Kommentar
18:41 Uhr, 15.05.2018

Wie der Staat uns alle schröpft

Die Steuer- und Abgabenlast in Deutschland ist viel höher als in vergleichbaren Ländern. Gerade Durchschnittsverdiener werden ausgenommen wie eine Weihnachtsgans. Jetzt fordert auch der IWF eine Entlastung der Bürger. Hört die deutsche Politik endlich zu?

"Nur zwei Dinge auf dieser Welt sind uns sicher: Der Tod und die Steuer." Dieses Zitat stammt von Benjamin Franklin, einem der Gründerväter der Vereinigten Staaten. Von der hohen Steuer- und Abgabenlast können ganz besonders die Deutschen ein Lied singen. In fast keinem anderen vergleichbaren Land fällt eine ähnlich hohe Steuer- und Abgabenlast wie in Deutschland an.

Wie der jüngste OECD-Vergleich zeigt, gehört Deutschland bei der Belastung der Arbeitseinkommen durch Steuern und Sozialabgaben weiter zu den absoluten Spitzenreitern. Das gilt ganz besonders für Alleinstehende. Nur in Belgien zahlen Alleinstehende einen höheren Anteil ihres Bruttoeinkommens in Form von Steuern und Abgaben als in Deutschland. In Deutschland werden dem durchschnittlichen Alleinstehenden ganze 39,9 Prozent des Bruttoeinkommens in Form von Steuern und Sozialabgaben abgeknöpft. Zum Vergleich: Im OECD-Durchschnitt sind es nur 25,5 Prozent, in der Schweiz sogar nur 16,9 Prozent.

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Zwar ist die Vergleichbarkeit zwischen den unterschiedlichen OECD-Staaten nicht völlig gegeben, da zum Beispiel die Ausgaben für Gesundheit nicht in allen Ländern den Sozialabgaben angehören wie in Deutschland. Trotzdem ist die Diskrepanz riesig und lässt sich eben nur teilweise durch strukturelle Unterschiede der Sozialsysteme erklären.

Auch bei Familien wird in Deutschland stärker zugelangt als anderswo: Durchschnittliche Ehepaare mit einem Verdiener und zwei Kindern müssen in Deutschland ganze 21,7 Prozent ihres Einkommens in Form von Steuern und Sozialabgaben abführen, während es im OECD-Durchschnitt nur 14,0 Prozent und in der Schweiz sogar nur 3,5 Prozent sind.

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Erstmals hat nun auch der Internationale Währungsfonds (IWF) die hohe Steuer- und Abgabenbelastung der Arbeitseinkommen in Deutschland angemahnt und Korrekturen gefordert. Neben höheren Investitionen - schon immer eine Kernforderung des IWFs gegenüber Deutschland - hat sich der IWF nun auch für eine sinkende Steuer- und Abgabenlast bei geringen Einkommen ausgesprochen. Denn die hohe Abgabenlast führt dazu, dass der Anreiz eine Arbeit aufzunehmen, gemindert wird. Dadurch sinkt auch insgesamt die Produktivität.

Zwar will Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) kleine und mittlere Einkommen ab 2019 steuerlich entlasten, wie er in der vergangenen Woche angekündigt hat. Dafür könnten zusätzliche Spielräume im Bundeshaushalt von 10,8 Milliarden Euro bis 2022 genutzt werden. Eine größere Steuerreform ist aber offenbar nicht geplant. So plant die Bundesregierung bis Ende 2021 mit zusätzlichen Investitionen und Ausgaben von 46 Milliarden Euro. Ein Großteil der steuerlichen Mehreinnahmen, die in den kommenden Jahren zu erwarten sind, nutzt der Bund also weiter für eine Erhöhung der Ausgaben und nicht für eine Entlastung der Bürger. Ein Umdenken in der Steuer- und Abgabenpolitik sieht ganz offensichtlich anders aus.

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15 Kommentare

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  • Super-Hobel
    Super-Hobel

    Darauf können wir wohl lange warten, da wir längst in der DDR 2.0 angekommen sind, der Vollversorgung aller, vor allem um den sozialen Frieden zu sichern. Und das kostet eben, auch die vielen Analphabeten durchzufüttern. Da bleibt dem deutschen Michel nichts anderes übrig als zu blechen. Und kein Politiker gibt Geld was er einmal kassiert je wieder her. Dumm, dümmer, deutsch.

