Kommentar
17:00 Uhr, 29.09.2024

WhiteBIT CEO: Wie die ukrainische Krypto-Plattform dem russischen Angriffskrieg trotzt

Wie der russische Angriffskrieg das Geschäft von WhiteBIT verändert hat, warum die Krypto-Börse bereits in der Champions League mitspielt und bis zu welchem Jahr unser Finanzsystem grundlegend disruptiert sein wird, erklärt der Gründer und Geschäftsführer Volodymyr Nosov im Interview mit BTC-ECHO.

Die Krypto-Handelsplattform WhiteBIT hat in Europa noch das Image eines Hidden Champion. Obwohl weniger bekannt als Coinbase oder Binance, ist WhiteBIT nicht weniger erfolgreich. Nicht nur ist man Global Partner des FC Barcelona, auch die Handelsvolumina und das Dienstleistungsangebot brauchen sich nicht vor der namhaften Konkurrenz zu verstecken.

Noch beeindruckender: Die Krypto-Börse stammt aus der Ukraine, trotze dem russischen Angriffskrieg und legte in den vergangenen zwei Jahren einen beachtlichen Wachstumskurs hin. Ihr Gründer und Geschäftsführer, Volodymyr Nosov, ist fest entschlossen, diesen Weg fortzusetzen und sich noch stärker in Richtung Europa zu orientieren. Wie genau hat er im Interview mit BTC-ECHO auf der Token2049 in Singapur verraten.

BTC-ECHO: WhiteBIT kommt aus der Ukraine. Wie hat der russische Angriffskrieg euer Unternehmen beeinflusst?

Volodymyr Nosov: Ja, ich bin ursprünglich aus der Ukraine und der Großteil unseres Unternehmens besteht ebenfalls aus Ukrainern. Unsere Firma ist in Charkiw, einer Stadt, die nur 35 Kilometer von der russischen Grenze entfernt liegt, ansässig. Mit Beginn des Krieges haben wir jegliche Geschäftsbeziehungen zu Russland beendet – keine Registrierungen, keine Zahlungen in Rubel mehr. Wir sind eine der wenigen Börsen, die das vollständig durchgesetzt hat.

Seitdem liegt unser Fokus komplett auf Europa. Obwohl wir aus der Ukraine stammen, ist Europa ebenfalls unsere Heimat. Heute haben wir 1.100 Mitarbeiter und zehn Büros weltweit. Unser Hauptsitz befindet sich jetzt in Spanien.

Wo siehst du das größte Wachstum für euer Unternehmen?

Wir konzentrieren uns in erster Linie auf die technische Entwicklung unserer Produkte und B2B-Kooperationen. Sobald wir diese Verbindungen aufgebaut hatten, begannen wir mit größeren Fintech-, Bank- und Telekommunikationsunternehmen zusammenzuarbeiten. Dies hat uns geholfen, in neue Regionen zu expandieren, darunter Australien, Georgien, das Vereinigte Königreich und die Türkei. Dennoch bleibt Europa unser Hauptmarkt, und wir wachsen weiterhin in verschiedenen europäischen Ländern.

Plant ihr, eine MICA-Lizenz zu beantragen?

Ja, wir arbeiten derzeit mit verschiedenen Lizenzen in Europa, unter anderem in Spanien, Litauen, Tschechien und Polen. Wir bereiten uns auf die MICA-Ära vor, die 2025 beginnt, und planen, unsere Dienstleistungen in ganz Europa anzubieten. Für Krypto-Börsen wird MiCA wie ein EU-Pass funktionieren. Sobald man alle Anforderungen für MiCA in einer Region erfüllt, kann man in 27 Ländern tätig sein. Außerdem arbeiten wir an Lizenzen in Dubai, der Türkei und bald auch in Großbritannien und der Schweiz.

Auf welche Produkte wollt ihr euch besonders konzentrieren?

Wir haben uns auf die Entwicklung von Blockchain spezialisiert, wobei unser Vorzeigeprodukt WhiteBIT eine Vorreiterrolle spielt. Es hat bemerkenswerte Ergebnisse erzielt, mit einem Handelsvolumen von über 1 Billion US-Dollar auf den Spot- und Futures-Märkten im Jahr 2024, mehr als 5,5 Millionen Kunden und über 1.000 B2B-Partnern.

Zusätzlich zu WhiteBIT bieten wir Dienstleistungen wie Whitepay für Zahlungen, WhiteEX für Aufladekarten und den Handel mit White Market CS2 Skins an. Wir haben auch eine Bank in Georgien, die Kryptokartenlösungen anbietet. Unsere Vision ist es, die Einführung neuer Finanztechnologien für Web2-Unternehmen wie Marktplätze, Telekommunikationsunternehmen, Banken usw. zu vereinfachen. Wir bieten umfassende Backend-Lösungen und APIs, sodass sich die Kunden auf ihr Front-End konzentrieren können, während wir uns um die Technologie kümmern. Indem wir mit etablierten Instituten zusammenarbeiten, helfen wir ihnen, ihren Kunden innovative Dienstleistungen anzubieten, sodass die Menschen neue Technologien leichter annehmen können, ohne ihre Gewohnheiten komplett ändern zu müssen.

Wie lange denkst du, wird die Integration neuer Technologien dauern?

Wir befinden uns gerade in einer Phase, in der das alte Geld in neues Geld übergeht. Das alte Finanzsystem wandelt sich in ein neues Finanzsystem. Wichtige Entwicklungen beginnen in den USA mit den börsengehandelten Fonds und den regulatorischen Änderungen, ebenso wie in der EU. Angesichts dieser Dynamik wird es wohl noch etwa zwei Jahre dauern, bis die neuen Technologien in großem Umfang integriert sind. Bis 2030 wird das gesamte Finanzsystem anders aussehen.

Welche Rolle spielen institutionelle Anleger für euch?

Institutionelle Investoren sind für die gesamte Branche wichtig. Die “alten” Finanzsysteme verändern sich, und Institutionen sind oft die Entscheidungsträger. Die nächste Generation wird mehr auf Transparenz und nachprüfbare Beweise achten, und Bitcoin ist ein Beispiel dafür, mit 15 Jahren internationaler Prüfung.

Wie siehst du den Krypto-Markt in den kommenden sechs bis zwölf Monaten?

Statistisch gesehen geht der Markt nach 180 Tagen nach dem Halving in eine Aufwärtsphase über. Ich erwarte, dass der Markt in den nächsten sechs bis zwölf Monaten wieder steigen wird und wir möglicherweise neue Höchststände erreichen.

Möchtest du noch etwas hinzufügen?

Ja, ich möchte meinen Dank an Deutschland aussprechen. Euer Land und eure Regierung haben viel für das ukrainische Volk getan. Das bedeutet mir und uns sehr viel. Vielen Dank!

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