Kommentar
09:00 Uhr, 10.06.2006

Wie wählt Warren Buffett seine Aktien aus? Teil 2

Liebe Leserinnen und Leser,

hiermit veröffentlichen wir den zweiten Teil unserer Analyse zu Warren Buffetts Investmentstrategien. Warren Buffett ist der wahrscheinlich berühmteste (und obendrein beste) fundamental agierende Investor. Seine Firma, Berkshire Hathaway, verwaltet ein Milliardendepot. Den ersten Teil des Artikels können Sie unter http://www.boerse-go.de/research/news.php?ida=452460&idc=58|66 abrufen. In den nächsten Ausgaben des Traders-Journal erscheinen weitere interessante Artikel zum Thema Trading & Investieren. Bleiben Sie mit dem Traders-Journal auf dem laufenden! Sie können sich kostenlos unter der Adresse

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Nun wünschen wir Ihnen viel Spaß bei der Lektüre von Warren Buffets Investmentstrategien:


Abbildung 1: Monatschart von Coca-Cola (KO)

Kommentierung zu Coca-Cola:

Rückblick: CocaCola befindet sich seit Mitte 1998 in einem klar dominanten Abwärtstrend. Von den alten Höchstständen bei 70 Dollar je Aktie ist derzeit nicht im geringsten die Rede. Auffällig ist, dass obwohl man dem Bluechip CocaCola nachsagen möchte, dass es sich um ein sicheres Investment handelt, so sieht man, dass auch die Aktie von CocaCola enorme Kursschwünge innerhalb dieses Trendkanals aufweist.

Wie sollte ich handeln?
Die kleine strichlierte grüne Linie lässt auf einen Aufwärtstrend innerhalb des Abwärtstrends schließen. Noch ist der Abwärtstrend allerdings nicht gebrochen, d.h. Long-Positionen sind zu diesem Zeitpunkt aus technischer Sicht nicht gerechtfertigt. Sollte in der aktuellen Aufwärtsbewegung der dominante Abwärtstrend gebrochen werden, so sollten langfristige Long-Positionen knapp überhalb von $46,50 aufgebaut werden. Noch ist es allerdings nicht so weit!


Abbildung 2: American Express (Monatschart)

Kommentierung zu American Express:

Rückblick: Die Aktien von American Express markierten ihr Alltime-High knapp über $60 im Oktober 2000. Nach einer scharfen Korrektur um 50% auf $30 Dollar je Aktie konnte sich ein gesunder Aufwärtstrend etablieren. Doch auch diesmal scheiterten die Notierungen daran höhere Hochs auszuformen.

Wie sollte ich handeln?
Der Aufwärtstrend der Aktie ist und bleibt intakt. Aktuell ist jedoch nicht davon auszugehen, dass die Kurse neue Höchststände erreichen können. Auch ein Bruch der Aufwärtstrendlinie ist unwahrscheinlich. Es handelt sich also um eine Pattsituation. Unter 45 Dollar ist American Express ein Short-Kandidat, bei einem Monatsschlusskurs über 62 Dollar jedoch ein starker Kauf!


Abbildung 3: WellsFargo (Monatschart)

Kommentierung zu WellsFargo:

Rückblick: WellsFargo befindet sich im gesamten Chartverlauf in einem gesunden Aufwärtstrend. Jede der vergangen Korrekturen fand in einem gesunden Rahmen statt und markierte stets ein höheres Tief, was ein sehr bullisches Zeichen für weiter steigende Notierungen ist. Seit 2004 nahm die Volatilität der Aktie drastisch ab, es wurden jedoch keine Verkaufssignale generiert.

Wie sollte ich handeln?
Die Aktie hat durchaus Potenzial in den nächsten 2 bis 3 Jahren auf knapp 100 Dollar je Anteilsschein zu steigen. Geduldige Investoren können auf eine erneute Berührung der Unterstützungslinie des Aufwärtstrends warten, um einen günstigeren Einstieg zu erwirtschaften. Diese Strategie birgt jedoch die Gefahr, dass die Kurse ohne einen Rücksetzer steigen und man die Kursgewinne von den Seitenlinien aus beobachten muss. Wer auf dem jetzigen Niveau einsteigt, muss allerdings auch kurzfristige Rücksetzer von knapp 10 Prozent in Kauf nehmen können.

Abbildung 4: Procter & Gamble (Monatschart)

Kommentierung zu Procter & Gamble:

Rückblick: Procter & Gamble markierte sein Alltime-High bei knapp 60 US-Dollar im Januar 2000. Daraufhin brachen innerhalb weniger Monate die Kurse um mehr als 50% ein und fanden erst im März 2000 einen Boden bei $28. Dieser war die Basis für eine Aufwärtsbewegung, die die Notierungen wieder über 60 Dollar im März 2006 schießen ließ. Doch die Party war nicht von Dauer und die Kurse fielen unter den horizontalen Widerstand zurück. Der Aufwärtstrend ist jedoch weiterhin in Takt und somit hat sich auch hier eine Pattsituation ergeben.

Wie sollte ich handeln?
Long ist die Aktie mit dem aktuellen Chartbild auf keinen Fall zu empfehlen. Sie ist erst ein Kauf, wenn Sie nachhaltig über 62 Dollar je Aktie steigt. Zu shorten ist die Aktie erst unter einem Kursniveau von 50 Dollar. Derzeit scheinen jedoch beide Szenarien unwahrscheinlich und es ist von einer mehrjährigen volatilen Seitwärtsphase auszugehen.


