Kommentar
09:35 Uhr, 18.03.2020

Wie lange dauert der Bärenmarkt?

Der Markt kann sich immer noch nicht stabilisieren. Wie lange wird dieser Bärenmarkt andauern?

Der US-Markt verlor vom Allzeithoch in der Spitze 30 %. Am Freitag gab es einen Rebound, der sich sehen lassen konnte. Zeitweise ging es fast 10 % nach oben. Der Dax verlor noch mehr als der S&P 500. In der Spitze waren es 37 %. Auch hier kam es zu einem Rebound in der Höhe von 8 %. Gleich am Montag wurde der Rebound allerdings wieder abverkauft. Am Dienstag erholten sich die Kurse wieder, doch am Mittwoch geht es wieder bergab.

Nach der Verkaufspanik kommt es zur Kaufpanik. Beide wechseln sich gerade täglich ab. Gilt für diesen Bärenmarkt allerdings, was für frühere galt, haben wir vieles schon abgearbeitet. Im Durchschnitt verlieren US-Aktien in einem Bärenmarkt 34 %. Die Streuung ist aber enorm (Grafik 1). Der schlimmste Bärenmarkt, der 1929 begann, zog Aktien fast 90 % nach unten.

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Von 28 Bärenmärkten verlief die Hälfte allerdings milder als der jetzige mit einem Drawdown von 30 %. Nicht jeder Bärenmarkt ist gleich 2008 oder 1929. Formal kam es Ende 2018 ebenfalls zu einem Bärenmarkt. Der S&P 500 verlor 21 %.

Es wird zwar erst jetzt davon gesprochen, dass der Bullenmarkt, der 2009 begann, nun beendet ist, doch ganz richtig ist das nicht. Zieht man die Grenze zum Bärenmarkt bei exakt 20 %, gab es seither zwei weitere Bärenmärkte, 2011 und 2018. Aktuell befinden wir uns im dritten.

Im Langfristchart ist das kaum zu erkennen. Der Rückgang war zwar beachtlich, doch im Kursverlauf seit 1885 lässt sich das kaum ausmachen. Das setzt die Dinge wieder etwas in Perspektive. Ein Grund, weshalb der Drawdown kaum zu erkennen ist, ist die Dauer.

Bei einem Chart, der 135 Jahre umfasst, ist alles etwas gestaucht. Um einen Bärenmarkt als solchen zu erkennen, muss er schon länger als ein paar Wochen dauern. Was uns zu einer zweiten relevanten Frage bringt: wie lange dauert es bis neue Allzeithochs erreicht werden?

Das kann dauern. Bärenmärkte können auch ohne vorhergehendes Allzeithoch vorkommen. 2011 ist ein gutes Beispiel. Der Markt hatte längst nicht wieder das Hoch aus den Jahren 2007 und 2008 erreicht. Der Markt fiel nach einer merklichen Erholung trotzdem mehr als 20 %.

Berücksichtigt man nur Korrekturen, die von einem Allzeithoch ausgehen, bleiben in über 200 Jahren Börsengeschichte weniger als 20 Bärenmärkte übrig (Grafik 2). Da die aktuelle Korrektur eindeutig von einem Allzeithoch ausging, bleiben alle anderen Rücksetzer unberücksichtigt.

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Im Durchschnitt dauert es 94 Monate vom bisherigen Allzeithoch zu einem neuen. Es würde also bis Dezember 2027 dauern bis wir ein neues Allzeithoch sehen, wenn es einen durchschnittlichen Verlauf gibt. Die Streuung um diesen Durchschnitt ist allerdings wieder einmal sehr groß. Zudem scheint sich der Markt nach dem Zweiten Weltkrieg verändert zu haben. Die Zeit, um ein neues Allzeithoch zu erreichen, ist kürzer geworden.

Seit dem Zweiten Weltkrieg dauert es im Durchschnitt 4 Jahre und ohne Berücksichtigung der langen Durststrecke nach der Internetblase sind es sogar weniger als 3 Jahre. Der aktuellen Situation kommt der Crash und Bärenmarkt von 1987 am nächsten. Damals dauerte es zwei Jahre bis zum nächsten Allzeithoch.

Selbst bei schnellen Rebounds ist Geduld gefragt. Man kann nicht erwarten, dass es in wenigen Monaten wieder zu neuen Hochs kommt. Es geht aller Wahrscheinlichkeit nach um Jahre, nicht Monate. Geduld ist gefragt.


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  • 2 Antworten anzeigen
  • angola_murksel
    angola_murksel

    Der Bärenmarkt dauert, bis die USA in der Corona-Vollbremsung einen Boden gefunden haben. Und das kann dauern. Das es nach dem Boden sehr schnell wieder sehr hoch gehen wird, ist anzunehmen, hängt einfach auch mit der Dynamik der Unternehmen zusammen. Natürlich sind technologisch ausgefeilte Unternehmen in der Lage, innerhalb kürzester Zeit wieder Volllast zu fahren und neue Kapazitäten aufzubauen. Das KnowHow und das Geld dafür ist vorhanden.

    10:13 Uhr, 18.03. 2020
  • Waterson
    Waterson

    meiner Meinung nach: lange!

    eine steile Welle kommt selten alleine - und mir fehlt der Humor in den US Märkten den aktuellen Abverkauf noch der Korrektur 2018-2019 zuzuordnen.

    Insofern kann ich alles was nach oben läuft nur als Pullback (oder B-Welle für die EWler) ansehen.

    10:08 Uhr, 18.03. 2020

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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