Widrige Zeiten für Solarindustrie
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München (BoerseGo.de) – Nach Jahren des dynamischen Wachstums wirft die Finanzkrise nun deutliche Schatten auf die erfolgsverwöhnte Solarindustrie. Die anhaltende globale Rezession und die dadurch drastisch verschärften Kreditkonditionen könnten die zukünftigen Bedingungen für die Industrie dauerhaft beeinflussen. Sowohl die geringere Kreditvergabe durch Banken als auch die Streichung von Subventionen - beispielsweise in Spanien - führten zu einem ausgeprägten Nachfrageeinbruch, berichtete unlängst das Wall Street Journal. Als Folge könnten die Verkaufszahlen von Solarzellen nach aktuellen Schätzungen im laufenden Jahr um bis zu 20 Prozent einbrechen.
Um dem erwarteten Absatzeinbruch entgegenzuwirken, senken viele Solarzellenhersteller derzeit die Preise und stellen geplante Kapazitätsausweitungen zurück. Bekannte Hersteller wie die deutsche Q-Cells AG und die norwegische Renewable Energies INC. sehen sich gezwungen, ihre ambitionierten Geschäfts- und Ergebnisprognosen nach unten revidieren. Analysten erwarten im laufenden Jahr eine annähernde Halbierung der pro Watt erzielbaren Preise auf gerade einmal 2 US-$. „Vergangenes Jahr konnten wir gar nicht genug Solarzellen herstellen, um mit der Nachfrage Schritt halten zu können“ kommentierte Anton Milner, CEO von Q-Cells. „Jetzt ist es ein Käufermarkt geworden, die Kunden kommen und fragen ob sie niedrigere Volumina zu günstigeren Preisen haben können“.
Doch die sinkenden Preise haben nicht nur Nachteile: Die Kosten zur Erzeugung von Energie aus Solarstrom sinken mit den Preisen für die Module. Somit wird Solarenergie insgesamt wettbewerbsfähiger gegenüber der Erzeugung aus konventionellen Energieträgern. Auf die lange Sicht mag die derzeitige Entwicklung somit positiv für die Solarindustrie sein, kurzfristig bleibt der Ausblick aber extrem schlecht. Einige Beobachter wie etwa Dan Reid, Analyst bei Collins Steward, sehen bleibende Veränderungen am Markt. Die Zeiten der hohen Gewinnmargen könnten seiner Ansicht nach der Vergangenheit angehören, dafür sei mit deutlich steigenden Volumina zu rechnen. Von einem solchen Trend würden in erster Linie Billighersteller, beispielsweise die chinesische Trini Solar Ltd. profitieren.
Hoffnung für die Solarindustrie lässt sich gegenwärtig vor allem aus den massiven Konjunkturpaketen in Staaten wie den USA, China und Japan schöpfen, die Unterstützungsmaßnahmen für den Ausbau regenerativer Energien enthalten. Auch der Kampf gegen den Klimawandel dürfte in den kommenden Jahren für zusätzliche Impulse sorgen. Dennoch bleiben die Aussichten gegenwärtig schlecht. Nach einer Studie der Londoner Beratungsfirma New Energy Finance brach das Finanzierungsvolumen von Projekten mit Bezug zu erneuerbaren Energien gegenüber dem letzten Quartal um annähernd die Hälfte auf 11,5 Milliarden US-$ ein, berichtete das WSJ.
Auf diese Bedingungen reagiert Q-Cells mit Kostenkürzungen und Entlassungen von Zeitarbeitern, auch der Bau einer Fertigungsstätte für Module wurde verschoben. Wichtiger als diese Maßnahmen erscheint aber die Erschließung neuer Geschäftsfelder: Um den Preisschwankungen von Solarmodulen weniger ausgesetzt zu sein, ist das Unternehmen seit dem vergangenen Jahr auch selbst in der Projektentwicklung tätig.
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