen Experten für das Steildach. Aus der Transaktion wird ein Umsatz in Höhe von ca. 740 Mio. EUR sowie ein EBITDA-Beitrag von 100 Mio. EUR erwartet. Auch ohne diesen Ergebnisbeitrag rechnet man bei Wienerberger für 2023 mit einem EBITDA in der Größenordnung von mindestens 800 Mio. EUR.

Fazit: So erfreulich die Zahlen von Wienerberger für 2022 auch ausgefallen sind, sollten sich die Anteilseigner doch bewusst sein, dass diese Ergebnisse 2023 und 2024 aller Wahrscheinlichkeit nach nicht wieder erreicht werden können. Wienerberger ist ein gutes Unternehmen und die Aktie ist fundamental auch nicht zu teuer. Nach dem Rekordjahr und dem erfreulichen Kursanstieg im letzten halben Jahr würde ich für Neuengagements bzw. Nachkäufe jedoch auf Rücksetzer warten.

Jahr 2022 2023e* 2024e*
Umsatz in Mrd. EUR 5,17 4,60 4,86
Ergebnis je Aktie in EUR 5,34 3,09 3,13
KGV 5 9 9
Dividende je Aktie in EUR 0,90 0,92 1,00
Dividendenrendite 3,16 % 3,23 % 3,51 %

*e = erwartet

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Reinhard Hock
Reinhard Hock
Finanzmarktanalyst

Reinhard Hock ist seit über 25 Jahren an der Börse aktiv. Sein Interesse für die Finanzmärkte wurde während der Ausbildung zum Bankkaufmann geweckt. Später arbeitete er mehrere Jahre an der Börse Stuttgart und war dann jahrelang als freiberuflicher Redakteur mit dem Schwerpunkt Berichterstattung über Hauptversammlungen tätig. Dabei hat er sich ein umfassendes Wissen im Nebenwertebereich aufgebaut. Seit Oktober 2022 ist er bei stock3 für Fundamentalanalysen zuständig.

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