Kommentar
20:50 Uhr, 17.12.2008

Wie sicher ist Cash?

Es hieß immer, Banken seien so sicher wie Häuser. Wie wahr! Nach den heftigen Verwerfungen im Immobilien- und Bankensektor gibt es noch immer keine Anzeichen einer echten Erholung. Vor diesem Hintergrund stellen sich Anleger vor allem eine Frage: Wo kann man seine kurzfristigen Mittel überhaupt noch sicher und liquide anlegen? Den Banken, die bislang 970 Mrd. US-Dollar an Verlusten – vorwiegend aus Subprime-Investments – angehäuft haben, ist nicht zu trauen. Die Stützungsmaß - nah men der Regierungen zielen auf den Schutz der Privatkunden (ihrer Wähler), nicht aber der großen Gläubiger, und auch staatliche Mittel sind begrenzt. Doch es gibt eine Alternative, die sich in der Krise bemerkenswert gut gehalten hat: Geldmarktfonds nach US-amerikanischem Vorbild, soge - nannte Money Market Funds.

Eine der größten Täuschungen der vergangenen 2000 Jahre ist das Konzept der „Bankeinlage“. Das Wort signalisiert die sichere Einlagerung und Ver - wahrung eingezahlter Gelder durch eine Bank – ein Bild, das durch Vorstellungen von großen Tresor - räumen und Geldtransportern ergänzt wird. Dabei sieht die Realität ganz anders aus: Tatsächlich sind „Einlagen“ nichts anderes als Kredite an eine Bank, die diese Gelder in ihre Bilanz nimmt und damit ihren Besitzer zum ungesicherten Gläubiger der Bank macht. Ist das Geld einmal in der Bilanz, nutzt die Bank es nach ihrem Ermessen, um selbst Kredite zu vergeben oder Wertpapiere für die Bank zu kaufen. Genau da fingen die ganzen Probleme an.

Auch Money Market Funds nehmen die Gelder ihrer Kunden entgegen und verleihen sie weiter, indem sie kurzfristige Schuldtitel kaufen. Anders als die Banken gehen sie dabei jedoch offen und transparent vor. Außerdem dürfen diese Fonds nur in äußerst sichere Wertpapiere in ves tieren. Vor allem haben sie konstante Netto inventarwerte. Darin liegt auch der entscheidende Unterschied zwischen der US-Variante und den klassischen euro - päischen Geldmarktfonds, die eher kurzfristigen Rentenfonds ähneln und variable Nettoinventar - werte haben (die steigen und fallen können).

US-Geldmarktfonds sind in Europa seit etwa 1995 verfügbar. Nachdem das Marktvolumen dieser Fonds im Juli einen Rekord von 515 Mrd. Euro erreichte, liegt es derzeit bei 439 Mrd. Euro. Damit sind die Zuflüsse zu diesen seit 2000 stärker eta blier ten Fonds in den vergangenen acht Jahren um 44,7% pro Jahr gestiegen. Wo liegen die be sonde ren Vorzüge dieser Produkte gerade vor dem Hinter - grund der aktuellen Finanzmarkt turbu lenzen?

Grundsätzlich zielen alle Money Market Funds auf ein Höchstmaß an Sicherheit und verfügen über ein AAA-Rating. Sie zeichnen sich durch eine hohe Liqui dität, taggleiche Auszahlungen und Markt rendi - ten in ihren jeweiligen Währungen aus. Im aktuellen Marktumfeld lohnt sich eine genauere Unter suchung dieser Merkmale, der damit verbundenen Risiken und des Umgangs der Fonds mit diesen Risiken. Im Folgenden ist unsere Sichtweise zu Money Market Funds dargestellt:

Sicherheit

1. Kreditrisiko

• Risikodiversifikation: Die Fonds halten ein Port folio von kurzlaufenden Schuldtiteln unterschiedlicher Emittenten. Der einzelne Portfolioanteil der bis zu 50 Cash-Emittenten liegt bei maximal 5%. Bei Bankeinlagen hingegen liegt das gesamte Risiko bei einem Schuldner und in einer Bilanz.

• Wertpapierstreuung: Die Fonds investieren in eine Reihe von Wertpapieren, von Wertpapier-Pensions - geschäften (durch Staatsanleihen besichert) bis zu Certificates of Deposit (CD), Commercial Papers (CP), Medium Term Notes (MTN), Floating Rate Notes (FRN) und direkten Bankeinlagen – durch - gängig kurzlaufende Schuldtitel mit einer jeweili gen Restlaufzeit von zumeist weniger als 397 Tagen.

• Branchendiversifikation: Die Fonds können auch Wertpapiere halten, die nicht von Banken, son dern von Unternehmen und Finanzdienstleis tern hoher Bonität emittiert wurden. Dies führt zu einer Re - duzierung des Bankenrisikos und einer breiteren Risikostreuung über mehrere Branchen und Industriebereiche hinweg.

• Emittenten mit höchster Bonität: Die Fonds dürfen nur in Wertpapiere der höchsten Ratingkategorie der drei großen Ratingagenturen von A1, P1 oder F1 investieren, wobei Standard & Poor’s verlangt, dass mindestens die Hälfte des Portfolios aus Wertpapieren mit dem Top-Rating A1+ besteht. Diese Wertpapiere werden aus schließ lich von finanziell äußerst solide aufge stellten Emittenten begeben.

