Kommentar
03:00 Uhr, 06.03.2008

Wie siehts aus ? - Wird es nicht Zeit Obama zu shorten ?

In den USA liefern sich die Präsidentschaftskandidaten der Demokraten ein packendes Duell um die Nominierung. Gebannt schaut die Welt dem Reigen zu. Wohlwissend, dass das eigene Geschick, das Geschick des ganzen Planeten weiterhin nicht unwesentlich von dieser Nation geprägt werden wird. Wie sehr das der Fall ist, zeigt das "Wirken" von George W. Bush in seiner Amtszeit.

Jahrhundert der Chinesen hin oder her, man kann davon ausgehen, dass die US-Amerikaner ihre militärische und wirtschaftliche Bedeutung nicht verlieren werden. Wenn ich mich mit Kollegen und Bekannten aus den USA unterhalte, fällt mir immer wieder diese direkte, unbefangene und unkomplizierte Art auf. Ein "Geht nicht" gibt es nicht. Wenn ich mir hier in Europa die Frage stelle "Darf ich das ? Kann ich das ?" antwortet mir der US-Kollege "Klar, darf ich das", "Klar kann ich das". Wenn in Europa die Gen-Technik unter den Gesichtspunkten der Risiken diskutiert wird, geschieht dies in den USA mit Fokus auf den Vorteilen. Beide Vorgehensweisen haben Vor- und Nachteile. Ich muß jetzt nicht ausführen, welche Denkweise dem Wachstumsgedanken zuträglicher ist. Dieser Cocktail aus Menschen unterschiedlicher Kulturen mit unterschiedlichen Denkweisen und unterschiedlichen Fähigkeiten hat den Vorteil, dass er mehr Ideen hervorspült, zur Auswahl stellt und der Selektion unterzieht.

Zurück aber zur Kandidatenkür der Demokraten.

Obama führt derzeit mit 86 Deligiertenstimmen vor Clinton. Das scheint auf den ersten Blick nicht viel zu sein, aber Experten sehen Clintons Chancen nach wie vor als gering an, Ohama zu überholen.

Intrade bietet den Handel bzw. das Spekulieren auf bestimmte Ereignisse an. So kann auch darauf spekuliert werden, wer demokratischer Präsidentschaftskandidat wird. Auf Obama und Clinton können Kontrakte gekauft werden. Ein Kontrakt kann einen Wert zwischen 0 ( 0 $) und 100 (10 $) annehmen. Der Preis von 72,5 (7,25 $) für den Obama-Kontrakt gibt eine 72,5%ige Wahrscheinlichkeit an, dass Obama das Rennen um die Kandidatur machen wird. Wer denkt, dass die Wahrscheinlichkeit höher ist, kauft den Kontrakt auf dem aktuellen Niveau. Und wer denkt, das die Wahrscheinlichkeit geringer geworden ist, der verkauft zum aktuellen Preis. Je mehr sich das Ereignis seinem Ende, sprich seiner finalen Auflösung nähert, desto mehr nähert sich der Wert der 0 bzw.100 an. Wird Obama Präsidentschaftskandidat der Demokraten schließt der Kontrakt bei 100. Wird er es nicht, schließt der Kontrakt bei 0.

Die deutliche Mehrheit der Trader bei Intrade sieht Obama vorne. Clinton traut man lediglich mit einer Wahrscheinlichkeit von ca. 24 % zu das Rennen zu machen. Um an an dem Handel teilnehmen zu können, benötigt man ein extra Konto bei Intrade. Der Handel läuft scheinbar wie an einer Börse ab. Es gibt Einsicht in das Orderbuch, quasi ein Level II.

Anbei der langfristige Verlauf der beiden Kontrakte. Sie sehen, dass Hillary Clinton schon im Verlauf des Jahres 2005 Werte zwischen 40 und 50 hatte. Im 4. Quartal 2007 hatte sie Werte über 70. Das ist seit 2008 anders. Ihre "Aktie" stürzt rapide ab. Immer diese Shortseller ...

In den Obama-Kontrakt kommt erst Oktober 2006 Bewegung. Richtiges Momentum hat der Kontrakt seit Anfang 2008. Erst kürzlich wies der Kontrakt noch Werte über 80 auf. Seit vorgestern ist Hillary Clinton wieder im Rennen. Sie hat Texas und Ohio für sich entscheiden können. Deshalb kommen die kurzfristigen Abgaben im Obama-Kontrakt nicht von ungefähr. Deswegen auch der Titel dieses Artikels "Wird es nicht Zeit Obama zu shorten ?" Um Mißverständnissen vorzubeugen, der Titel ist eher scherzhaft gewählt. Selbstverständlich drücke ich damit keine Präferenz für einen der Kandidaten aus. Das steht mir auch überhaupt nicht zu.

Als Trader bei Intrade gilt es nun die Chancen der beiden Kandidaten neu zu bewerten. Ist die Situation wirklich so aussichtslos für Clinton? Verliert die Wahlkampfstrategie von Obama über diesen langen Zeitraum an Effektivität ? Ein Antizykliker würde jetzt möglicherweise Shortpositionen auf Obama und Longs auf Clinton aufbauen.

Der starke Trend an "der Börse" zugunsten Obamas spricht dafür, dass es Obama tatsächlich schaffen könnte. Bekanntlich hat die Börse ein sehr gutes Gespür für Ereignisse.

Um bei der Scherzhaftigkeit des Beitragstitels zu bleiben ...

Mir persönlich gefallen derzeit Gold, Kupfer, Öl, Natural Gas und Euro deutlich besser als Clinton und Obama. Weshalb ich mich auch auf deren Handel konzentrieren werde.

Was die Kandidatenkür der Repuplikaner anbelangt, so dürfte John McCain das Rennen gemacht haben. Sein Kontrakt steht bei 96.

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Über den Experten

Harald Weygand
Harald Weygand
Head of Trading

Harald Weygand entschied sich nach dem Zweiten Staatsexamen in Medizin, einer weiteren wirklichen Leidenschaft, dem charttechnischen Analysieren der Märkte und dem Trading, nachzugehen. Nach längerem, intensivem Studium der Theorie ist Weygand als Profi-Trader seit 1998 am Markt aktiv. Im Jahr 2000 war er einer der Gründer der stock3 AG und des Portals www.stock3.com. Dort ist er für die charttechnische Analyse von Aktien, Indizes, Rohstoffen, Devisen und Anleihen zuständig. Über die Branche hinaus bekannt ist der Profi-Trader für seine Finanzmarktanalysen sowie aufgrund seiner Live-Analysen auf Anlegerveranstaltungen und Messen.

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