Kommentar
16:19 Uhr, 17.02.2004

Weniger Zuversicht in Euroland

1. Die ZEW-Konjunkturerwartungen haben sich im Februar erneut eingetrübt, sie sanken von 72,9 auf 69,9 Punkte. Damit blieb der Februarwert unter den Erwartungen (Bloomberg: 72,0 Punkte, DekaBank: 71,0 Punkte). Die Lagebeurteilung verbesserte sich von -74,9 Punkten auf -70,2 Punkte und blieb ebenfalls hinter den Erwartungen zurück (Bloomberg und Dekabank: -68,0 Punkte).

2. Schon seit längerem erwarten wir eine Normalisierung der ZEW-Konjunkturerwartungen. Mit dem zweiten Rückgang in Folge ist diese jetzt im Gange. Die Argumente, die für den aktuellen Rückgang gesprochen haben, besitzen auch in den kommenden Monaten Gültigkeit. Allen voran ist hier der starke Wechselkurs des Euro zu nennen. Bislang beunruhigte er nur einige Prognostiker - wie uns -, doch in der Zwischenzeit mehren sich die Stimmen, die zur Vorsicht mahnen. Von mehreren Unternehmen - zuletzt von Peugeot - kamen Meldungen von allmählich stärker werdenden Belastungen durch die Eurostärke. Die Exporterwartungen in den Umfragen des ifo-Instituts und im Rahmen der Einkaufsmanagerindizes nehmen wieder ab. Schließlich haben zwei der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute eine Abwärtsrevision ihrer Prognose wegen der Eurostärke vorgenommen (HWWA) bzw. in Aussicht gestellt (IWH), was von den befragten Finanzmarktanalysten sicherlich auch wahrgenommen wurde. All das unterstreicht, dass die Eurostärke, wenn sie anhält oder noch weiter zunimmt, ab der Jahresmitte zusehends die konjunkturelle Erholung abbremsen kann.

An dieser Stelle kommt der Binnennachfrage und vor allem dem Konsumenten eine Schlüsselrolle zu. Wenn der Konsument nicht diese Bremseffekte kompensieren kann, dann ist die Wachstumsabschwächung nicht vermeidbar. Derzeit lässt jedoch die geringer als angekündigte Entlastung der Haushalte durch die teilweise vorgezogene letzte Stufe der Steuerreform in Verbindung mit den Belastungen aus der Gegenfinanzierung und der Gesundheitsreform noch keine Konsumfreude aufkommen.

Schließlich scheint der Reformeifer der Bundesregierung zu erlahmen. Statt der erhofften Lorbeeren erntet die Bundesregierung vor allem Kritik, und die Wahlumfragen signalisieren eine sinkende Zustimmung. Dies lässt angesichts der anstehenden Wahlen in diesem Jahr wenig Gutes für den Reformeifer erwarten und wird von den Finanzmarktanalysten entsprechend quittiert. All das spricht auch für die Zukunft für eine weitere Konsolidierung der ZEW-Konjunkturerwartungen.

3. Die bessere Beurteilung der Konjunktur passt zum Prognoseprofil für das Bruttoinlandsprodukt und scheint - auch mit Blick auf die Vergangenheit - ein realistischeres Abbild der wirtschaftlichen Verfassung zu geben. Für die kommenden Monate ist mit einer weiteren Verbesserung des Indikators für die Einschätzung der konjunkturellen Lage zu rechnen.

Euroland

4. Die ZEW-Konjunkturerwartungen für Euroland sind erstmals nach drei Anstiegen wieder leicht zurückgegangen von 80,1 Punkten im Januar auf 75,6 Punkte im Februar. Wie auch in Deutschland ist dies eher als Normalisierung denn als Zeichen eines kommenden Abschwungs zu werten. Dass der konjunkturelle Schwung nicht allzu stark ist, zeigen die heute veröffentlichten Produktionsdaten vom Dezember für Euroland, die mit +0,2 % gegenüber dem Vormonat zwar den Markterwartungen weitgehend entsprachen (Bloomberg: 0,3 % mom, DekaBank: 0,0 % mom), aber nach der abwärts revidierten Vormonatsveränderung von -0,1 % ist dieser Wert alles andere als berauschend. Gegenüber dem entsprechenden Vorjahreswert nahm die Produktion im Dezember arbeitstäglich bereinigt um 2,3 % zu.

5. Die höchsten Produktionszuwächse verbuchten dieses Mal Portugal (+0,9 %), Deutschland (+0,5 %) und Finnland (+0,4 %). Große Schrumpfungen verzeichneten Irland (-2,9 %), Luxemburg (-2,7 %) und die Niederlande (-2,4 %). Bezogen auf die Gütergruppen veröffentlichte Eurostat nur für die Investitionsgüter einen Rückgang (-0,2 %), ansonsten stieg die Produktion - am stärksten bei der Energie (+0,6 %) und bei den Vorleistungsgütern (+0,4 %).

6. Für Euroland wie auch für Deutschland gilt, dass die konjunkturelle Dynamik nicht mehr allzu stark zunehmen wird. Ab der Jahresmitte ist damit zu rechnen, dass die Bremswirkungen durch den starken Euro und die restriktivere Fiskalpolitik sich stärker auf die Konjunktur in Euroland auswirken als die Schubwirkung der weltwirtschaftlichen Erholung. Dass es zu einer Abschwächung kommt, wird von den ZEW-Konjunkturerwartungen jetzt angedeutet, dass die aktuelle konjunkturelle Erholung nicht gerade mit überschäumendem Schwung vonstatten geht, das zeigen die Industrieproduktionszahlen für Euroland.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 131 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands.

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