Wer "parathym" ist, ist als Trader im Vorteil?
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In dem Beitrag von Brett N. Steenbarger empfand ich vor allem den Abschnitt bemerkenswert, in dem er von einem erfahrenen Trader namens Everett Klipp berichtet. Bezgl. kurzfristigen Tradings habe sich Klipp wie folgt geäußert : „Sie müssen es lieben Geld zu verlieren, und hassen Geld zu verdienen um erfolgreich zu sein…was ich lehre und tue ist konträr zur menschlichen Natur. Sie müssen ihre Menschlichkeit ablegen.“ Klipps Systems habe darin bestanden, schnell Profite zu realisieren (daher die Idee, es zu hassen Geld zu verdienen), jedoch noch schneller Verluste zu realisieren (also die Idee, es zu lieben Geld zu verlieren).
Hierzu ist mir eine Begrifflichkeit aus der Psychiatrie und Psychoanalyse eingefallen, beides Fächer, die ich während meines Medizinstudiums begleitet habe. Und zwar geht es um den Begriff der "Parathymie". Bei der Parathymie (affektive Inadäquatheit) handelt es sich um eine Störung der Affektivität. Die Störung zeigt sich darin, dass eine Dissonanz zwischen dem gegenwärtigen Erleben und dem Gefühlsausdruck besteht. Gefühl und Reaktion stehen in genauem Gegensatz zueinander. Als Beispiel wird in Lehrbüchern oft die Situation eines bei einer Beerdigung lachenden Menschen angeführt. Ein weiteres Beispiel eines parathymen Verhaltens ist jenes des Soldaten, dessen Kameraden vor seinen Augen getötet wurden und der darüber beginnt laut zu lachen. Parathymie ist "unbewußt". Die betreffende Person ist sich des "Fehlverhaltens" nicht bewußt. Wenn wir einen Menschen bewußt anlächeln, obwohl wir diesen (warum auch immer) absolut nicht leiden können, liegt selbstverständlich keine Parathymität vor. Parathymität liegt aber dann vor, wenn wir einen Menschen eigentlich sehr sympathisch finden, diesem gegenüber aber unbewußt ablehnend und abweisend auftreten. Solche Menschen haben oft hochgradige Schwierigkeiten in der sozialen Interaktion.
Nun. Wieso hole ich soweit aus und erläutere Ihnen gerade diese Begrifflichkeit?
Die Antwort liegt in Klipps Äußerung " ... was ich lehre und tue ist konträr zur menschlichen Natur ..."
Er trifft mit dieser Äußerung meines Erachtens den Nagel auf den Kopf. Im Grunde genommen muß man als Trader, aber auch Investor lernen, sich "konträr zur menschenlichen Natur" zu verhalten. Wie oft wird mir von Anlegern auf Messen und Seminaren berichtet, dass sie eigentlich, um Gewinne zu erzielen, genau das Gegenteil dessen hätten machen müssen, was sie bisher anlagetechnisch getan hatten. Kaufen, wenn sie eigentlich verkaufen wollen. Und verkaufen, wenn sie eigentlich kaufen wollen. Bezogen auf Trading- und Investmentaktivitäten sind "parathym handelnde" Menschen also im Vorteil, so krass sich das jetzt auch liest. Denn der parathym handelnde Mensch ist nicht mit dem "emotionalen Schmerz" konfrontiert, den der "Normale" empfindet, wenn er genau das Gegenteil dessen tun muß, was er eigentlich innerlich will.
Meine Damen, meine Herren, kommen wir zum Ende dieses kleinen thematischen Exkurses.
Ich wünsche Ihnen (wie auch immer) kontinuierliche Profite an der Börse.
Ihr Harald Weygand - Head of Trading bei GodmodeTrader.de
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