Weniger Startup-Neugründungen 2023
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Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones) - Im Jahr 2023 wurden in Deutschland trotz schwächelnder Wirtschaft und vieler Unsicherheiten nach Angaben des Startup-Verbands fast 2.500 Startups gegründet. Gegenüber dem Vorjahr sei das jedoch ein Rückgang von knapp 5 Prozent. Mit 468 Gründungen ist Berlin demnach Spitzenreiter bei den absoluten Gründungen. Das gelte nun auch wieder mit Blick auf die Einwohnerzahl, hier hatte sich im Vorjahr München auf Platz 1 geschoben. "Unter dem Strich gab es in beiden Städten aber weniger Neugründungen als in den vorherigen Jahren, der Gründungsmotor in den beiden Hotspots stottert also", betonte der Verband.
Berlin sei mit einem Rückgang von 7 Prozent und München sogar mit einem Rückgang von 13 Prozent konfrontiert. Hamburg dagegen verzeichne entgegen dem Bundestrend ein Wachstum um 10 Prozent. Auffällig sei die Dynamik forschungsstarker Gründungsstandorte wie Darmstadt, Karlsruhe oder auch Heidelberg - hier schlummerten Deutschlands große Potenziale. Um deutsche Universitäten entständen zunehmend innovative Startups, die wissenschaftliche Durchbrüche schnell in die unternehmerische Praxis brächten. Diese Entwicklung weiter zu stärken, sei insbesondere mit Blick auf die Rolle Deutschlands als Deep-Tech-Standort wichtig.
Auch wenn in den Großstädten Berlin, München und Hamburg ein Drittel aller deutschen Gründungen stattfänden, sei ihr Anteil seit 2019 kontinuierlich gesunken. Flächenländer wie Baden-Württemberg, Niedersachsen und Sachsen hätten 2023 ein breites Wachstum verzeichnet. Das unterstreicht nach der Analyse des Verbandes die zunehmende Bedeutung der Regionen jenseits der etablierten Startup-Hotspots. Der Rückgang an Neugründungen zeige sich in fast allen Branchen, wobei vor allem die Bereiche Food und E-Commerce vom schwachen Konsumklima getroffen seien. Dagegen könne der Software-Bereich gegenüber 2022 um 21 Prozent zulegen - hier erhofften sich Unternehmen und Kunden offenbar Digitalisierungsschübe und Effizienzgewinne.
Bemerkenswert sei zudem ein starker Anstieg im Energiesektor, trotz eines komplexen und stark regulierten Marktes brächten Startups hier neuen Schwung für die Energiewende. "Es ist beeindruckend, dass trotz globaler Krisen und zunehmender Unsicherheit fast 2.500 Startups in Deutschland gegründet wurden", sagte die stellvertretende Verbandsvorsitzende Magdalena Oehl. "Der Rückgang zeigt uns aber auch, wie schwierig aktuell das Finanzierungsumfeld ist - vor allem in den kapitalintensiven Hotspots." Deutschland müsse gerade jetzt einen stärkeren Gründer- und Unternehmergeist entwickeln, forderte sie.
Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com
DJG/ank/jhe
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