Kommentar
08:47 Uhr, 05.01.2016

Wie der erste Handelstag, so das Jahr?

Dass das Jahr holprig begonnen hat, haben inzwischen alle mitbekommen, aber was bedeutet das für den Rest des Jahres? Bedeutet es überhaupt etwas? Eine kleine Börsenstatistik.

Die US Börsen beginnen das Jahr mit einem Minus von ca. 2 %. Das ist für amerikanischer Verhältnisse tiefrot - sogar so tiefrot, dass man es schon fast als historisch bezeichnen kann. Grafik 1 zeigt die Performance der ersten Handelstage seit 1900. Zuletzt gab es einen größeren Verlust am ersten Handelstag im Jahr 1932. Das ist natürlich beeindruckend. Aber was bedeutet das?

Generell muss man sagen, dass ein Handelstag mit einer Performance von -2,3 % oder weniger durchschnittlich alle 50 Handelstage vorkommt. Früher oder später fällt ein solcher Handelstag auf den ersten Tag des Jahres. Das lässt sich kaum verhindern. Es fällt einem da schwer diesem Tag eine besondere Bedeutung beizumessen. Trotzdem tun es viele. Es heißt ja nicht umsonst: wie der erste Handelstag, so das Jahr.

Grafik 2 zeigt die Jahresperformances des Dow Jones seit 1900, wenn der erste Handelstag positiv oder negativ war. Auf den ersten Blick erkennt man da keine Systematik, doch es gibt sie. Daran ändert auch nichts, dass das bisher schlechteste Jahr (-53 % im Jahr 1931) positiv begann.

Das bisher beste Jahr (88 % Plus im Jahr 1926) begann positiv, das zweitbeste Jahr negativ (66 % im Jahr 1933). Trotz eines wilden Hin und Hers kann man gewisse Schlüsse ziehen. Der erste Schluss, der häufig gezogen wird, ist wenig sinnvoll. Jahre, die negativ beginnen, haben eine 50 %-ige Wahrscheinlichkeit, dass sie auch negativ Enden. Das entspricht der Wahrscheinlichkeit eines Münzwurfs (Grafik 3). Was soll man damit anfangen?

Schöner ist es, wenn ein Jahr positiv beginnt. Dann ist die Wahrscheinlichkeit eines guten Abschlusses relativ hoch und liegt bei 76 %. Nun hat das Jahr nun einmal negativ begonnen und die Wahrscheinlichkeit, dass es auch so endet, liegt bei 50 %. Wenn man sich bei diesem Münzwurf irrt, dann verpasst man möglicherweise ein sehr gutes Jahr. Jahre, die negativ starteten, aber positiv endeten, zeigten eine durchschnittliche Rendite von 18 %. Die durchschnittliche Rendite eines Jahres, welches negativ begann und auch im Minus endete, lag historisch bei -13,7 %.

Mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 % gewinnt man also durchschnittlich 18 % oder verliert mit gleicher Wahrscheinlichkeit 13,7 %. Unter Strich und über viele Jahre hinweg macht es Sinn investiert zu bleiben. Die Rendite von Jahren, die negativ beginnen, ist im Gesamtdurchschnitt noch immer positiv und liegt bei immerhin 2,3 %. Die Rendite von Jahren, die positiv beginnen, liegt im Durchschnitt bei gut 10 % (Grafik 4).

Was kann man als Anleger daraus schließen? Eigentlich nicht besonders viel. Das Jahr ist noch lange nicht gelaufen. Momentan kann man eigentlich nur sagen, dass die Wahrscheinlichkeit für einen positiven Jahresabschluss bei 50 % liegt.

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  • Peter Zumdeick
    Peter Zumdeick

    Hallo Herr Schmale.

    Zunächst ein frohes Neues Jahr. Ich lese Ihre Artikel immer sehr gerne.

    Zu diesem Artikel:

    In dem Artikel sprechen Sie (mathematisch gesprochen) ja häufig von "BEDINGTEN WAHRSCHEINLICHKEITEN".

    Bsp. Wenn erster Handelstag negativ, dann ist die Wahrscheinlichkeit für positiven Jahressaldo 50% usw.

    Man kann jedoch aus Graphik 2 eindeutig erkennen, dass auch die Zeit eine die Wahrscheinlichkeit bedingende Determinante ist.

    Soll heißen: Grob gesprochen kommen Sie bei derselben Auswertung zu ganz anderen Wahrscheinlichkeitswerten, wenn Sie nur die Daten ab 1945 betrachten.

    Nach 1945 scheint es erkennbar zu einen Paradigmenwechsel in den Daten (z.B. hinsichtlich der Volatilität usw.) gekommen zu sein.

    11:57 Uhr, 06.01. 2016

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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