    16:36 Uhr, 16.05.2018
  • Glattsteller
    Glattsteller

    Also die Realität ist eigentlich noch krasser. In "Wirklichkeit" wird einem AN bei Steuerklasse I 50% abgenommen vom Staat. Das beinhaltet Lohnsteuer und Sozialabgaben. Bei den SV-Abgaben auch der Arbeitgeberanteil, der eigentlich eine Mogelpackung ist, da dieses Geld ja der AN auch erwirtschaftet. Hört sich für das dumme Volk aber besser an. Und wenn wir jetzt noch den Rundfunkbeitrag nehmen und UMST die für den Konsum drauf geht, liegt man je nach persönlichen Konsumverhalten schnell bei 60 - 70 % Steuer- und Abgabelast. Der Staat passt schon genau auf, dass der Michel nicht zu viel in den Taschen trägt, darauf ist Verlass.

    14:33 Uhr, 16.05.2018
  • 123ok
    123ok

    Warum die ganze Aufregung ? ? ?

    Ihr alle habt diesen Abschaum egal welcher Couleur

    an der Wahlurne mit Eurem Kreuz legitimiert ! ! !

    - Wir alle - ! ! !

    11:30 Uhr, 16.05.2018
  • K4sti
    K4sti

    Es wäre aber auch interessant zu sehen was man zB für die Sozialabgaben bekommt: staatliche Pension, Betreuung im Alter, Gesundheitssystem..

    Natürlich würde ich auch gerne weniger Steuern zahlen aber ich glaube Gesamt (vorallem langfristig) ist es nicht ganz so schlecht.

    Und ich glaub einfacher als in der heutigen Zeit wird es nicht mehr, dass man seinen Lebensmittelpunkt einfach wo anders hinverlagert wenn man mit den Rahmenbedingungen unzuzfrieden ist.

    10:20 Uhr, 16.05.2018
    1 Antwort anzeigen
  • netzadler
    netzadler

    die hohen abgaben auf den Faktor Arbeitseinkommen ist in heutiger zeit nur noch hirnrissig.

    der vermögenssektor ist durch die 10 jahre Wahnsinn der Zentralbanken extrem aufgebläht und sprengt ganze Gesellschaftsordnungen. am ende steht dann wahrscheinlich wie immer der krieg.

    08:07 Uhr, 16.05.2018
  • benz49
    benz49

    Wie sagte schon Augustinus von Hippo

    Nimm das Recht weg - was ist dann ein Staat noch anderes als eine große Räuberbande?" [1]

    07:33 Uhr, 16.05.2018
  • JürgenSK
    JürgenSK

    Wir müssen es wie die Italiener machen...so wenig wie möglich Steuern zahlen...dort soll es ja immens viele Ein-Mann- Unternehmen geben, die schwarz arbeiten. In Bäckereinen gibts zwei Regale..eines mit Nudeln uns solchen Zeugs und eins mit Backwaren, Backwaren werden alle schwarz kassiert...die Italiener bauen sich einen Villa am Strand und wir zahlen Steuern ohne Ende, die der Staat dann ausserdem noch an Fremde verschenkt. Der Staat bekommt nie genug, man kann ihn nur zur Vernunft bringen, indem man ihn schröpft....oder mit landesweiten Demos den Wahnsinn stoppt, dazu gleich Forderungen stellen, wie Abschaffung der Zeitarbeit ( das gehört ins Mittelalter!!! )

    22:44 Uhr, 15.05.2018
  • einfach
    einfach

    es gibt in deutschland sicher mehr als 10 mio. menschen, die froh wären wenn sie in der lage wären ordentlich steuern und sozialabgaben zu zahlen.

    je höher die steuer und sozialabgaben sind, desto weniger menschen müssen mit einem hungerlohn auskommen.

    wir sollten so viel druck wie möglich auf gewerkschaften und politik ausüben, dass der mindestlohn deutlich erhöht wird und dass es keine ausnahmen davon gibt.

    am sinnvollsten wäre es den mindestlohn auch auf die wohnsituation anzupassen, da eine wohnung in einer großstadt deutlich teuerer ist als auf dem dorf und in kleinstädten.

    wer dann mit dem spruch kommt dass wir uns dass nicht leisten können, sollte lieber einmal den blick in den spiegel werfen und sich fragen warum denn sein lohn bezahlt werden kann.

    20:08 Uhr, 15.05.2018
  • Gänseblümchen
    Gänseblümchen
    19:52 Uhr, 15.05.2018
    2 Antworten anzeigen
  • Schuby
    Schuby

    Traurig ist doch nur, dass schon fast jeder zweite Euro für Sozialausgaben ausgegeben wird, anstatt Geld endlich mal in die zerfallende Infrastruktur zu stecken....

    19:15 Uhr, 15.05.2018
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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