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19:07 Uhr, 12.04.2002

Wie CEOs die Wirtschaftserholung einschätzen

Die Erholung der Wirtschaft geht - primär bedingt durch die Wiederauffüllung der Lager der Unternehmen - bisher stark voran. Doch die Gewinnentwicklung der Unternehmen scheint diese Bewegung nicht mitmachen zu können. In Folge die Top-CEOs mit Stellungnahmen zu der Wirtschaftserholung.

"Wenn man den Volkswirten zuhört, dann sprechen sie über eine Wirtschaftserholung. Aber die Unternehmen sehen diese nicht, vielleicht haben wir einen Punkt erreicht, wo sich die Dinge nicht weiter verschlechtern, oder wir bewegen uns am Boden entlang. Ich gehe davon aus, dass wir eine schwache, kraftlose Erholung haben werden. Es könnte eine Erholung werden, die sich zwar in den Daten, nicht aber in Profiten wiederspiegelt," so Bill Esrey von Sprint.

"Wenn die Leute über eine Erholung der Konjunktur sprechen ist das in etwa so, als würde man Schweine mit Lippenstift schminken," so Ron Sargent von Staples.

"Die Wirtschaft kann sich freilich erholen, aber die Dinge bleiben im Einzelhandel weiter unter Druck. Der Verbraucher sucht Sonderangebote und kann diese überall finden," so Alan Lacy von Sears Roebuck.

"Die einen Marktsegmente erholen sich freilich schneller als andere. Das Halbleiter Produktgeschäft und der Bereich Halbleiter Test Equipment haben sich bereits ein wenig erholt, während das Geschäftsfeld für den Telekommunikations Sektor weiterhin schwach ist," so Ned Barnholt von Agilent Technologies.

"Ich gehe davon aus, dass sich die Wirtschaft in diesem Jahr erholen wird. Das erste Quartal sieht schon sehr gut aus, das liegt wohl primär daran, dass die Unternehmen ihre Lagerbestände wieder aufstocken. Der US-Verbraucher befindet sich in einer sehr guten Verfassung. Das war die erste Rezession, wo auch Immobilienpreise gestiegen sind. Verbraucher konnten eine Menge Kapital freischaufeln, indem sie ihre Immobilien refinanzierten," so Sandy Weill von Citigroup.

"Eine langsame, schrittweise Erholung ist wahrscheinlich. Und genau danach haben wir unseren Zukunftsplan ausgerichtet," so Marce Fuller von Mirant.

"Der Werbesektor soll in diesem Jahr um 1 oder 2 Prozent ansteigen. Die CEOs überlegen sich, ob sie Geld für Werbung ausgeben oder es auf das mindeste beschränken. Sollten die Unternehmen Geld für Werbung ausgeben, dann klingen sie danach, als seien sie zuversichtlich, ihre Quartalsergebnisse nach Plan präsentieren zu können," so Mel Karmazin von Viacom.

"Der Ausblick für den Finanzdienstleistungssektor ist gut. Wir erwarten weiter niedrige Zinssätze, und die Orders nach Kapitalgütern sollten besonders im Technologie-Sektor ansteigen," so Dick Kovacevich von Wells Fargo.

"Die Gesamtwirtschaft wird stagnierendes Wachstum im Einzelhandelssektor in diesem Jahr auslösen, in den nächsten zwei Jahren können moderate Zuwächse erwartet werden," so Bob Nardelli von Home Depot.

"Wir haben signifikante Entlassungswellen im Hightech- und Tourismus-Sektor gesehen, was sich für uns in Kundenverlusten und unbezahlten Rechnungen niederschlägt. Ein Umschwung im Telekommunikationssektor muss durch eine fortgeschrittene Wirtschaftserholung ausgelöst werden," so Duanne Ackerman, BellSouth.

"Wir stehen an der Schwelle eines langfristigen Aufwärtstrends in der Verteididungsindustrie. Die Erhöhung der Ausgaben des Präsidenten für Verteidigungsgüter, wozu auch die Abwicklung und die Forschung & Entwicklung gehören, hätten zu keinem besseren Zeitpunkt eintreffen können, bedenkt man die Schwierigkeiten, die vor uns liegen," so Daniel P. Burnham von Raytheon.

"Der gesamte Immobiliensektor wird im nächsten Jahrzehnt wachsen. Der Verbraucher benötigt 16 Millionen neue Eigenhäuser. Sie werden 64 Millionen neue Häuser kaufen. Und um diese Anschaffungen zu finanzieren und refinanzieren, braucht der Konsument 16 Billionen Dollar an Immobilienkrediten," so Franklin D. Raines
von Fannie Mae.

"Während die Wirtschaftserholung begonnen hat, konnte sie sich bisher nicht auf unser Geschäft auswirken. Der Schlüssel wird für uns eine Erholung der Gewinne sein, erhöhte Investitionen der Unternehmen, und, was vielleicht am wichtigsten ist, ein höheres Vertrauen der Investoren und Unternehmen, dass durch die jüngsten Skandale stark torpetiert wurde," so Henry M. Paulson Jr. von Goldman Sachs.

"Viele Unternehmen haben die Erneuerungen ihrer PC-Systeme in den letzten Quartalen immer wieder verschoben - man kann dies aber nicht für immer tun," so Michael Dell von Dell Computers.

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