Wer trägt die Kosten der Corona-Krise?
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Aktienanleger kann man fast als Profiteure der Krise bezeichnen. Viele Indizes haben in Rekordtempo neue Allzeithochs erreicht. Dieses Kursfeuerwerk hatte Kosten. Regierungen überall auf der Welt nahmen Schulden auf wie selten, teil wie nie zuvor. Rettungsschirme, Kurzarbeit, Direktzahlungen usw. müssen finanziert werden. Notenbanken stellten die Finanzierung sicher. Das mussten sie auch. Im März vor einem Jahr wollten Anleger selbst als sicher geltende Staatsanleihen nicht mehr haben. Alles wurde liquidiert. Ohne Notenbanken hätte es ein Desaster geben. Sie sorgten aber nicht nur für kurzfristige Liquidität, sondern zumindest bis jetzt dafür, dass ein Großteil der neuen Staatsschulden gleich wieder vom Markt verschwindet. Insbesondere Großunternehmen konnten sich sehr günstig Geld beschaffen. Sie können die Krise aussitzen. Viele Kleinunternehmen wie das Restaurant nebenan können das nicht. Auch wenn es nicht beabsichtigt war, so kommen Großunternehmen mehrheitlich gut durch die Krise und es sind diese Unternehmen, die an den Börsen gehandelt werden. Aktionäre konnten sich über ein Kursfeuerwerk freuen. Was liegt da näher als ihnen einen Teil der Gewinne wieder wegzunehmen? Irgendjemand muss ja die Schulden abzahlen...
Dass die Schulden wieder abgezahlt werden sollen, stellte Großbritannien unter Beweis. Der Unternehmenssteuersatz soll 2023 von 19 % auf 25 % steigen. Der Steuersatz für Einkommen bleibt unverändert, allerdings wird die Bemessungsgrundlage nicht mehr mit der Inflation indexiert. Steigt der Lohn aufgrund von Inflationsausgleich, kann man so in einen höheren Tarif fallen.
Der Großteil der Steuererhöhung entfällt jedoch auf Unternehmen. Als Aktionär ist man Anteilseigner. Aktionären bleibt weniger vom Gewinn übrig. In Großbritannien steigt der Steuersatz um ein Drittel. Das ist enorm. In den USA könnte der Steuersatz ebenfalls ansteigen, von 21 % auf 28 %.
Aktionären bleibt sehr viel weniger Gewinn. Entsprechend müssen auch die Bewertungen an der Börse auf Steuererhöhungen reagieren. Bisher tun sie das nicht. Steuererhöhungen scheinen weit weg und wer weiß schon, ob sie wirklich kommen...
Großbritannien scheint wild entschlossen. Bei einem Haushaltsdefizit von 200 Mrd. Pfund in den letzten 12 Monaten ist das auch notwendig. Deutschland häufte in den letzten 12 Monaten ebenfalls ein Defizit von 200 Mrd. an (allerdings in Euro). In den USA waren es fast 3,5 Billionen Dollar (siehe Grafik).
Noch gehen Anleger davon aus, dass die Finanzierung der Schulden durch die Notenpresse ein Dauerzustand ist. Großbritannien stellt diese Annahme in Frage. Das sind sogar gleich zwei schlechte Neuigkeiten. Der Staat dürfte weniger ausgeben und dazu noch die Steuern erhöhen. Wie der Aktienmarkt da immer neue Rekorde erreichen soll, sei dahingestellt.
Clemens Schmale
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