Wie die erste Januarwoche, so das Jahr?

Über das, was die Performance des ersten Handelstages aussagt, kann man zusammenfassend sagen, dass die Wahrscheinlichkeit für eine negative Jahresperformance aufgrund eines Minus am ersten Handelstag bei 50 % liegt. Das ist die Wahrscheinlichkeit eines Münzwurfes und wenig zweckdienlich. Darüber hinaus lieferten jene Jahre, die dann trotz eines negativen Starts positiv endeten, eine Performance von gut 18 %. Jene Jahre, die negativ endeten, brachten ein durchschnittliches Minus von 13,7 %.

Ähnliche Auswertungen lassen sich nach der ersten Januarwoche machen. Viele halten die Signallage nach einer Handelswoche für deutlich robuster als nach nur einem Handelstag. Der Sache wollen wir hier auf den Grund gehen.

Grafik 1 zeigt die Performance des Dow Jones in den ersten 5 Handelstagen eines jeden Jahres seit 1900. Viele sprechen gewöhnlich von der ersten Handelswoche des Jahres, doch das bringt einige Probleme mit sich. Ist der 1. Januar z.B. ein Mittwoch, dann beinhaltet eine solche Woche Handelstage aus beiden Jahren. Zählt diese Woche dann zur letzten oder ersten Handelswoche des jeweiligen Jahres?

Um dieses Problem zum umgehen, werden die Daten der ersten 5 Handelstage eines jeden Jahres verglichen. Die Tendenz der ersten 5 Handelstage ist grundsätzlich genau so wie die der ersten Handelswoche – unabhängig davon, ob man Wochen mit einem Jahreswechsel zur Wochenmitte als erste oder letzte Handelswoche bezeichnet.

Grafik 1 zeigt, wie schlecht das Jahr begonnen hat. Es war der schlechteste Start in ein neues Jahr seit mindestens 117 Jahren. Das will was heißen, oder etwa nicht? Das letzte Jahr, welches ähnlich negativ begonnen hatte, war 2008. Der Dow Jones beendete 2008 mit einem Minus von über 30 %. Kein Wunder also, dass Anleger nervös sind. Grund dafür gibt es genug, wenn man 2008 noch vor Augen hat. Rein statistisch gesehen muss ein besonders negativer Start ins Jahr aber kein Unheil bedeuten.

Grafik 2 zeigt wie sich der Dow Jones auf Jahressicht geschlagen hat – je nachdem wie schlecht das Jahr begonnen hat. Die Jahre, in denen der Dow Jones in der ersten Handelswoche ein Minus von mehr als 2 % ausgewiesen hat, lassen sich fast an zwei Händen abzählen. Insgesamt gab es 13 Jahre, in denen das Minus größer war.

Aus diesen 13 Jahren haben 7 mit einem Minus geendet. Durchschnittlich wurden in diesen negativen Jahren -13 % ausgewiesen. Die andere Hälfte der Jahre war positiv und brachte eine durchschnittliche Performance von fast 22 %. Die Streuung reicht dabei von -34 % (2008) bis +42 % (1904).

Generell lässt sich kein eindeutiger Trend bestimmen. Jahre, die mit einem Minus beginnen, sind mit einer Wahrscheinlichkeit von 53 % am Ende immer noch positiv. Grafik 3 zeigt die Zahlen dazu. Von insgesamt 42 Jahren, die einen negativen Auftakt hatten, endeten 22 mit einer positiven Performance. Im Durchschnitt aller Jahre (mit negativer und positiver Gesamtjahresperformance) lag die Performance bei 4,55 %.

Die Rendite, die man auch nach dem schlechten Jahresstart 2016 noch erwarten kann, ist positiv, auch wenn es einem nach der ersten Handelswoche nicht unbedingt so vorkommt. Der Erwartungswert der Rendite ist jedoch deutlich geringer als in anderen Jahren. Grafik 3 zeigt auch wie die Jahre mit positivem Auftakt abgeschlossen haben. Die durchschnittliche Rendite liegt hier bei 8,7 %. Der Erwartungswert für 2016 liegt bei den bereits oben erwähnten 4,55 %.

72 % aller Jahre, die positiv beginnen, enden auch positiv. Das ist eine relativ hohe Wahrscheinlichkeit. Wenn allerdings ein guter Jahresstart doch noch verkauft wird, dann sieht es besonders düster aus. Jahre, die mit einem Plus beginnen, jedoch negativ schließen, weisen im Durchschnitt eine Performance von -19 % aus. Das ist schlechter als die negative Jahresperformance der Jahre, die negativ begonnen haben (-13 %). Die Jahre, die im Plus starten und im Plus enden, weisen eine Performance von knapp 20 % aus. Das ist weniger als das Plus der Jahre, die negativ beginnen, aber positiv enden (22 %).

Was macht man als Anleger mit diesen Statistiken? Zuallererst sollte man sich nicht verrückt machen lassen. In 117 Jahren gab es nur 11 Jahre, in denen der Dow Jones mehr als 20 % verlor. Negative Jahre weisen im Durchschnitt ein Minus von 14 % aus. Knapp die Hälfte hätte der Dow Jones davon schon in der ersten Handelswoche erledigt. Panikartig alles zu verkaufen, was im Depot liegt, macht wenig Sinn. Es stellt sich jedoch immer die Frage, welchen Zeithorizont man als Anleger hat.

Das Jahrestief 2016 haben wir wahrscheinlich noch nicht gesehen. Keiner weiß, wie viel tiefer es im Vergleich zum aktuellen Kurs noch gehen wird. Mit einem mittel- bis langfristigen Anlagehorizont macht das jedoch wenig aus. Hier sollte man eher darauf achten, dass Cash zur Verfügung steht, um auf Schnäppchenjagd gehen zu können.

Der Jahresauftakt war unangenehm und hat viele Anleger verschreckt. Wer allerdings Cash zur Verfügung hat, für den kann 2016 ein großartiges Jahr werden, denn in diesem Jahr wird es so viele hochqualitative Werte zu so günstigen Preisen geben wie schon seit vielen Jahren nicht mehr.

Lars Gottwik

Partner & COO JFD Brokers

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