Wer wird die nächste Abby Joseph Cohen?
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Ein renommiertes US-Magazin macht sich in der aktuellen Ausgabe auf die Suche nach der nächsten Abby Cohen und lässt ihre Karriere Revue passieren.
So war die Top-Analystin wegen ihrer bullishen Einstellung eine der Beliebtesten ihrer Gilde und die Leser wurden sogar mit ihren persönlichen Gewohnheiten betraut.
So wurde uns mitgeteilt, dass sie in einer "schönen und freundlichen Wohngegend in Queens (The Independent)" lebt, "ein Teil in New York, wo sie aufgewachsen ist (The South China Morning Post)."
"Sie ist bekannt für ihre einfachen, angemessenen Schuhe und Anzüge (The Washington Post)," und "sie lehnt es ab, in der Limousine zu fahren, die Goldman Sachs sehr gerne anbieten würde (Barron's)," sondern "der Träger des Bullenmarktes nimmt in der Frühe einen Bus und pendelt zur Wall Street (The Wall Street Journal)."
Doch mit dem starken Kursrückgang, besonders im Internet-Sektor, haben auch die Meldungen und Geschichten über Abby Cohen ein jähes Ende gefunden. Im vergangenen Jahr fiel sie in der jährlich durchgeführten Institutional Investor's Umfrage von Platz 1 auf den Platz 3 zurück. Der Guru hat den Raum verlassen, und niemand ist da, der den offenen Platz besetzt.
"Niemand hört den Jungs wie einst zu," so Jim Volk, Trader bei D.A. Davidson.
Die Schwierigkeit an der gegenwärtigen Situation kann man an zwei Punkten festmachen. Zum einen ist der Aktienboom, wie er zu Zeiten Abby Cohens und Henry Blodgets herrschte, weit in die Vergangenheit gerückt. Viele, die hauptsächlich den Analystenempfehlungen folgten, haben sich andere Strategien zugelegt oder sich ganz vom Aktienmarkt abgewand.
Zum anderen gibt es noch jene Analysten, die in der jüngsten Vergangenheit Recht hatten, aber davor falsch lagen. Zu diesen gehören Byron Wien von Morgan Stanley, Doug Cliggott von J.P. Morgan und Rich Bernstein von Merrill Lynch. All diese Analysten waren sehr pessimistisch eingestellt, als der Aktienmarkt im Jahr 2000 seinen Höchststand erreichte. Allerdings waren sie auch schon das Jahr davor Pessimisten.
"Man braucht sowas wie einen Schauspieler, nicht einfach jemanden, der Meinungen verbreitet," so Meir Statman, Professor im Bereich Finanzen an der Santa Clara University. Über Bernstein sagt er "Rich war bullish und bearish und im allgemeinen lag er richtig. Aber er hat eine Glatze!" (Bernstein schrieb als Antwort per eMail: "Einen Moment bitte... Was ist mit Yul Brynner, Michael Jordan and Telly Savalas?????)
Auch wenn die Rally nun irgendwann wieder beginnt, wird es wohl eine lange Zeit dauern, bis ein Guru sich durchsetzen kann. Viele der Strategen, die nun wieder bullish sind, waren auch zum Höchststand des Marktes bullish. Lehman Brothers' Jeffrey Applegate könnte zwar jetzt wieder gute Aktien empfehlen, aber der Großteil der Anleger würde ihm nicht folgen, da sie seine Empfehlungen aus der Vergangenheit noch all zu gut kennen.
Statman ist davon überzeugt, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis ein Guru an den Finanzmärkten am selbstverschuldeten Ende seiner Karriere steht.
"In allen Zeiten stehen die Menschen den Finanzmärkten ehrfürchtig gegenüber und suchen nach jemandem, der ihnen den Weg zeigt. Dieses Bedürfnis ist nicht aufgelöst," so Statman. "Die Leute lernen es nie - sie schlussfolgern, dass sie wie bei den Lotteriezahlen bei letzten Mal das falsche Los gezogen haben, beim nächsten Mal wird schon das richtige dabei sein."
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.