Kommentar
16:21 Uhr, 20.05.2009

Wenn die Kapitalerhöhungen der Banken durch sind, geht es wieder abwärts

Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

war die dreitägige Korrektur am Montag-Mittwoch-Freitag letzter Woche genug, um die überkauften Indikatoren wieder abzukühlen und die Bullen wieder zu neuer Kraft anzuspornen? Das anhaltend niedrige Handelsvolumen an den Märkten würde eigentlich eine Korrektur nahe legen, doch der Mangel an Hinweisen darauf, dass die zuletzt zu sehende Verringerung der Fallgeschwindigkeit der Weltwirtschaft sich wieder beschleunigt lässt Verkäufer auf der Seitenlinie warten. Ohnehin stehen die von André Tiedje genannten Kursziele an den Hauptmärkten weiter aus. Ich beobachte selbst die Marke von 9379 Punkten im Dow Jones. Sie ist das aus Elliotwellensicht ermittelte Kursziel von meinem Kollegen André Tiedje, das ich als mögliche Wendemarke am Aktienmarkt im Blick behalte. Dabei müssen wir uns die Frage stellen, welche Kräfte die Märkte im März aber auch in den Wochen bis heute nach oben getrieben haben. Es ist vor allem die Lockerung der Bilanzierungsrichtlinien, die den von Investment- zu Geschäftsbanken umgewandelten Finanzinstituten in den USA ermöglichte, einen ganzen Monat (Dezember) aus den Bilanzen aus dem ersten Quartal zu streichen. Sie konnten so gute Zahlen melden, da das Gros der Abschreibungen aus der Finanzkrise in den Dezember gesteckt wurde. Im Rahmen des TARP-Programmes von US-Finanzminister Geithner können sich Banken außerdem gegenseitig toxische Wertpapiere wie CLOs abkaufen – was Mark-to-Market-Bewertungen umwandelt in faktisch virtuelle Bewertungen. Die gute Stimmung und der Glaube an das Ende der Finanzkrise hat die Bankenaktien wieder kräftig steigen lassen, was den Banken zu ihrer eigenen Rekapitalisierung ermöglicht, Kapitalerhöhungen am Markt durchzuführen. Wenn diese Kapitalerhöhungen beendet sind und die Banken wieder über ausreichend Kapital verfügen, werden die Bids in den Orderbüchern wieder verschwinden und die Kurse werden erneut nach Süden drehen. Doch noch ist nicht die Zeit dafür.

Viel Erfolg bei Ihren Börsengeschäften
Ihr Jochen Stanzl
Chefredakteur Rohstoff-Report.de

p.s. meine Marktkommentare können Sie wöchentlich im Rohstoff-Report lesen, den Sie unter www.rohstoff-report.de kostenfrei abonnieren können.

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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