Abbildung 5: Moody's (Monatschart)

Kommentierung zu Moody’s:

Rückblick: So einfach kann technische Analyse sein. Die Aktie von Moody’s ist seit dem Jahr 2000 in einem gesunden und engen Aufwärtstrend. Die Aktie legte in diesem Zeitraum um mehr als 300% zu. Bei Moody’s hat Buffett wieder eine goldene Nase bewiesen und sich eine Aktie ins Depot gelegt, die der Baisse-Stimmung von 2001 bis 2003 mehr als nur trotzen konnte.

Wie sollte ich handeln?
In den letzten beiden Monaten korrigierte die Aktie sehr stark und verlor rund 27%. Der Aufwärtstrend ist weiterhin intakt und so sollte auf einer kleineren Zeitebene (wie etwa dem Tageschart) nach günstigen Einstiegspunkten gesucht werden. Hier ist die Strategie vom Kaufen des Kursrücksetzters und einem engen Stopp-Loss wahrscheinlich nicht unklug. Sollte eine nächste Aufwärtswelle einsetzen, so ist auch hier Potenzial bis 100 Dollar je Aktie gegeben.


Abbildung 6: Wesco Financial (Monatschart)

Kommentierung zu Wesco Financial :

Rückblick: Von 1997 bis Mitte 1998 schnellten die Kurse von rund 160 Dollar auf knapp 400 Dollar je Aktie. Seither befindet sich der Finanztitel in einer Seitwärtsphase, die durch 280 Dollar auf der Unterseite und 400 Dollar auf der Oberseite definiert wird. Diese Seitwärtsphase wurde durch einen False-Break unterbrochen – dieser blieb allerdings ohne gravierende Folgen auf den übergeordneten Kursverlauf.

Wie sollte ich handeln?
Aktuell kratzen die Kurse am historischen Widerstand von 400 Dollar. Derzeit ist es kein lukrativer Trade eine Long-Position einzugehen. Sollte der Widerstand jedoch gebrochen werden, so ist auf Sicht von mehreren Jahren Potenzial bis 550 Dollar gegeben. Aktuell ist jedoch sogar eine Short-Position ratsam, da es nicht unwahrscheinlich erscheint, dass die Aktie erneut bis auf 350 Dollar nachgeben könnte.


Abbildung 7: Anheuser Bush (Monatschart)

Kommentierung zu Anheuser Bush:

Rückblick: Anheuser Busch legte von 1997 bis zum Höchstpunkt 2002 rund 220% zu. Die Marke von 55 Dollar je Aktie konnte trotz mehrerer Anlaufversuche nicht nachhaltig nach oben verlassen werden. Im August 2004 wurde die langfristige Aufwärtstrendlinie gebrochen, woraufhin die Aktie knapp 25% in einer ruhigen Gegenbewegung verlor. Erst bei 40 Dollar konnte ein Boden etabliert werden. Damit bildete sich auch bei dem Bierbrauer eine Seitwärtsphase aus.

Wie sollte ich handeln?
Innerhalb der Seitwärtsphase hat sich ein kleiner Widerstand bei $46,50 ausgebildet. Dieser ist durch die leicht grau strichlierte Linie angezeigt. Wird dieses Niveau auf Schlusskurs-Basis gebrochen, so besteht Aufwärtspotenzial bis 55 Dollar je Aktie. Sollten die Kurse wieder auf den Boden bei 40 Dollar zurückfallen, so können auf diesem Niveau getrost Long-Positionen eröffnet werden. Von einem Bruch der Seitwärtsphase, egal in welche Richtung, ist derzeit nicht auszugehen.


Abbildung 8: Washington Post (Monatschart)

Kommentierung zu Washington Post:

Rückblick: Die Washington Post Aktie befindet sich in einem gesunden Aufwärtstrend. Seit 1997 konnte die Aktie knapp 200% zulegen. Für Anleger besonders relevant ist jedoch die technische Korrektur, die mit Neujahr 2005 auf einem Niveau von 985 Dollar einsetzte. Auf dem Niveau von 740 Dollar fanden die Notierungen allerdings eine Kreuzunterstützung. Der Aufwärtstrend ist weiterhin intakt.

Wie sollte ich handeln?
Diese Aktie ist ein absoluter Long-Kandidat. Allerdings erst, wenn die Flagge auf Schlusskursbasis nach oben hin verlassen werden konnte. Warten Sie also in jedem Fall einen Schlusskurs über 800 Dollar je Anteilsschein ab. Anschließend dürfte der Weg bis 1100 Dollar frei sein, obwohl es im Bereich der 1000 Dollar sicherlich zu leichten Turbulenzen kommen könnte.

Fazit:
Die drei viel versprechendsten Kandidaten aus den 8 größten Positionen in Warren Buffett’s Portfolio sind Moody’s, die Washington Post und Wells Fargo. Anheuser Busch könnte in den nächsten Wochen durchaus noch ein Kaufsignal generieren. Von CocaCola, AmericanExpress, Procter&Gamble und Wesco Financial sind jedoch die Finger zu lassen!

Erfahren Sie frühzeitig über neue Trading-Strategien und Anlageansätze und melden Sie sich für das Traders-Journal an. Sie können sich kostenlos in den Verteiler des Traders-Journal eintragen unter

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Beste Grüße

Ihre Redaktion des Traders-Journal

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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