Kommentar
17:12 Uhr, 31.03.2021

WeWork - Wird das IPO nach dem Beinahe-Bankrott ein Erfolg?

Es ist keine zwei Jahre her, da kollabierte WeWork von einer Bewertung von 47 Mrd. auf 8 Mrd. USD. Der Börsengang musste abgesagt werden. Jetzt wird er nachgeholt. Sollten Anleger dabei sein?

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  • WEWORK INC. CL.A DL-,0001
    Kursstand: 11,270 $ (NASDAQ) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
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  • WEWORK INC. CL.A DL-,0001 - Kurs: 11,270 $ (NASDAQ)

Wie in den letzten Monaten üblich, geht WeWork nicht durch einen klassischen Börsengang an die Börse, sondern über die Fusion mit einem Blankoscheckunternehmen. Da das Blankoscheckunternehmen, mit dem WeWork fusioniert, bereits an der Börse handelt, können Anleger bereits jetzt Aktien vom zukünftig gelisteten WeWork kaufen. Das Blankoscheckunternehmen ist BowX Acquisition (ISIN US1030851067).

WeWork wird dabei mit 9 Mrd. USD bewertet. Durch den Börsengang erhält es über 1,2 Mrd. USD zusätzliche Barmittel. Doch nach dem spektakulären Kollaps vor weniger als zwei Jahren fragt man sich, ob dieser Börsengang nicht zum Scheitern verurteilt ist.

Der Kollaps war selbst verschuldet. Bis zur Veröffentlichung des Prospekts war eigentlich alles in Ordnung. Softbanks Vision Fund war ein Großinvestor. Das hatte Gewicht. Softbank hatte bisher ein glückliches Händchen bei der Auswahl von Unternehmen. Die Gewinne waren enorm.

Der Börsenprospekt legt allerdings das offen, was bisher verborgen war. Kaum jemand hatte geahnt wie unprofitabel das Geschäftsmodell war. Das war allerdings nicht das größte Problem. Der Gründer und CEO hatte einen exzentrischen Lebensstil und nutze WeWork, um etwa einen Firmenjet anzuschaffen, mit dem er wohl mehr privat als geschäftlich unterwegs war.

Ein fragliches Geschäftsmodell zusammen mit einem CEO, der sich selbst zu bereichern schien, ist keine gute Mischung. Der CEO wurde letztendlich abgesetzt. Einen Börsengang gab es dennoch nicht. Zunächst musste die Schieflage des Unternehmens behoben werden. Diese Schieflage lässt sich unter anderem an der viel zu schnellen Expansion erkennen.

Die Belegungsquote fiel praktisch ab Gründung des Unternehmens (Grafik 1). Die Margen bei der Vermietung von Büroräumen sind ohnehin nicht traumhaft. Sinkt dann auch noch die Belegung, wachsen die Verluste. Genau das ist geschehen.

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Bei einem Umsatz von 1,8 Mrd. USD im Jahr 2018 schrieb das Unternehmen fast 2 Mrd. USD Verlust (Grafik 2). Die Bewertung des Unternehmens stieg dennoch auf einen Rekord von 47 Mrd. USD. Zu diesem Zeitpunkt war noch nicht transparent, wie schlecht das Management war.

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Unter der verschwenderischen Geschäftspolitik war das Modell hoffnungslos. Das wurde Investoren nach Veröffentlichung des Börsenprospekts klar. Die Bewertung kollabierte auf 8-10 Mrd. USD. Der CEO wurde abgesetzt.

Inzwischen wurde aufgeräumt. Trotz Coronakrise blieb der Umsatz mit 3,2 Mrd. USD im vergangenen Jahr konstant. Die Verluste sind dennoch enorm. Fundamental hat sich jedoch viel verändert. WeWork ist kein Startup mit Allüren mehr, sondern vielmehr ein relativ professioneller Vermieter von Büroräumen. Das klingt weniger verlockend als das Vorhaben, die Welt des Arbeitens zu revolutionieren. Es ist aber am Ende genau das, was WeWork ist, ein Vermieter von Büroräumen.

Das ist ein Modell, das grundsätzlich funktioniert. Immobilienunternehmen gibt es seit Jahrzehnten und das recht erfolgreich. WeWork ist natürlich darauf angewiesen, dass Menschen temporäre Arbeitsplätze buchen.

Der Trend zum flexibleren Arbeiten hat vor Jahren begonnen und dürfte sich weiterhin fortsetzen. Die Coronakrise könnte dabei sogar hilfreich sein. Arbeitnehmer wollen flexibler darin sein, wo sie arbeiten und wann sie arbeiten. Unternehmen denken darüber nach, die fest gemietete Fläche zu reduzieren und könnten einen Teil der Arbeitsplätze z.B. über WeWork anbieten.

Das Geschäftsmodell hat Potenzial, wenn das Management professionell ist. Investoren scheinen daran zu glauben. Neben dem Blankoscheckunternehmen, das 480 Mio. an Geld einbringt, legen weitere Investoren 800 Mio. obendrauf. Das ist ein großer Vertrauensbeweis. Die Risiken sind weiterhin groß. Dank des Kollaps vor 2 Jahren ist WeWork nun aber relativ sinnvoll bewertet. Wer einen langfristigen Zeithorizont hat und Risikokapital übrig hat, kann es wagen.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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