• Aktives Kreditmanagement: Viele dieser Fonds profitieren von einem aktiven Kreditmanagement durch ihre Fondsmanager, z.B. durch Kredit analy - sen der Emittenten, einen Autorisierungsprozess und regelmäßige Bonitätsprüfungen. Dies ermög - licht es den Fondsmanagern, sich rechtzeitig vor einer Herabstufung durch die Ratingagenturen von Titeln zu trennen.

2. Marktrisiko

• Konstanter Nettoinventarwert: Die Fonds haben einen konstanten Nettoinventarwert und dadurch einen festgesetzten Preis je Fondsanteil von 1 Euro, 1 US-Dollar oder 1 Pfund Sterling. Dies schützt das investierte Kapital gegen normale Zinsschwan kun gen und wird dadurch erreicht, dass alle Wertpapiere bis zur Fälligkeit gehalten werden.

• Kurze Duration: Obwohl der Fonds Einzeltitel mit Fälligkeiten bis zu 397 Tage kaufen kann, darf die gewichtete durchschnittliche Laufzeit (Duration) insgesamt bei höchstens 60 Tagen liegen. Aktuell liegt die durchschnittliche Restlaufzeit der meis - ten Fonds sogar bei nur etwa 30 Tagen, wodurch das angelegte Kapital in einem volatilen Markt - umfeld zusätzlich abgesichert wird.

• Mark-to-Market: Die Fonds führen wöchentliche Mark-to-Market-Bewertungen durch, um sicher - zustellen, dass der Nettoinventarwert des Fonds dem festgesetzten Anteilspreis entspricht.

• Portfolio-Stresstests: Die Fonds führen regel - mäßige Stresstests durch, um sicherzustellen, dass der Schutz des investierten Kapitals unter unterschiedlichen Zinsszenarien und gleich - zeitigen Wertverlusten gegeben ist.

Liquidität

1. Liquiditätsrisiken

• Hoher Kassebestand: Der Fonds investiert bis zu 30% in Tagesgeld, um Auszahlungen taggleich ausführen zu können. So schützt sich das Fonds - management vor zwangsweisen Anlageveräuße - rungen und einem Austrocknen der Liquidität am Markt.

• Laufzeiten-„Leiter“: Um sicherzustellen, dass regel mäßig Wertpapiere fällig werden, werden die restlichen 70% des Portfolios mit gleichen An - teilen auf alle Laufzeiten aufgeteilt. So kann der Kassebestand erhöht werden, falls die liquiden Mittel aufgrund höherer Auszahlungen knapp werden sollten.

• Kurzfristige Kreditaufnahme: Die Fonds können temporäre Kredite aufnehmen, um Situationen zu überbrücken, in denen es nicht sinnvoll wäre, ein kurz vor der Fälligkeit stehendes Wertpapier zu veräußern. Ansonsten sind die bonitätsstarken Wertpapiere des Fonds äußerst liquide und damit leicht am Markt verkäuflich.

2. Rendite

• Zinskurvenrisiko: Die Fonds passen das Verhältnis von Kasse zu Wertpapierinvestments entspre - chend den Veränderungen des Zinsumfelds an. In Zeiten steigender Zinsen kann der Kasseanteil zu Lasten der Wertpapierinvestments erhöht wer - den, um die Rendite des Fonds rascher an den ak - tuellen Zinssatz anzupassen. Umgekehrt können bei sin kenden Zinsen die höheren vorherigen Zinssätze gesichert werden.

Das aktuelle Marktumfeld kommt den US-Geld markt - fonds besonders zu Gute. Fonds, die für ein optima - les Verhältnis von Kasse- zu Wertpapierinvestments sorgen, profitieren direkt von der Kreditver knappung und dem hohen Spread zwischen dem 3-Monats- Euribor und dem Tagesgeldsatz EONIA. Aktuell liegt die Rendite von Euro-Geldmarktfonds bei durch - schnittlich 106 bp über EONIA. Solange die Renditeabstände auf diesem Niveau verharren – was auf absehbare Zeit der Fall sein dürfte – sollte auch die Outperformance dieser Fonds anhalten.

Fazit

Kein Zweifel: Angesichts der zuletzt beispiellosen Entwicklungen am Geldmarkt und der hohen Mittel - aufnahmen durch Unternehmen und Finanzinstitute müssen Anleger bei der Wahl der Anlageform für ihre liquiden Mittel vorsichtiger und selektiver vor - gehen als je zuvor. Anleger haben die Wahl zwischen Bankeinlagen und den damit verbundenen undurch - sichtigen Prozessen auf der einen Seite und trans - pa renten, aktiv gemanagten Geldmarktfonds mit einer permanent einsehbaren Portfolio zusammen - setzung und Wertpapieren höchster Bonität auf der anderen. Deutlicher denn je unterstreicht diese Krise die Vorzüge der Geldmarktfonds.

Quelle : INVESCO

Autor: Marc Doman, Managing Director, Invesco Aim Global Cash Management, London

INVESCO zählt als Teil der AMVESCAP Gruppe zu den führenden Asset Managern weltweit. Zusammen mit den Schwesterunternehmen verwaltet INVESCO weltweit über 470 Milliarden Euro (Stand: 31.5.2008). Über 5.000 Mitarbeiter, darunter rund 500 Investmentspezialisten, sind in 19 Ländern im Einsatz.

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